ARIEL (inn) – Terroranschlag mit Todesfolge: Ein Palästinenser hat am Sonntagmorgen einen israelischen Soldaten an einer Kreuzung nahe der Siedlung Ariel erschossen. Der Täter griff den Soldaten zunächst mit einem Messer an und konnte sich dessen Waffe schnappen. Damit erschoss er ihn und nahm dann zwei vorbeifahrende Autos ins Visier, wobei er einen Zivilisten schwer verwundete. Dieser erlag am Montagmorgen im Medizinzentrum Rabin in Petach Tikva seinen Kopfverletzungen.
Mit einem dritten Auto, das angehalten war, trat der Palästinenser die Flucht an. Der Fahrer des Wagens – den Berichten zufolge ein Ausländer – hatte das Auto Hals über Kopf verlassen und den Motor laufen lassen, sodass der Palästinenser einsteigen und abhauen konnte. Kurz darauf schoss dieser an der Gitai-Avischar-Kreuzung – wenige hundert Meter weiter westlich von Ariel – auf einen Soldaten, der eine Mitfahrgelegenheit suchte, und verletzte diesen. Der Attentäter fuhr weiter zum Dorf Burkin, wo er das Auto verließ und die Flucht zu Fuß fortsetzte.
Der Angriff begann um etwa 9.45 Uhr Ortszeit. Die israelische Armee leitete unmittelbar nach der Tat eine umfassende Suche nach dem Attentäter mit Drohnen, Hunden und vielen Jeeps ein. Mehrere Dörfer und das Industriegebiet Barkan wurden gesperrt. Experten der Armee verhafteten den Bruder und Vater des Attentäters und vermaßen deren Wohnhaus, um es in Zukunft zu sprengen. Die Suche nach dem Täter dauerte am Montag an.
Offene Fragen
Am Sonntagnachmittag gab die Armee die Identität des ersten Todesopfers bekannt: Es handelt sich um den 19-jährigen Gal Keidan aus Be’er Scheva. Er wurde am Montagvormittag auf dem dortigen Militärfriedhof beigesetzt. Bei dem zweiten Todesopfer handelt es sich um den 47-jährigen Rabbiner Achiad Ettinger. Er hinterlässt seine Frau und zwölf Kinder. Seine Beerdigung fand am Montagnachmittag in Petach Tikva statt; zuvor wurde eine Trauerzeremonie in seinem Heimatort Eli im Westjordanland abgehalten. Der bei dem Anschlag zuletzt Verwundete, Alexander Dvorsky, wird derzeit weiter in Petach Tikva behandelt. Den Zustand des 19-Jährigen stuften die Ärzte am Montag noch als kritisch ein.
Zum Tathergang gibt es noch ungeklärte Fragen. Unbekannt ist etwa, weshalb die Kollegen des ermordeten Soldaten nicht reagiert haben, obgleich sie mit ihren Waffen an der dortigen Bushaltestelle wachten, um Terroranschläge zu verhindern. Dafür sind sie ausgebildet worden. Es wird spekuliert, dass sie vielleicht Angst hatten, strafverfolgt zu werden, falls sie ihre Waffen widerrechtlich einsetzen. Diese Scheu vor rechtlichen Konsequenzen wird in Israel schon länger debattiert; die Partei „Neue Rechte“ bestreitet unter anderem mit diesem Thema ihren Wahlkampf.
Unklar ist derzeit auch, wie die Armee den Attentäter identifiziert hat. Es handelt sich laut Armee um den 19-jährigen Omar Abu Lila aus Sawija im Norden des Westjordanlandes. Nach ersten Erkenntnissen der Armee handelte der Täter auf eigene Faust. Allerdings berichteten Augenzeugen, dass sie im Fluchtauto zwei Personen gesehen hatten; dies würde bedeuten, dass der Täter nicht allein gehandelt hat. Die israelischen Sicherheitsbehörden befürchten, dass es dem bewaffneten Attentäter gelingen könnte, sich nach Israel durchzuschlagen.
Rivlin: Terrorismus wird uns nicht besiegen
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu bekundete den Familien der beiden Todesopfer sein Beileid, ebenso wie Staatspräsident Reuven Rivlin. „Terrorismus wird uns nicht besiegen. Wir werden kämpfen und die widerwärtigen Mörder zur Verantwortung ziehen“, schrieb Rivlin auf Twitter.
Die Terrorgruppen Hamas und Islamischer Dschihad lobten den Anschlag. Dieser sei eine „natürliche Reaktion“ auf die „Verbrechen der Besatzung“. Die Hamas rief die Einwohner des Gazastreifens dazu auf, den Anschlag zu feiern. Laut einem Bericht der „Jerusalem Post“ wurden in dem Küstenstreifen nach dem Anschlag Süßigkeiten verteilt.
Der amerikanische Sondergesandte für den Nahen Osten, Jason Greenblatt, verurteilte den Anschlag. Die Reaktionen der Terrorgruppen nannte er „widerlich, aber nicht überraschend“. Er kam dabei auch auf die Politik der Palästinensischen Autonomiebehörde zu sprechen, die an Terroristen Gelder auszahlt: „Ohne Zweifel wird die Palästinensische Autonomiebehörde den Terroristen belohnen.“
Dieser Artikel wurde zuletzt am Montag, 18. März, um 17.03 Uhr aktualisiert.
Von: df / Ulrich W. Sahm