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Wieder Vandalismus gegen christliche Einrichtung in Jerusalem

JERUSALEM (inn) - Das Zentrum der Baptisten in Jerusalem ist in der Nacht von Sonntag auf Montag von Vandalen heimgesucht worden. Auf dem Parkplatz des Anwesens wurden die Reifen von mehreren Autos zerstochen. Graffiti an den Wänden des Gemeindezentrums und an einem der Autos verunglimpften das Christentum.

"Yeschu, Sohn der Maria, der Hure"; "Yeschu Hurensohn"; "Yeschu ist tot"; "Wir werden euch kreuzigen"; "Tod den Christen" und "Preisschild" war an den Sandsteinwänden des "Baptist House" in der Narkis-Straße am frühen Montagmorgen zu lesen.

"Yeschu" ist eine Verballhornung des hebräischen Namens "Yeschua". Manche deuten den Begriff als Akronym (Abkürzung) des Fluches "sein Name und sein Angedenken seien ausgelöscht". Wenige Stunden später hatten Mitarbeiter der Stadtverwaltung die Schmierereien bereits entfernt.

Zu Beginn der zweiten Februarwoche waren bereits ähnliche Graffiti am griechisch-orthodoxen Kreuz-Kloster unterhalb der Knesset und an der Hand-in-Hand-Schule, in der jüdische und arabische Kinder zweisprachig miteinander ausgebildet werden, aufgetaucht.

Zuletzt war im Oktober 2007 auf das Baptist House ein Brandanschlag verübt worden. 1982 war das alte Baptist House nach einem Anschlag bis auf die Grundmauern abgebrannt. Englisch-, hebräisch- und russischsprachige Gemeinden mit insgesamt etwa 500 Mitgliedern haben eine geistliche Heimat in dem Gebäude. Die südlichen Baptisten aus den USA sind seit etwa 80 Jahren missionarisch und diakonisch im Heiligen Land tätig.

"Preisschild": Auseinandersetzung um illegale Siedlungen

Weil der hebräische Begriff "Tag Mechir" – "Preisschild" – unter den Wandschmierereien aufgetaucht war, wurden sowohl von Politikern als auch von Medienvertretern extremistische jüdische Siedler aus dem nahegelegenen Westjordanland vermutet.

Hintergrund für die so genannten "Preisschild"-Anschläge, deren Ziel in der der Vergangenheit vor allem Moscheen in den palästinensischen Gebieten waren, ist eine seit längerem andauernde Auseinandersetzung um israelische Siedlungen im besetzten Westjordanland, die auch nach israelischem Recht illegal sind. In Nacht-und-Nebel-Aktionen räumen Armee und Polizei diese Außenposten, wobei es nicht selten zu gewalttätigen Handgreiflichkeiten kommt.

Die meist jugendlichen Siedlungsaktivisten, die auch vom überwiegenden Großteil der insgesamt 600.000 israelischen Siedler sehr kritisch gesehen werden, sind als "Hügeljugend" bekannt. Sie fühlen sich unverstanden und haben weder in der israelischen Gesellschaft noch auf der politischen Bühne eine nennenswerte Vertretung. Um auf sich aufmerksam zu machen, haben sie in den vergangenen Monaten mehrfach Anschläge auf muslimisch-palästinensische Einrichtungen verübt. So wollen sie einen "Preis" für die Zerstörung ihrer Wohnungen einfordern.

Jüdische Nachbarn solidarisch

Bislang wurde noch niemand für den Vandalismus an christlichen Einrichtungen in Jerusalem festgenommen. Unklar ist auch, welches Ziel der Angriff auf christliche Einrichtungen im Siedlungsstreit haben sollte. Zumindest das Baptist House ist als ausgesprochen pro-israelisch bekannt. Sollten Antimissionsaktivisten für den Vandalismus verantwortlich sein, hätten sie genau das Gegenteil von dem erreicht, was sie bezweckten. Die israelischen Medien berichteten ausführlich über den Anschlag, der durchweg verurteilt wird, und verschafften so den evangelikalen Baptisten aus den USA eine landesweite Bühne.

Jerusalems Bürgermeister, Nir Barkat, verurteilte die Tat aufs Schärfste. Wie bei früheren Anschlägen zeigten sich auch dieses Mal die jüdischen Nachbarn des Baptist House solidarisch. Der leitende Pastor Chuck Kopp erzählte, dass ein Rabbiner spontan einen Blumenstrauß brachte. Andere "besorgte Bürger" brachten ihre "Abscheu über das Geschehene" zum Ausdruck. Mordechai Saken, der im israelischen Ministerium für öffentliche Sicherheit die Abteilung für Minderheiten leitet, versprach, die Polizei werde alles tun, um diese "verrückten Idioten" und "intoleranten Verbrecher" hinter Schloss und Riegel zu bringen.

Die jüdische Anti-Defamationsliga (ADL) zeigte sich in einer Presseerklärung "tief beunruhigt" über den Vandalismus gegen die Kirche und erklärte "solche Äußerungen von Gewalt und Rassismus gegen andere Religionen oder Nationalitäten für völlig unakzeptabel". Derartige Respektlosigkeiten schwächten, so die ADL, "die soziale Zusammensetzung Israels als offene und aufgeklärte Gesellschaft".

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