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Wie sich römische Töpfer entspannten

Moderne Firmen richten Freizeitbereiche für ihre Mitarbeiter ein – für die zwischenzeitliche Entspannung. Doch eine Ausgrabung in Israel legt nahe, dass die Idee nicht ganz neu ist.
Die Spielbretter mit den Löchern waren für Mancala vorgesehen

GEDERA (inn) – Ruheräume in der Nähe des Arbeitsplatzes gab es offenbar schon in der Antike: Israelische Archäologen haben in der Stadt Gedera südöstlich von Tel Aviv eine Töpferwerkstatt aus dem 3. nachchristlichen Jahrhundert entdeckt. Gleich nebenan befanden sich Spielbretter und Wasserbecken zum Entspannen, wie die Onlinezeitung „Times of Israel“ berichtet.

Wie bei Google

Auf dem Gelände soll ein Neubaugebiet entstehen, doch vorher sehen sich Archäologen dort um. Alla Nagorsky ist eine Kodirektorin des Projektes. Sie folgerte aus den Funden: „Menschen sind Menschen, und die Archäologie erinnert uns daran, dass wir das Rad nicht erfinden.“ Die Archäologin ergänzte: „Genau wie Google in seinem Arbeitsbereich einen Spielplatz eingerichtet hat, ist es auch hier: Wir haben einen Spielraum entdeckt, den die Töpfer vielleicht in den Pausen von der intensiven Arbeit benutzten.“

In große Steinbänke eingeritzt, fanden sich zwei Spielbretter für Mancala, das auch unter dem Namen „Kalaha“ bekannt ist. Es wurde mit Samen oder Murmeln gespielt und ist bis heute beliebt. Zwei weitere Bretter dienten dem Backgammon-Spiel, das im Orient „Schesch-Besch“ heißt. In der Mitte des Raumes wurde ein weiteres Spielbrett freigelegt.

Eine Ecke enthielt nach Angaben der Forscher eine Art „Schränkchen“ mit Glasbechern und Schalen. Hinzu kam ein Komplex mit etwa 20 Becken für heißes und kaltes Wasser. Ein Bereich diente offenbar als Abstellraum für zerbrochene oder beschädigte Gefäße. Dort stießen die Wissenschaftler auf die Überreste von über 100.000 Krügen.

Archäologische Befunde deuten darauf hin, dass die Werkstatt 600 Jahre lang kontinuierlich in Betrieb war – während der römischen und der byzantinischen Zeit. Daraus schließen die Archäologen, dass es sich um einen Familienbetrieb handelte. Produziert wurde immer derselbe Typ Keramik: sogenannte „Gaza-Weinkrüge“, in denen die Menschen Wein lagerten. Gaza-Stadt liegt etwa 48 Kilometer südwestlich von Gedera. In einer Mitteilung der Israelischen Altertumsbehörde heißt es: „Die Archäologen meinen, dass der Wasserkomplex sowohl der örtlichen Bevölkerung diente als auch den vielen Reisenden an der alten Hauptstraße, die den Hafen von Gaza mit dem Landeszentrum verband.“

Grüße aus der Vergangenheit

An der Keramik sind teilweise Fingerabdrücke von Töpfern der alten Zeit zu sehen. Nagorsky und ihre Kollegin Tamar Harpak sagten vor Journalisten: „Es ist, als erhielte man Grüße aus der Vergangenheit, die uns mit den Menschen verbinden, die hier lebten und diese Gefäße mit ihren eigenen Händen vor Hunderten Jahren schufen. Das ist sehr aufregend.“

Von: eh

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