PARIS (inn) – Das israelische Team kehrt mit zehn Medaillen von den Paralympischen Spielen in Paris zurück, die am Sonntagabend endeten. Damit war Israel so erfolgreich wie seit 20 Jahren nicht mehr.
Den größten Beitrag zu dem guten Ergebnis hat der Schwimmer Ami Dadaon geleistet: Er gewann vier Medaillen. Gold erlangte er über 100 und 200 Meter Freistil, Silber über 150 Meter Lagen und Bronze über 50 Meter Freistil. Der 23-Jährige startet in der Klasse S4. Er kam mit einer Zerebralparese auf die Welt. Als Kind begann er im Rahmen seiner Physiotherapie mit dem Schwimmen. Bereits vor drei Jahren in Tokio gewann er drei Medaillen.
In einem Interview nach seinem vierten Erfolg in Paris am Freitag wies Dadaon darauf hin, dass das paralympische Team zehn Medaillen nach Hause bringe und die Olympiamannschaft sieben. Diese Zahlen seien symbolisch, wie der 7.10. – der Tag des Terrormassakers: „Vielleicht erinnert uns Gott daran, dass wir nicht zum 6. Oktober zurückkehren sollen.“ Offenbar meinte er damit, dass die Israelis aus dem Massaker etwas lernen sollten.
Der erfolgreiche Paralympionike sagte außerdem, es sei für ihn eine „Freude, den Staat Israel und das jüdische Volk zu repräsentieren: Ich liebe euch, unsere Soldaten, die Familien der Geiseln, die Familien der Gefallenen, das gesamte israelische Volk“. Er habe die Unterstützung in jedem Augenblick gespürt, den er im Wasser verbrachte.
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Ebenfalls im Schwimmen gewann Mark Malyar Bronze über 100 Meter Rücken in der Klasse S8. Auch der 24-Jährige hat eine Zerebralparese. In Tokio gewann er drei Medaillen. Danach wurde er aufgefordert, in einer anderen Klasse zu starten – zusammen mit Athleten, die weniger stark eingeschränkt sind. Dennoch belegte er in dem 100-Meter-Wettbewerb den dritten Platz.
Gold im Taekwondo und Rudern
Eine weitere Goldmedaille für Israel gewann Asaf Jasur bei seinem paralympischen Debut im Taekwondo. Er trat in der Klasse bis 58 Kilogramm an. Im Finale besiegte er den Türken Ali Can Özcan. Der religiöse Jude erlitt kurz vor seinem 13. Geburtstag einen Stromschlag, als er einem Ball nachjagte. Dadurch verlor er beide Arme bis oberhalb des Ellenbogens.
Die 42-Jährige Ruderin Moran Samuel war das vierte Mal dabei: Nach ihrem Debüt 2012 in London hatte sie 2016 in Rio de Janeiro Bronze 2016 und in Tokio Silber gewonnen. In Paris holte sie Gold im Einer. Samuel erlitt mit 24 Jahren einen Rückenmarksinfarkt. Nun will sie ihre Karriere beenden und Platz machen für die nächste Generation der israelischen Para-Ruderinnen.
Im Mixed-Zweier gingen die 26-jährige Schachar Milfilder und der 41-jährige Druse Saleh Schahin gemeinsam an den Start. Dies erwies sich als ein gutes Duo: Sie gewannen Bronze. Als Milfelder zehn war, wurde ihr wegen einer Krebsdiagnose ein Teil des Beckens entfernt. Schahin wurde 2005 bei einem Terroranschlag verwundet, als er Wachmann an einem Grenzübergang zum Gazastreifen war.
Beim Rollstuhltennis setzte sich der 44-jährige Guy Sasson im Spiel um Bronze gegen den Türken Ahmet Kaplan durch. Er verletzte sich 2015 bei einem Snowboardunfall und ist seitdem unterhalb der Knie gelähmt. Paris scheint dem Israeli zu liegen: Bereits im Mai gewann er bei den French Open den Titel im Rollstuhltennis.
Historische Medaille im Goalball
Historisches erreichte das israelische Frauenteam im Goalball: Es gewann die erste paralympische Medaille für den jüdischen Staat in einem Mannschaftssport seit 1988 – damals holten die Männer in Seoul Silber im Sitzvolleyball.
Bei ihren bisherigen Teilnahmen in Rio und Tokio waren die Goalballerinnen nicht über das Viertelfinale hinausgekommen. Doch in Paris besiegten sie Kanada im Viertelfinale und China im Halbfinale. Das Endspiel verloren sie mit 3:8 gegen die Türkinnen, die damit das dritte paralympische Gold in Folge gewannen.
Beim Goalball bestehen die Mannschaften aus sechs Athleten mit Sehbehinderungen, von denen immer drei gleichzeitig auf dem Feld sind. Der Ball enthält Glöckchen und wird auf die jeweils andere Seite gerollt. Dort versuchen die Spieler, ihn ins gegnerische Tor zu bringen. Um der Chancengleichheit willen tragen alle während des Spiels Augenmasken. Für Israel gingen Gal Hamrani, Lihi Ben-David, Elham Mahamid, No’a Malka, Or Misrahi und Roni Ohajon an den Start.
Boykott und türkische Häme
Wie bereits bei den Olympischen Spielen in Paris waren die israelischen Athleten mit hohen Sicherheitsvorkehrungen, Drohungen und Boykottbemühungen konfrontiert. Der Tunesier Achraf Tayahi zog seine Teilnahme im Boccia gegen den Israeli Nadav Levi zurück, wie die Onlinezeitung „Times of Israel“ berichtet.
Eine Quelle in der tunesischen Delegation sagte der Nachrichtenseite „Al-Araby al-Dschadid“ mit Sitz in Großbritannien, die Entscheidung „stellt einen Sieg in der palästinensischen Sache dar“. Levi besiegte den Niederländer Marco Dekker, unterlag aber dann dem Brasilianer Maciel Santos und Luis Cristaldo aus Argentinien.
Im Taekwondo-Wettbewerb verweigerte der Iraner Saeid Sadeghianpour in der Klasse bis 63 Kilogramm seine Teilnahme, weil er gegen Adnan Milad hätte antreten müssen. Der israelisch-arabische Athlet erreichte automatisch die nächste Runde. Im Kampf um Bronze musste er sich dem Italiener Antonino Bossolo geschlagen geben.
Die türkischen Goalballspielerinnen Reyhan Yılmaz und Fatma Gül Güler sagten nach ihrem Sieg über Israel in einem Fernsehinterview: „Wir freuen uns sehr, Israel geschlagen zu haben. Wir widmen die Medaille der ganzen Türkei und unseren muslimischen Brüdern in Gaza.“
Schwimmer und Goalball-Kapitänin tragen Fahne
Dies tat der Freude der Israelis über das gute Abschneiden keinen Abbruch. In Tokio hatten israelische Athleten bei den Paralympischen Spielen neun Medaillen gewonnen. 2004 in Athen waren es 13, und nun zehn. Damit belegte Israel im Medaillenspiegel Platz 29 hinter Aserbaidschan und vor Mexiko.
Bei der Abschlusszeremonie am Sonntagabend im Stade de France durften der vierfache Medaillengewinner Ami Dadaon und die Kapitänin der Goalball-Mannschaft, Gal Hamrani, die Flagge tragen.
Der Vorsitzende des Israelischen Paralympischen Komitees, Mosche Matalon, sagte: „Nach unserer Ansicht haben Amit und Gal – wie der Rest der Delegation – eine ganze Nation bewegt und dem paralympischen Sport und dem Sport allgemein große Ehre gebracht – und dem gesamten Staat Israel.“ (eh)
5 Antworten
Zu diesem tollen Ergebnis mit 10 Medaillen unter emotionalem Stress wegen dem Kriegsgeschehen, kann man nur von ganzem Herzen gratulieren. Hämische Sprüche und Verweigerungen konnten dem Team nichts anhaben. Sie zeigten Mut und emotionale Stärke und unbändigen Kampfeswillen, das zeichnet die israelischen Athleten aus. Alles gut gemacht. Bravo! 🥇🥈🥉🎗🇮🇱🙏✡️
Intéressant, daß die türkischen Spielerinnen ihre Medaille den BRÜDERN in Gaza gewidmet haben. Mit Frauen und Frauenrechten haben es ja weder die heutige türkische Regierung noch die Pal-terroristen.
Auch ich gratuliere herzlich zu den 10 Medaillen für Israel. Welch Leistung für ein Team, das auch in Frankreich Anfeindungen ausgesetzt ist.
Schwimmer Dadaon hat sensationelle Erfolge zu verbuchen, herzlichen Glückwunsch !
Martin
Nicht nur der Schwimmer Dadaon sondern alle alle israelischen Teilnehmer habe diesen sensationellen Erfolg verbucht. Im übrigen bin ich der Meinung das man Sportler und Sportlerinnen die gegen einen Gegner auswelchemgrund auch immer, eine Sperre geben sollte die über den 4 Jahresrythmus hinaus geht. Das gilt auch für die „Normalen“ Olympischen Spiele. Ferner gehört diese Verbot auch für Kriegsführende Nationen
Glückwunsch an diese israelische Mannschaft. Und das unter all den Anfeindungen, die sie erleben mussten.