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Wird Jerusalem 2012 zur Millionenmetropole?

JERUSALEM (inn) - Eine neue Studie des israelischen Innenministeriums schätzt die Einwohnerzahl der Hauptstadt Ende des Jahres auf über eine Million. Zudem rechnet sie bei gleichen Wachstumszahlen mit einer arabischen Mehrheit in den kommenden zwei Jahrzehnten. Die Studie ist nicht unumstritten.

Jerusalem ist Israels größte und gleichzeitig ärmste Stadt. Wie die Tageszeitung "Jerusalem Post" unter Berufung auf die Statistik meldet, lag die Einwohnerzahl Jerusalems am 31. Dezember 2011 bei 933.113. Somit lebten rund 80.000 mehr Menschen in der Stadt als im Jahr 2010. Bei gleichbleibendem Wachstum würden laut der Studie zum Jahresende mehr als eine Million Menschen in Jerusalem wohnen.

Jerusalem bald arabisch?

Für den Stadtrat Meir Margalit, welcher für den Geschäftsbereich Ostjerusalem der Stadtverwaltung zuständig ist, bringt die Statistik als weiteres Ergebnis zum Vorschein, dass der jüdische Anteil der städtischen Einwohner seine Mehrheit in spätestens 20 Jahren an die arabische Bevölkerung verlieren könnte. Derzeit sind 37,3 Prozent der Jerusalemer arabischer Abstammung, machen jedoch bereits 42 Prozent der unter 15-Jährigen aus.

Margalit sieht nur eine Möglichkeit, wie Jerusalem weiterhin mehrheitlich jüdisch bleiben könnte: "Ich persönlich habe kein Problem mit einem arabischen Bürgermeister, die Leute jedoch, die sich solche Sorgen um das ‚Jüdischsein‘ Jerusalems machen, müssen verstehen, dass wir einen arabischen Bürgermeister haben werden, wenn die Stadt nicht schnell geteilt wird. Es ist wünschenswert, dass sie dies so bald wie möglich verstehen, denn die demographische Uhr bleibt niemals stehen."

Unterschiedliche Zahlen des Zentralbüros für Statistik

Die Zensusdaten des israelischen Zentralbüros für Statistik geben derweil andere Zahlen an. Jerusalems Einwohner beziffert es aktuell mit 788.152. Die Differenz rühre laut einer Sprecherin des Ministeriums hauptsächlich daher, dass die neue Studie alle Personen beinhalte, welche ihre Adresse in Jerusalem registriert haben. Darunter zählten auch ausländische Teilzeit-Einwohner.

Meir Margalit sagt hingegen, dass die tatsächliche Einwohnerzahl durch das Statistikbüro unterschätzt würde. Subventionen von Regierungsseite, welche pro Einwohner bezahlt würden, fielen damit geringer aus als der Stadt tatsächlich zustünde. Der Stadtrat sieht die Studie als wichtige Warnung dafür, dass Jerusalem schneller wächst, als die Infrastruktur mithalten kann.

Margalit: Wachstum nicht ohne finanzielle Unterstützung tragbar

"Es macht mir Angst, weil ich mir nicht sicher bin, ob wir in der Lage sind, eine Millionenstadt zu verwalten", sagte er. Dafür fehle auch das Geld. "Tatsache ist, dass die meisten Einwohner Jerusalems arm sind. Eine Millionenstadt zu verwalten, wenn die meisten darin arm sind, bedeutet, dass man auf große Unterstützung durch die Regierung angewiesen ist. Ich bin mir nicht sicher, ob die Regierung daran interessiert ist, der Stadt die benötigte Hilfestellung zu geben, da das bis jetzt noch nicht passiert ist."

Das sogenannte "Jerusalem-Gesetz" sichert der Hauptstadt für dieses Jahr durch die Regierung Unterstützung in Höhe von umgerechnet knapp 42 Millionen Euro zu. Einer Untersuchung des stellvertretenden Bürgermeisters der Stadt, David Hadari, ergab derweil, dass jedoch rund 200 Millionen Euro benötigt würden, um Jerusalem "wieder auf die Füße zu stellen". Diese Summe zu erhalten, sei hingegen höchst unwahrscheinlich. "Der Staat muss die Hände in die Tasche stecken und uns Geld geben", meint Hadari und fügt hinzu: "Wir brauchen einen nationalen Notfallplan, dass Jerusalem ungeteilt und mehrheitlich jüdisch bleibt."

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