JERICHO (inn) – Etwa zehn Tonnen an Postsendungen sind in den vergangenen Tagen in Jericho angekommen. Die an Palästinenser im Westjordanland adressierten Briefe und Pakete hat Israel aus verschiedenen Gründen seit dem Jahr 2010 zurückgehalten. Sogar ein Rollstuhl aus der Türkei und Medikamente sind Teil der Lieferung gewesen.
Dass Israel einige Sendungen aus Sicherheitsgründen zurückgehalten habe, könne er verstehen, berichtet der Filialleiter Ramadan Ghasawi dem AFP-Korrespondenten Hossam Ezzedine in Jericho. Andere seien aus verwaltungstechnischen Gründen nicht weitergeleitet worden.
Ghasawi befürchtet, dass seine Mitarbeiter in den kommenden zwei Wochen allein mit der Sichtung dieser Sendungen zu tun hätten. In der Zwischenzeit türmten sich diese zu Hunderten in seiner Postfiliale in Jericho.
Direkte Zustellungen geplant
Wie Ezzedine berichtet, sagte der Kommunikationsminister der Palästinensischen Autonomiebehörde Allam Musa am Dienstag, die Kontrolle der Israelis beschneide die Wirtschaft und Bewegungsfreiheit der Bewohner des Westjordanlandes.
Die Postsendungen für Palästinenser im Westjordanland verwaltet derzeit Israel. Im September 2016 haben beide Seiten ein Abkommen unterschrieben, das eine direkte Zustellung von Postsendungen aus aller Welt in die palästinenisch verwalteten Gebiete ermöglicht. Ein Zeitplan wurde damals nicht vereinbart.
Wie der Koordinator der Regierungsaktivitäten in den (Palästinenser-)Gebieten (COGAT) gegenüber Israelnetz mitteilte, hat es bislang noch keine direkten Postsendungen an Palästinenser gegeben. Das Projekt befinde sich jedoch in „fortgeschrittenem Stadium“. Die Freigabe der Post sei als Geste zu verstehen, „die über den Geist des Buchstabens hinausgeht“.
Von: mh