BERLIN (inn) – Als „Gerechte unter den Völkern“ hat die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem am Dienstag posthum Lothar und Johanna Kreyssig ausgezeichnet. Sie hatten im Jahr 1944 die Jüdin Gertrud Prochownik auf ihrem Hof in Brandenburg versteckt und so ihr Leben gerettet. Lothar Kreyssig hat die „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“ (ASF) vor 60 Jahren gegründet. Dort engagieren sich jedes Jahr Hunderte meist junge Menschen, indem sie Überlebende der Scho’ah begleiten, mit Menschen mit Behinderung arbeiten und sozial Benachteiligten helfen.
„Als Lothar und Johanna Kreyssig Gertrud Prochownik versteckten, retteten sie nicht nur ein Menschenleben, sie retteten ein Universum an Werten“, sagte der israelische Botschafter in Berlin, Jeremy Issacharoff, bei der Zeremonie. Er lobte die Organisation „Aktion Sühnezeichen“, die in seinen Augen bis heute „außergewöhnliche Arbeit mit Holocaust-Überlebenden und vielen anderen Aktivitäten“ leistet. Issacharoff überreichte die Medaille an den Sohn Jochen Kreyssig, der die Auszeichnung für seine Eltern entgegen nahm.
Ehrung kommt an einem „wichtigen und richtigen Zeitpunkt“
Die Geschäftsführerin von ASF, Dagmar Pruin, betonte, dass die Ehrung zu einem „wichtigen und damit richtigen Zeitpunkt“ komme. Sie bezeichnete die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen als „besorgniserregend“. „Rechtspopulistische und rechtsextreme Bewegungen gewinnen an Zulauf und wirken hinein bis in die Mitte der Gesellschaft“, sagte sie. Der Enkelsohn von Lothar und Johanna, Martin Kreyssig, sagte: „Johanna und Lothar sind Vorbilder für mitmenschliches Handeln. Sie sind auch Vorbilder für eine ungehorsame Zivilgesellschaft der bürgerlichen Mitte, die sich Minderheiten wie Mehrheiten entgegen stellt, um Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Verantwortung für das Leben zu schützen.“
Als „Gerechte unter den Völkern“ ehrt Yad Vashem Nichtjuden, die das eigene Leben riskierten, um Juden zu retten. Bis heute haben 26.973 Menschen diesen Titel erhalten. Darunter sind 616 Deutsche.
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Von: mm