Als Ron Prosor 2015 das Amt des israelischen UN-Botschafters abgab, sagte er im Fernsehen mit Blick auf die anti-israelischen Tendenzen der Weltorganisation: „Manchmal habe ich mich gefühlt, als ob ich in der Spielshow 1 gegen 100 bin“. Seinem Nachfolger Danny Danon dürfte es nicht viel anders gegangen sein. Fünf Jahre hatte der heute 49-Jährige einen der wohl wichtigsten diplomatischen Posten des jüdischen Staates bekleidet. Mehrmals wurde seine Amtszeit wegen des politischen Durcheinanders in der Heimat verlängert. Inzwischen hat er seinen Posten tatsächlich abgegeben.
Danon hat in seiner Amtszeit große Gegensätze mitgemacht. In die erste Hälfte fiel die Abkühlung der Beziehungen zur US-Regierung unter Barack Obama nach Abschluss des Iran-Atomdeals. Geradezu eisekalt wurde es, als die USA eine Anti-Israel-Resolution kurz vor Ende der Obama-Präsidentschaft passieren ließen. „Beschämend“ sei das gewesen, sagte Danon im vergangenen Jahr der Onlinezeitung „Times of Israel“.
Wandel registriert
Auf Obama folgte Donald Trump mit seiner äußerst pro-israelischen Botschafterin Nikki Haley. Das Ergebnis: Danon kann jetzt von sich behaupten, Israel auf der internationalen Bühne vertreten zu haben, als die Vereinigten Staaten Jerusalem als Hauptstadt und die Golanhöhen als Teil Israels anerkannten und damit einem historischen Schritt gleich den nächsten folgen ließen. Hinzu kamen der gemeinschaftliche Austritt Israels und der USA aus der UN-Kulturorganisation UNESCO sowie im Fall der USA auch aus dem UN-Menschenrechtsrat – und die Aufkündigung des von Israel immer wieder scharf kritisierten Iran-Atomdeals durch die Vereinigten Staaten.
Auch innerhalb der UN-Strukturen registrierte Danon positive Veränderungen. „Ich weiß nicht, ob man von einer Balance sprechen kann, aber es hat definitiv einen Wandel gegeben“, erklärte er einmal gegenüber dem Nachrichtenportal „Arutz Scheva“. Im Dezember 2015 erkannte die Staatenorganisation – kurz nach Danons Amtsantritt – erstmals einen jüdischen Feiertag als offiziellen UN-Feiertag an: Jom Kippur. Und 2016 wurde mit Danon erstmals in der Geschichte der Organisation ein israelischer Vertreter zum Vorsitzenden eines ständigen UN-Komitees gewählt. Gegenüber dem „Jewish News Syndicate“ (JNS) bezeichnete Danon das als den größten Erfolg seiner Amtszeit. Dabei hatten Kritiker mit der Ernennung des „Hardliners“ eher eine zunehmende Isolation Israels befürchtet.
„Niemand kann diese Geschichte ändern!“
In den israelischen Medien war Danon aufgrund seiner Auftritte auf diplomatischer Bühne sehr präsent. Gleich in seinem ersten Statement vor dem UN-Sicherheitsrat hatte er deutlich gemacht, dass er Konfrontationen nicht scheuen würde. Eine „heilige Pflicht“ sei es, das Volk Israel vor den Nationen der Welt zu repräsentieren, gab sich Danon in seinem etwas gewöhnungsbedürftigen, dafür aber auch charakteristischen israelisch-englischen Akzent kämpferisch. Seine Erklärung beendete er mit einem Zitat aus der Bibel: „Der Herr wird seinem Volk Kraft geben; der Herr wird sein Volk mit Frieden segnen.“ (Psalm 29,11)
Auch sonst spielte die Bibel während Danons Amtszeit eine ziemlich wichtige Rolle. Zuletzt zeigte er dem Sicherheitsrat im April – mit Kippa auf dem Kopf – eine Bibel als Ausweis des jüdischen Anspruchs auf das Land. Auch 2016 hatte Danon mit der Bibel argumentiert, die 3.000 Jahre jüdischer Geschichte beinhalte: „Niemand kann diese Geschichte ändern!“
Rückkehr in die Innenpolitik?
Den Posten Danons nimmt nun Gilad Erdan ein, der zuletzt als Sicherheitsminister in Benjamin Netanjahus Kabinett tätig war. Erdan war in der Vergangenheit auch schon für das Strategie-Ressort tätig und hat so bereits Erfahrungen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit sammeln können. Er wird bald auch das Amt des Botschafters in den USA übernehmen. Israelische Medien glauben, dass sich Netanjahu so einen potentiellen politischen Konkurrenten vom Leib halten will. Dasselbe hatten sie schon vor fünf Jahren mit Blick auf Danon vermutet.
Danon, dreifacher Familienvater und einstiger Knessetabgeordneter, der schon einmal gegen Premier Netanjahu für das Amt des Likud-Chefes kandidiert hat, will schon bald auf die innenpolitische Bühne zurückkehren. Mit Blick auf die ihm als Botschafter in der Vergangenheit auferlegte Zurückhaltung gibt er sich gegenüber JNS sogar ein wenig erleichtert: „Auch wenn ich es hinbekommen habe: Es fiel mir schwer, mich an das diplomatische Protokoll zu halten.“
Von: Sandro Serafin