ASPEN (inn) – Die saudische Botschafterin in den Vereinigten Staaten, Prinzessin Reema Bint Bandar al-Saud, hat sich am vergangenen Wochenende zu mehreren brisanten Fragen geäußert, auch über Israel. Das Interview führte Andrea Mitchell vom Fernsehsender NBC. Es fand an prominenter Stelle bei der Eröffnungsveranstaltung des diesjährigen „Aspen Ideas Festivals“ in Aspen im US-Bundesstaat Colorado statt. Der Veranstalter, das Aspen-Institut, ist eine US-amerikanische Denkfabrik mit Sitz in Washington, D.C.
„Vision 2030“
Die 48-jährige Diplomatin ist die erste Frau, die das saudische Königshaus als Botschafterin einsetzt. Sie beantwortet die direkten Fragen souverän im Namen ihrer Nation, aber auch persönlich. Nur einmal weicht sie aus.
Nach der Menschenrechtslage in Saudi-Arabien befragt, bedauert sie, dass noch immer alte Gesetze in Verwendung seien. Täglich würden Menschen verhaftet und auch morgen werde es wieder Schlagzeilen geben. Leidtragende seien oft Frauen. Aber die „Vision 2030“ wolle das ändern. Es brauche nur Zeit.
Die „Vision 2030“ ist ein wirtschaftliches und gesellschaftliches Großprojekt, das Kronprinz Mohammed Bin Salman in die Wege geleitet hat. Ziele sind unter anderen der Ausbau erneuerbarer Energien und die Steigerung des Frauenanteils in der Erwerbstätigkeit. Auch der Bau der interkulturelle Planstadt „Neom“ ist Teil der Vision.
Reema al-Saud berichtet von konkreten Auswirkungen. Als sie 2019 das Königreich verließ, um im Juli in den USA als Botschafterin anzufangen, brauchte sie dazu die Erlaubnis ihres Vaters. Aber schon im August waren Frauen davon befreit.
„Israel soll blühen“
Die „Vision 2030“ sehe einen „integrierten Nahen Osten“ vor. Sie plädiert für eine „Zwei-Staaten-Lösung“. „Wir wollen ein blühendes Israel sehen. Wir wollen ein blühendes Palästina sehen“, sagt sie. „In der Vision 2030 geht es um einen geeinten, integrierten und blühenden Nahen Osten, und als ich zuletzt nachgesehen habe, war Israel dort. Wir wollen eine florierende Wirtschaft am Roten Meer.“
Saudi-Arabien unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu Israel. Es spielte aber eine entscheidende Rolle bei der Verwirklichung der Abraham-Abkommen im Jahr 2020 zwischen Israel und vier arabischen Staaten. Das Königreich macht die Aufnahme diplomatischer Beziehungen vom politischen Status der Palästinenser abhängig.
Normalisierung versus Integration
Saudi-Arabien strebe jedoch weder für sich noch für andere Nationen eine „Normalisierung“ der Beziehungen zu Israel an. Denn das bedeute lediglich, „nebeneinander zu existieren, aber getrennt“.
„Wir sagen nicht Normalisierung“, erklärt Prinzessin Reema, „wir sprechen von einem integrierten Nahen Osten, geeint als Block wie Europa, in dem wir alle souveräne Rechte und souveräne Staaten haben, aber wir haben ein gemeinsames Interesse.“ Integration bedeute, dass „unsere Mitarbeiter zusammenarbeiten, unsere Unternehmen zusammenarbeiten und unsere Jugend gedeiht“.
„Siedlungen sind ein Problem“
Die Politik der aktuellen israelischen Regierung in Bezug auf jüdische Siedlungen bezeichnete die Botschafterin als problematisch. Sie beklagte auch den anhaltenden Konflikt zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA).
„Ich denke, der Konflikt dauert schon so lange, dass psychologisch und emotional Mauern errichtet wurden, die sehr schwer zu überwinden sind“, sagt die saudische Prinzessin. Sie glaube, dass weder israelische noch palästinensische Mütter Raketen und den Tod ihrer Kinder feierten. Jede Lösung des Konflikts, fügt sie hinzu, müsse „mit gleichem Frieden und einem Leben in Würde für beide Parteien einhergehen“.
„Konflikt raubte mir den Vater“
Die saudische Gesandte sagt, sie habe ein begründetes Interesse an einem Ende des israelisch-palästinensischen Konflikts. Dabei verweist sie auf die Bemühungen ihres Vaters, Prinz Bandar Bin Sultan al-Saud, der bis 2005 Botschafter Saudi-Arabiens in Washington war.
„Ich trauere um diese 23 Jahre“, erklärt sie. Ihr Vater habe diese Jahre quasi im Flugzeug verbracht und versucht, den Konflikt im Nahen Osten zu lösen. „Nichts würde mir also mehr Freude bereiten, als Saudi-Arabiens erste Diplomatin in den Vereinigten Staaten von Amerika zu sein und eine Lösung für die palästinensisch-israelische Krise zu erleben, denn es ist eine Krise, die mich meines Vaters beraubt hat.“
„USA wichtigster Partner“
Nach den saudischen Beziehungen zum Iran gefragt, antwortet die Prinzessin, Riad „arbeitet an“ der Wiedereröffnung seiner Botschaft in Teheran. Ziel sei es, Spannungen in der Region abzubauen. Gleichzeitig stehe das Land „voll und ganz auf der Linie der USA und der US-Politik“, insbesondere, wenn es um regionale Aktivitäten im Nahen Osten gehe.
Eine der wichtigsten Forderungen Saudi-Arabiens im Gegenzug für eine Verbesserung der Beziehungen zu Israel ist US-Unterstützung beim Aufbau des eigenen Atomprogramms. Auf der Suche nach neuen Technologien werde das Königreich sich „immer zuerst an die USA wenden“. Mitchells Frage, ob sie notfalls auch woanders suchen würden, beantwortet Al-Saud ausweichend: Das Thema sei zu groß für die heutige Diskussion. (cs)
5 Antworten
Ich misstraue den arabischen Wünschen: Die Situation sieht nämlich für Israel düster aus. Iran steht kurz vor der Atombombe, Saudi-Arabien ist nicht mehr gegen den Iran, und Biden ist kein Israel-Freund. Darum geht es nur militärisch, schöne Reden aus Saudi-Arabien führen in die Irre.
Gott zu Abraham:
„Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ (Genesis 12,3)
Meiner Erfahrung nach das (mindestens) 123.te Bibel-Zitat auf den Kommentaren dieser Seite, das konkret nicht weiterhilft, Herr Dr.Haacker.
Was konkret wollten Sie nun zu dem eingestellten Beitrag der Redaktion sagen ?
Die Gewalt der Siedler ist nicht darauf zurückzuführen, dass die Regierung die Kontrolle über einige brutale Siedler verloren hat, sondern dass die Siedler die Kontrolle über die Regierung übernommen haben. Das wird den korrupten arabischen Golfpotentaten, die eine „Normalisierung“ mit Israel anstreben, auf die Dauer nicht egal sein können, denn dieses Faktum können sie auch nicht vor ihrer Bevölkerung verschleiern, die sie nicht zuletzt dank israelischer Überwachungs- und Spionagesoftware, in Schach halten.
@B.Luley v. – dile –
Dass manchen Siedlern b.d. staendigen arabischen Attacken auch mal der
Kragen platzt, ist nachvollziehbar. – Israel ist seit geraumer Zeit in Form von
Informatik u.spez. Technik ein expantierender Staat, was auch an Bedarf von
Gewerbe-u.Wohnflaechen einschliesst! – Desgleichen ist die agrarwirt-
schaftliche Notwendigkeit mit einbezogen! – Somit hat Israel das Recht,
seinen entspr. Flaechenbedarf in seinem Land auszudehnen, wo es erforder-
lich erscheint! – Internat. Vetraege, Treffen, Vereinbarungen hin oder her! –
Nie kam es zu einem einvernehmlichen Ergebnis!! –
Wenn jetzt die eingewanderten Beduinen/Araber, (frueher die Osmanen,
mit vermeintl. Besitz-Anspruechen / jued.Tempel-Areal/Omar-Moschee,
byzant.Kirche/Al-Aqsa-Moschee), Rechte behaupten zu koennen, u. heute
gewisse Teile ds. Landes als v. fremden Besatzern(Israel) unrechtmaessig
beansprucht, betrachten, so befinden sich alle Genannten auf dem „Holzweg“!! –
Zu keiner Zeit hat ds. kanaanitische Gebiet den Arabern gehoert, sondern ist
ueber Abraham vor fast 4.000 Jahren, durch goettl. Verheisung dem Volk
Israel zugesprochen worden!! – Der demokrat. Toleranz Isrl. ist es zu verdanken,
dass die aggressv. Hamas-Terroristen nicht schon laengst „vor die Tuer“ gesetzt
worden sind!! –