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Winzerin, Basketballtrainer und Mobbing-Opfer unter Fackelanzündern

Die Fackelanzünder für den Unabhängigkeitstag engagieren sich auf unterschiedliche Weise. Doch sie alle verbindet der Pioniergeist, der in diesem Jahr im Mittelpunkt steht.
Von Israelnetz

JERUSALEM (inn) – Verkehrsministerin Miri Regev (Likud) hat am Sonntag die Namen der Menschen bekanntgegeben, die am 75. Unabhängigkeitstag die zwölf Fackeln anzünden dürfen. Das zuständige Komitee hatte unter fast 5.500 eingesandten Vorschlägen zu wählen, wie Regevs Büro miteilte. Das Thema ist in diesem Jahr „Pionierarbeit“. Der Feiertag, „Jom HaAtzma’ut“, beginnt am Abend des 25. April.

Der Brigadegeneral der Reserve Avigdor Kahalani hat sich im Sechs-Tage-Krieg und im Jom-Kippur-Krieg verdient gemacht. Verteidigungsminister Joav Gallant (Likud) und sein Amtsvorgänger Benny Gantz (Staatslager) lobten die Entscheidung des Ausschusses, ihn zu einem der Fackelanzünder zu ernennen.

Kahalani saß von 1992 bis 1999 in der Knesset, dort vertrat er die Fraktion „Der Dritte Weg“ und die Arbeitspartei (Avoda). Unter Regierungschef Benjamin Netanjahu (Likud) war er zwischen 1996 und 1999 Minister für öffentliche Sicherheit. Später schloss er sich dem Likud an, kandidierte aber nicht mehr fürs israelische Parlament. Der 78-Jährige hat sich unlängst für Veränderungen im Justizwesen ausgesprochen – und dagegen, dass Reservisten aus Protest gegen entsprechende Pläne der Regierung ihren freiwilligen Dienst verweigern.

Schalom Assajag ist Schauspieler und Comedian, Moderator und Produzent. Während all seiner Jahre auf der Bühne und vor der Kamera sei er immer seinem Erbe und seinem Herkunftsort verbunden geblieben, schreibt die Zeitung „Ma’ariv“: Er wuchs im nordisraelischen Sirat HaKarmel auf. Dorthin waren seine Eltern zuvor aus Marokko eingewandert. Assajag kündigte an, seine Fackel angesichts der Spaltung in der israelischen Gesellschaft dem „Frieden zwischen uns“ zu widmen.

Innovation für Afrika und Wein aus Samaria

Auch Sivan Ja’ari darf bei der zentralen Feier mitwirken. Sie hat die Organisation „Innovation: Africa“ gegründet. Diese bringt neue Technologien in entlegene Gebiete in Afrika – für Landwirtschaft, Wasser und Energie. Nach eigenen Angaben hat die Organisation mittels israelischer Solar- und Wassertechnologie seit 2008 mehr als vier Millionen Menschen in zehn afrikanischen Ländern Zugang zu sauberem Trinkwasser und elektrischem Licht ermöglicht.

Ein erfolgreiches Weingut führt Vered Ben-Sa’adon, die aus den Niederlanden eingewandert ist, in der Siedlung Rechelim in Samaria. Grundlage für ihren Pioniergeist ist die biblische Prophezeiung aus Jeremia 31,5: „Du sollst wiederum Weinberge pflanzen an den Bergen Samarias.“ Das Weingut Tura hat bereits mehrere internationale Preise gewonnen und „gereicht der gesamten israelischen Winzergemeinschaft zur Ehre“, hieß es aus dem Komitee.

Nina Avidar Weiner stammt aus dem ägyptischen Alexandria. In den 1950er Jahren arbeitete sie in Frankreich und Israel bei der Jugendalija mit. Sie stellte fest, dass es vielen jugendlichen Einwanderern an Voraussetzungen für eine gute Ausildung fehlte. Also gründete sie 1977 mit anderen Israelis die „Israel Scholarship Education Foundation“ (Israelische Stiftung für Ausbildung mit Stipendien, ISEF) für junge Menschen aus Randgesellschaften. Die Stiftung unterstützte anfangs vor allem sephardische Schüler. Heute profitieren auch russische, äthiopische und drusische Jugendliche von dem Angebot.

Einsatz im Krankenhaus

Am Hadassa-Krankenhaus im Jerusalemer Stadtteil Ein Kerem arbeitet der Chirurg Avraham Rivkind. Er gehört zu den Pionieren der Traumabehandlung in Israel. In den vergangenen Jahren hat er vielen Terror-Opfern geholfen, mit ihrem jeweiligen Trauma umzugehen. „Seine Pionierarbeit hat unzählige Menschen gerettet, ohne jeglichen Unterschied wegen Religion, Rasse oder Geschlecht“, sagte Ministerin Regev. Mit seiner Menschenliebe, seiner Hingabe und unermüdlichen Energie ist Professor Rivkind ein Symbol für die israelische Traumamedizin.“

Gemeinsam mit ihm wird eine Drusin die Fackel entzünden: Chetam Hussein. Sie ist Ärztin am Rambam-Krankenhaus in Haifa und Spezialistin für Infektionskrankheiten. Derzeit leitet sie die Abteilung für Infektionsschutz und beaufsichtigt eine klinische Studie, die sich unter anderem mit
resistenten Keimen befasst. Zudem wurde sie zur stellvertretenden Direktorin des Krankenhauses in der nordisraelischen Küstenstadt Naharia ernannt. Während der Pandemie leitete Hussein zwei Abteilungen für Corona-Patienten.

Jugendliche, die wegen ihres unbotmäßigen Verhaltens oder einer kriminellen Vorgeschichte von der Armee abgelehnt werden, liegen Jehudit Negossa am Herzen. Sie ist Gründerin und Leiterin der Initiative „Chance auf Veränderung“. Dort erhalten junge Israelis mit einer problematischen Vergangenheit eine vormilitärische Vorbereitung. Für ihr Engament bei dem Rehabilitationsprogramm wurde Negossa ausgewählt, eine der Fackeln zu entzünden.

Nur mit verhülltem Gesicht kann der Kommandeur der Duvdevan-Einheit, Oberleutnant D., am Abend auf die Bühne kommen. Aus Sicherheitsgründen darf auch sein voller Name nicht bekanntgemacht werden. Die Armee hat ihn wegen seines Sendungsbewusstseins und seines Pioniergeistes vorgeschlagen. Der Vater von sechs Kindern begann seinen Militärdienst bei den Fallschirmbrigaden.
2014 wurde er während der Operation „Starker Fels“ gegen die Terrorinfrastruktur im Gazastreifen verwundet. Er habe aber darauf bestanden, weiter in Kampfeinheiten zu dienen. Bei der Duvdevan-Einheit trainiert er neue Soldaten und leitet Operationen.

Basketball, Landwirtschaft und Kampf gegen Mobbing

David Blatt machte als Basketballspieler und -trainer unter anderem in USA, Israel und Russland Karriere. Er trainierte Makkabi Tel Aviv und die israelische Nationalmannschaft. Bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London gewann das russische Team mit ihm als Trainer die Bronzemedaille. Im Jahr 2019 wurde bei Blatt Multiple Sklerose diagnostiziert. Infolge der MS-Erkrankung legte er seinen Trainerposten beim griechischen Club Olympiakos Piräus nieder, blieb aber zuversichtlich.

Erst 17 Jahre alt ist Re’ut Amichai. Sie arbeitet ehrenamtlich bei der landwirtschaftlichen Organisation „HaSchomer HaChadasch“ (Der neue Wächter). Diese hat das Ziel, junge Menschen in Zionismus und Landwirtschaft auszubilden. Sie sollen unter anderem Bauern unterstützen. Re’ut lebt seit etwa zehn Jahren in der von ihrer Familie gegründeten südisraelischen Gemeinschaftssiedlung Neta, nordöstlich von Be’er Scheva.

Ofek Rischon ist eine junge Frau, die als Schülerin Mobbing ausgesetzt war: Vom 1. bis zur 6. Schuljahr wurde sie aus der Klassengemeinschaft ausgeschlossen. Heute hilft sie Schülern in Israel, die Probleme haben. Sie habe „schwere persönliche Erfahrungen zu einer Quelle von Kraft und Sendung gemacht“, sagte Regev.

Ein Pionier aus Kurdistan

Rabbi Eliahu Zalach stammt aus Kurdistan. Der 91-Jährige kam als Jugendlicher ohne seine Eltern kurz vor der Staatsgründung 1948 ins Land und kämpfte in der Armee. 1969 gründete er mit anderen Israelis die Ortschaft Schetula nahe der Nordgrenze. Dieser war im Laufe der Jahre immer wieder Raketenbeschuss aus dem Libanon ausgesetzt. Zalach öffnete sein Haus für Soldaten ohne Angehörige in Israel, die in der Region ihren Dienst taten. Zudem setzte er sich dafür ein, Israelis das kulturelle Erbe der kurdischen Juden zugänglich zu machen.

Jedes Jahr beteiligt sich ein Vertreter der jüdischen Diaspora an der Zeremonie. Diesmal hat sich die Kommission für Sylvan Adams. Der Kanadier lebt abwechselnd in seiner nordamerikanischen Heimat und in Israel. Als Jugendlicher nahm er in den 1970er Jahren einen Widerspruch zwischen den Geschehnissen in Israel und der weltweiten Berichterstattung darüber wahr.

Geprägt von seiner jüdischen Gemeinde und einer zionistischen Erziehung suchte er als Erwachsener neue Wege, um Israel positiv darzustellen. So brachte er die Auftaktetappen des Giro d’Italia und ein Freundschaftsspiel der Fußballmannschaften von Argentinien und Uruguay nach Israel. Zudem setzte er sich dafür ein, dass die Sängerin Madonna 2018 beim Eurovision Song Contest in Tel Aviv auftrat.

Späte Bekanntgabe der Namen führt zu Spekulationen

Normalerweise kümmert sich das Ministerium für Kultur und Sport um die Auswahl der Fackelanzünder. Aber in diesem Jahr wurde Regev mit der Organisation der Zeremonie betraut. Sie war von 2015 bis 2020 Kulturministerin. Die Namen wurden ungewöhnlich spät bekanntgegeben, weniger als zehn Tage vor dem Unabhängigkeitstag. Die Zeitung „Yediot Aharonot“ spekuliert, dass die Kandidaten möglicherweise genau überprüft wurden. Denn die Regierung wolle vermeiden, dass sie sich während der Zeremonie kritisch zu der geplanten Justizreform äußern.

Die Fackeln stehen für die zwölf biblischen Stämme Israels. Eine von ihnen anzünden zu dürfen, gilt als eine der höchsten Ehren im jüdischen Staat. Insgesamt 14 Menschen wird diese Ehre zuteil. In zwei Fällen entzünden zwei von ihnen gemeinsam eine Fackel. (eh)

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