PARIS (inn) – Das palästinensische Team für die Olympischen Sommerspiele in Paris ist jetzt komplett. Acht statt ursprünglich sechs Männer und Frauen treten in den Disziplinen Boxen, Judo, Leichtathletik, Schießen, Schwimmen und Taekwondo an.
Zerstörte Sportinfrastruktur
Der Vorsitzende des Palästinensischen Olympischen Komitees, Dschibril Radschub, spricht seit Monaten über die durch den Krieg zerstörte Sportinfrastruktur im Gazastreifen. Außerdem seien mittlerweile mehr als 400 Sportler und Trainer getötet oder verwundet worden. Mit der Teilnahme an den Spielen in Paris „wollen wir das Leid des palästinensischen Volkes und das beispiellose Töten in Gaza zeigen“, sagte er.
Das Internationale Olympische Komitee fördert mit „Universitalitätsplätzen“ Sportler, die bei den Spielen unterrepräsentierte Länder vertreten. Im Prinzip kommt dafür jedes Land infrage, das in den vergangenen Jahren nur acht oder weniger Athleten entsenden konnte. Daraus ist nicht unbedingt auf schlechtere Trainingsbedingungen zu schließen. Kaum einer der palästinensischen Vertreter lebt und trainiert in den Palästinensergebieten.
Palästinenser bei Olympia
Im Jahr 1996 traten zum ersten Mal Palästinenser bei den Olympischen Spielen an. Laut Radschub haben sie aber noch nie so viel Aufmerksamkeit erfahren wie dieses Jahr.
Omar Ismail ist von den acht Athleten der einzige und gleichzeitig der erste in der palästinensischen Kampfsportgeschichte, der sich durch seine Leistungen für die Spiele qualifizierte. Er gewann in seiner Disziplin Taekwondo ein Qualifikationsturnier in China. Der dreimalige Arabische Meister sagte: „Alles dank meines großartigen Trainers und des palästinensischen Verbands, die das beste Unterstützungssystem sind, das man haben kann. Eine einmalige Chance; und jetzt bin ich einer olympischen Medaille einen Schritt näher.“
Bei einer Zeremonie in Ramallah sagte ein Minister der Palästinensischen Autonomiebehörde, die Athleten seien „Symbole des Widerstands“. Als solche verstehen sie sich auch. Der Boxer Wasim Abu Sal ist laut seinem Trainer durch den anhaltenden Konflikt in seiner psychischen Gesundheit stark beeinträchtigt. Der 20-Jährige trainiert 14 Stunden pro Woche für seinen Boxkampf in der Kategorie „Federgewicht“. Seinen eigentlichen Trainer Ahmed Harara kann er nur bei internationalen Wettkämpfen persönlich sehen. Dieser lebt in Kairo und besitzt nur eine Reiseberechtigung in den Gazastreifen, nicht aber ins Westjordanland.
Lebensmittelpunkt im Ausland
Andere Vertreter „Palästinas“ haben ihren Lebensmittelpunkt im Ausland. Einige haben nie in den palästinensischen Gebieten gewohnt. Die Schwimmerin Valerie Tarazi wurde in Illinois geboren. Sie hat die US-amerikanische und die palästinensische Staatsbürgerschaft. Ihre orthodox-christlichen Großeltern stammten aus Gaza. Tarazi nahm an den Arabischen Spielen 2023 in Algerien teil und gewann zwei Gold-, drei Silber- und eine Bronzemedaille. Sie identifiziert sich mit den Menschen in „Palästina“. Fast jeden Tag spreche sie mit ihren Verwandten in Gaza. „Im Namen Palästinas in Paris zu sein, ist eine sehr wichtige Sache, und an einem globalen Schwimmwettbewerb teilzunehmen, wenn es keine Trainingsplätze gibt, ist surreal“, erklärte sie in einem Interview.
Fares Badawi tritt in der Disziplin Judo an. Er kam im Jahr 2015 als syrischer Flüchtling nach Deutschland und studierte an der Universität in Braunschweig Bauingenieurwesen. In Syrien hatte er als Achtjähriger mit dem Kampfsport begonnen. Bereits drei Tage nach seiner Ankunft in Göttingen suchte er sich dort einen Judo-Club. „Judo ist mein Leben“, sagt er.
Der Schwimmer Yazan Al Bawwab wurde in Saudi-Arabien geboren, trainierte lange in Dubai, hat die palästinensische und die italienische Staatsbürgerschaft und lebt in Kanada. Dort studierte er Ingenieurwissenschaften sowie Luft- und Raumfahrttechnik. Er nahm bereits 2020 bei den Olympischen Spielen in Tokio teil. Seine Mission: Er möchte die Palästinenser vertreten, die unter der israelischen Bombardierung des Gazastreifens leiden, indem er auf der internationalen Bühne für Aufsehen sorgt. In seinem „Herzen“ und all seinen „Gedanken“ sei er Palästinenser. „Ich möchte den Menschen zeigen, dass die Palästinenser stark sind. Wenn wir eine Chance bekommen, werden wir sie nutzen.“
Neue Namen
Weniger Informationen gibt es über die beiden Leichtathleten, die dem Team nachträglich hinzugefügt wurden, sowie den Schützen Jorge Antonio Salhe. Der 49-Jährige tritt beim Wurfscheiben- oder auch „Tontauben“-Schießen an.
Mohammed Dwedar und Layla al-Masri sind die beiden Leichtathleten. Der 23-jährige Dwedar tritt als Mittelstreckenläufer an. Die 25-jährige Al-Masri ist seit 2023 für „Palästina“ international startberechtigt. Sie ist US-Amerikanerin. (cs)
10 Antworten
Und wieder haben wir das arme Opfer. Was ist mit dem WJL? Gibt es dort keine guten Sportler, sind diese nur im Gazastreifen? Sportinfrastruktur zerstört. Tja, da sollte man sich wohl bei der Hamas bedanken, die hat den unnötigen Krieg begonnen.
Und 400 Sportler / Trainer tot oder verletzt. Gilt das selbe. Den Krieg hätte es nicht geben müssen.
Christin, ich möchte jetzt in der BRD als Jude auch einen Sonderstatus. Bitte einen Sicherheitsbeamten. -Ironie off- France und Sportgremien sind ein Lügen Sumpf.
Du bekommst bestenfalls ein Hamasdreieck. Irre was abgeht.
Ist Ihnen bewusst, was dieses Dreieck bedeutet?
Ganz bei Ihnen. Ich habe ausserdem ein seltsames Gefühl, wenn ich lese, dass einer dieser Pseudo-Palästinenser Luft- und Raumfahrttechnik studiert. In Kanada. Er ist in Saudi-Arabien geboren. Wie war das noch mit den Attentätern des 11. September ? Sie stammten aus Saudi-Arabien und hatten entsprechende flugtechnische Kenntnisse…
Da werden wir bestimmt etliche palästinsische Fahnen im Publikum sehen und andere islamische Fingerzeige. 😁
…Mit der Teilnahme an den Spielen in Paris „wollen wir das Leid des palästinensischen Volkes und das beispiellose Töten in Gaza zeigen“…
Da bin ich wirklich gespannt. Will man bei der Olympiade sportliche Bestleistung zeigen oder möchte man als Opfer gefeiert werden?
Und für den Schwimmer YAB hat die Olympiade folgende Mission: Er möchte die Palästinenser vertreten, die unter der israel. Bombardierung in Gaza leiden, indem er auf der internat. Bühne „für Aufsehen“ sorgt. Was für ein Aufsehen? Ich hoffe, er sorgt mit guter sportlicher Leistung für Aufsehen.
Als ich ein Kind war gab es Simone de Beauvoir und Jean Paul Sartre, die man als französische intelektuelle Linke bezeichnen könnte. Die machten immer Reklame für ein friedliches Nebeneinander der beiden – Israel und Araber vor Ort – das klang sympathisch und verträumt. Es hat jedoch nicht den Terror der PLO verhindert und mit dem musste Frankreich noch nie in der Härte leben wie das kleine feine Israel. Ich habe den Eindruck als hätte ich das schon einmal erlebt. Auch damals hat es manchmal gute Projekte initiiert, der große Frieden ist nur bis heute ausgeblieben. Also weiter beten, es tröstet. * SHALOM!
Es ist die Gefahr, dass die Olympiade missbraucht wird und es viele „Palästina“-Kundgebungen geben wird.
Frankreich hat ja viele Israel-Hasser, und ich möchte keine Olympiade erleben, die für „Palästina“ missbraucht wird. Mein Wunsch wird nicht in Erfüllung gehen, es wird eine Anti-Israelische Veranstaltung werden.
Unverständlich! An der Olympiade nehmen Nationen teil – keine Regionen! Es gibt keine Nation mit Namen Palästina, wie kann mit einem Phantomstaat, mit etwas Nichtexistierendem so umgegangen werden? Alle Nationen erfüllen Vorgaben und haben folglich das Recht dabei zusein! Warum werden die Nationen, die die Regeln beachten nicht respektiert?