JERUSALEM / WIEN (inn) – Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat 85 österreichische Staatsbürger mit dem Titel „Gerechter unter den Völkern“ ausgezeichnet. Während der Nazi-Zeit hatten sie Juden das Leben gerettet.
Zu den Geehrten gehört Hermine Riss, die von 1942 bis 1945 eine Jüdin in ihrer Wiener Wohnung versteckt hatte. Ihr wurde der Titel postum verliehen. Danuta und Ewald Kleisinger, die mehreren Juden in Warschau Asyl gewährt hatten, erhielten die israelische Ehrenbürgerschaft. Danuta Kleisinger nahm sie für sich und ihren verstorbenen Ehemann von Israels Botschafter Dan Aschbel entgegen. Die beiden waren bereits seit 1996 „Gerechte unter den Völkern“.
Der österreichische Präsident Heinz Fischer wies bei einer Zeremonie im jüdischen Gemeindezentrum Wiens auf die Bedeutung dieser Auszeichnung hin. „Wir haben uns von einer einseitigen Theorie entfernt, nach der wir Opfer gewesen seien“, sagte er. Jahrelang hatten viele Österreicher ihr Land vorrangig als die erste Nation betrachtet, die von Deutschland unter Hitler annektiert wurde. Stattdessen hätten seine Landsleute nun „gelernt, die Angelegenheit ehrlicher und genauer zu betrachten. Sie sind zur öffentlichen Erkenntnis gelangt, dass es unter den Österreichern Opfer und Angreifer gab.“
„Gerechter unter den Völkern“ ist der höchste Titel, der von jüdischer Seite an Nichtjuden verliehen wird. Mit der Ehrung will die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem die Erinnerung an Nichtjuden wach halten, die in der NS-Zeit Juden halfen. Bisher hat die Jerusalemer Gedenkstätte 20.757 „Gerechte“ registriert – zu ihnen gehören der Industrielle Oskar Schindler und die niederländische Christin Corry ten Boom.