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Wie Hubschrauber eine feindliche Drohne abschießen

In der Nähe von Binjamina schießen israelische Kampfhubschrauber eine Drohne aus dem Libanon ab. Der Hobbymountainbiker Benjamin J. beobachtet die Militäraktion mit eigenen Augen.
Von Israelnetz
Mountainbikeweg

Mit meinem Mountainbike fahre ich über den südlichsten Ausläufer des Karmelgebirges. Ich liebe es, den Schabbat mit einer kleinen Fahrradtour zu beschließen und so mache ich es auch heute. Mein 14-jähriger Sohn begleitet mich nur auf der ersten Etappe, weil er später noch mit seinen Freunden Fußball spielen möchte.

Gemeinsam fahren wir den steilen Hauptanstieg auf dem Schotterweg hinauf und wollen den Ausblick aufs Meer genießen. Doch über dem Land liegt eine Dunstwolke und so sehen wir heute nicht viel. Nur undeutlich erkennen wir die Erdgasabfüllplattform auf dem Meer draußen. Nach dem zweiten Steilanstieg hat unser Jüngster sein von mir gefordertes „Trainingssoll“ an Steigung absolviert und fährt zurück

„Schicke mir einen Daumen per WhatsApp, wenn du zu Hause bist“, rufe ich ihm nach und nehme einen wunderschönen Wanderweg in Angriff. Der Weg bietet herausfordernde Felsstufen.

Gestörtes GPS

Die Sport-App, mit der ich gerne meine Fahrt auf dem Handy dokumentiere, zeichnet heute Quatsch auf. Offensichtlich hat das Militär mal wieder das GPS ausgeschaltet oder verschoben. Das tun sie seit einigen Monaten regelmäßig, um Drohnen die Navigation zu erschweren.

„Biep Biep“, gibt mein Handy Signal; die Zivilschutzbehörde gibt Alarm im Norden – von Naharia bis Akko. Das ist weit weg von mir. Ich sehe die Scharon-Ebene im Süden und fahre weiter bergauf. Eifrig rennt mir eine Wachtel aus dem Weg. Ich komme an einer kleinen Höhle vorbei. „Sollte jetzt ein Raketenalarm kommen, könnte ich hier in Deckung gehen“, denke ich im Vorbeifahren.

Mein Ziel kommt in Sicht, der höchstgelegene Platz der Gegend, Mansur genannt, 111 Meter über dem Meeresspiegel mit Ausblick rundum. Hier wurden die Überreste einer Farm aus der Byzantinischen Zeit ausgegraben. Heute sind kaum Leute unterwegs. Der einzige Fahrradfahrer, der mir entgegenkommt, grüßt freundlich.

Foto: Benjamin J.
Benjamin J. genießt es, den Schabbat mit seinem Mountainbike auf den zahlreichen Wanderwegen des Karmelgebirges ausklingen zu lassen

Nach einer kurzen Verschnaufpause beginne ich die Abfahrt auf der anderen Seite des Bergrückens. Mein Sohn schickt mir den erhobenen Daumen, er ist zu Hause.

Alarm unter freiem Himmel

„Biep Biep“, wieder ertönt das Alarmsignal von meinem Handy, diesmal wegen Eindringens einer nahenden Drohne über Jokneam, das ist etwa 25 Kilometer weit weg. Dort werden Leute durch die Sirene aufgefordert, Schutzräume aufzusuchen. Ich denke mir nichts weiter und fahre weiter bergab.

Doch nach zwei Minuten meldet sich mein Handy erneut: „Biep Biep“, nun auch Alarm in Eljakim. „Es kommt in meine Richtung“, denke ich. Erneut „Biep Biep“, Alarm nun in Bat Schlomo, das ist noch näher dran.

Ich sehe mich nach einer Deckung um, lege mein Fahrrad zur Seite. „Biep Biep“, Alarm in Sichron Ja’akov. Schon höre ich dort die Sirenen heulen und jetzt auch ganz in der Nähe, in Binjamina. Rasch klettere ich in eine schluchtartige Felsspalte und schalte die Kamera meines Handys an. Als ich das Geräusch von Hubschraubern höre, stecke ich den Kopf aus meiner Spalte und sehe, dass zwei Kampfhubschrauber vom Tal her fast gerade auf mich zufliegen.

Ich habe ein sehr ungutes Gefühl. Von meinem Platz aus kann ich die feindliche Drohne nicht erkennen. Ich ducke mich so tief wie möglich in die Spalte an den Boden, in den pulverigen Staub. Die beiden Hubschrauber kommen immer näher. Ich hoffe, dass sie meinen gelben Fahrradhelm gesehen haben und nicht in meine Richtung schießen werden. Kurz vor mir machen sie eine scharfe Linkskurve und fliegen damit von mir weg. „Puh“, jetzt fühle ich mich wieder besser.

Hubschrauberangriff fast über meinem Kopf


Plötzlich feuert einer der Hubschrauber mit der Bordkanone los in Richtung eines leeren Feldes unten im Tal. Von den Einschlägen sehe ich Staubfontänen aufsteigen. Ich bin zu geschockt, um die Kamera richtig zu halten. 
Sie fliegen noch einen Kreis und dann direkt über mich hinweg davon.

Foto: Benjamin J.
Aus meiner Felsspalte sehe ich deutlich die Staubwolke, die der Einschuss der Hubschrauber hinterlassen hat

Offensichtlich haben sie die Drohne getroffen. Ich bleibe in meiner Deckung und warte. 
Mein Sohn schreibt eine Nachricht: „Alles gut bei dir?“ Ich antworte mit einem erhobenen Daumen und schicke eine Sprachnachricht in unsere Familiengruppe. Raketenalarm sind wir ja gewohnt. Aber nicht jeden Tag und auch nicht unter freiem Himmel.

Meine Frau antwortet sofort erleichtert. Sie hatte die Schüsse von zu Hause aus auf dem Weg zum Bunker gehört und war gleich besorgt um mich. Jetzt komme ich wieder aus meinem „Loch“ heraus und schüttele den Staub ab. Auch mein Handy ist total staubig geworden. Gott sei Dank ist offenbar niemand zu Schaden gekommen. Ganz benommen radle ich weiter, die letzten Steilabschnitte hinab und zurück auf die Straße.

Drohnenreste im Feld

Ich möchte nun nicht einfach nach Hause fahren, deshalb drehe ich noch eine Runde über die Felder. Zunächst bemerke ich nichts Auffälliges, bis ich hinter einer Avocadoplantage schließlich Privatfahrzeuge mit Blaulicht und Polizeiautos stehen sehe. Den Fahrer des ersten Autos frage ich, ob sie die Reste der Drohne gefunden hätten. Er weist auf das Feld vor ihm: „Da hinten liegen sie.“ Wie es die Zivilschutzbehörde fordert, bleiben wir auf Abstand. Denn auch noch Minuten nach dem Absturz besteht die Gefahr einer Explosion.

Inzwischen ist es Nacht geworden. Wie vorgeschrieben, trifft, gefolgt von zwei Krankenwagen, der Sprengstoffexperte von der Polizei mit seinem Fahrzeug ein. Er zieht seine Schutzausrüstung an und untersucht mit Scheinwerfern und weiteren Geräten die Reste des abgeschossenen Flugkörpers. Die Polizei fordert uns auf, uns zu entfernen, und so radle ich nach Hause.

Das Ereignis klingt nach

Die kleine Ortschaft Binjamina liegt etwa 40 Kilometer südlich von Haifa und neun Kilometer von der Küste entfernt. In letzter Zeit gab es bei uns in der Gegend etwa einen Alarm pro Woche. Abgesehen davon ist unsere Region von Kampfhandlungen aber bisher recht verschont geblieben. Doch heute ist der Krieg mal wieder ganz nah gekommen: Im Norden gab es 21 Raketenalarme, bei einem Alarm waren sogar 49 Ortschaften betroffen. Vier Alarme gab es wegen des Eindringens bedrohlicher Flugkörper, nur der eine hat unsere Gegend betroffen. Auch im Süden des Landes, der Stadt Sderot und Umgebung, gab es heute Alarm.

Mit unseren beiden Schulkindern sitze ich am Abend noch länger zusammen, und wir sprechen über das Erlebte. Ich erkläre ihnen, dass die Hubschrauber vor dem Abschuss eine Kurve geflogen sind, damit die Geschosse nicht in Richtung der nahegelegenen Ortschaft fliegen, sondern stattdessen in ein leeres Feld. So handelt die israelische Armee! Darüber, was so ein Hubschraubereinsatz beziehungsweise eine abgeschossene Drohne den israelischen Staat jeweils kostet, möchte ich gar nicht nachdenken.

Mit den Kindern sprechen wir darüber, wie wichtig es ist, die Anweisungen der Zivilschutzbehörde zu befolgen und bei Alarm schnellstmöglich den bestmöglich geschützten Ort aufzusuchen. Ich rufe ihnen in Erinnerung, dass, wenn wir einen Raketenalarm im Freien erleben, wir uns in den Straßengraben legen. Das schützt besser vor eventuellen Splittern, als wenn ich aufrecht stehe.

Wir beten um Gottes Schutz und die Kinder gehen einigermaßen beruhigt ins Bett. Wir können ja nicht den ganzen Tag im Schutzraum sitzen bleiben. Das Leben geht schließlich weiter.
 
Von: Benjamin J.
 
Benjamin J. stammt aus Deutschland. Seit seinem 27. Lebensjahr lebt er in Israel. Er ist Christ, Ehemann, fünffacher Vater und als Freiwilliger bei Feuerwehr und Polizei im Kreis Hadera aktiv.

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12 Antworten

  1. „Das Leben geht weiter“ , muß ja weiter gehen: das könnte die Devise des Staates Israel sein. Danke für diesen persönlichen Erlebnisbericht.

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  2. Wir beten für euch, Benjamin. Shalom
    OT: Dazu die Info auf IN, dass mehr als 50 Länder ein Waffenembargo bei UNO gegen IL beantragten. Was für dümmliche Länderchefs.
    Embargo gegen Hamas, Hisbollah, Iran wäre angebrachter. OT: Annalena reist schon wieder.
    Ukraine. Hat die nichts in Berlin zu tun im Ampel- Chaos? Die CO2 ausstossende Aussenministerin.

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    1. Die Initiative zu diesem Embargoaufruf ging von der Türkei aus, die ja bekanntlich die Kurden auschliesslich mit Zuckerwatte bombardiert. Zu den Unterzeichnern zählen unter anderem Saudi-Arabien, Brasilien, Algerien, China, Iran, Russland, die Arabische Liga und die Organisation für Islamische Zusammenarbeit. Nix wie lauter demokratische Musterländle. Spanien und Irland haben wohl auch unterschrieben. Man könnte darüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Zynismus hilft, zumindes vorübergehend. LG

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      1. Antonia, ich finde es echt absurd, dass ausgerechnet solche despotischen Länder nun ein Waffenembargo gegen Israel fordern, angeblich wegen “ Völkermord und Kriegsverbrechen“, die selbst alles andere sind als friedfertige Demokratien. Und wenn der Westen bald nicht mal aufwacht und erkennt, was sich da zusammenbraut, dann wird es uns allen an den Kragen gehen.

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      2. Liebe Antonia, Irland ist ein gezeichnetes Land. Jahrzehnte Terror unter Christen. Spanien, siehe wie die Regierung gerade den Flutopfern nicht direkt half. Solche urteilen über IL. Katalonien hat heute Wassermassen.
        Arab. Staaten ahnen nicht mal, was Menschenrechte sind. Passen zur UNO.
        In Israel helfen alle untereinander, egal ob man demonstriert. Helfen ist wie ein Gebot und die meisten sind Erste Hilfe ausgebildet.
        Wenn ich China lese, ja, Lachkrampf, wenn es nicht so traurig wäre. Türkei. Kurdenmörder. Halb Zypern besetzt. Steinmeier nannte Erdogan neulich einen Freund. Ekelhaft. Ein Freund ist ein Kurdenmörder…phui. Wir liefern dir Waffen, deklariert unter Nato. LG. Shalom

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    2. Mit Verlaub, Frau Baerbock ist Außenministerin. Reisen ist Teil ihrer Aufgabe. Es ist kritisch zu beobachten, wen sie trifft und was dabei herauskommt.

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  3. Vor allem für die Kinder sehr belastend, da braucht es Erklärungen. Wie erklärt man einem Kind, dass es Raketen hagelt, obwohl man den Palästinensern nichts getan hat.
    Ihr Kritiker, bleibt mir bloß still. Israel hatte NICHTS getan und wurde am 7.10. von allen Seiten grundlos angegriffen. Alles Gute Benjamin.
    @Am Israel chai
    OT: Annalena muss das Fliegen noch ein bisschen auskosten. Bald bleibt ihr nur noch das Springen.

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      1. @Christin
        Ich meinte mit Springen das Trampolin! Das kann sie richtig gut und besser als Aussenministerin. 🤭

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  4. @ Ella Die Ampel ist total zerstritten. Die deutsche Wirtschaft im Sinkflug. Und Annalena mit ihrer angeblichen “ femenistischen Außenpolitik“ sollte sich lieber mal darum kümmern, wie der Iran Frauen hinrichten lässt, die es wagen öffentlich gegen das Unrechts Regime in Teheran aufzustehen. Übrigens waren es die Grünen, die die deutsche Militärhilfe für Israel monatelang blockiert haben.

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    1. @Monika
      Ja Monika, alles hat seine Zeit. Die Ampel überdauert nicht mehr lange. Gestern sagte jemand zu mir: „Diese Regierung ist furchtbar. Aber die nächste wird es auch nicht besser machen.“ Da mag was wahres dran sein. Nenn mir einen Politiker, dem man nach seiner Antszeit noch etwas Gutes nachsagt. Sehr wenige. Baerbock fing m.E. ganz gut an. Aber dann wurde sie arrogant. Der Nahe Osten nimmt sie nicht ernst. Ich denke, sie kann nichts mehr bewegen (außer ein paar Millionen dorthin und hierhin), wirkt irgendwie hilflos. Und wir warten auf besseres, das wahrscheinlich nicht kommt.🤷‍♀️

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  5. Wenn man sich die Wahrheit bewusst macht, dass das „ach-so-geliebte“ lebendige Leben ein Ereignis ist, welches einzig und allein und fortwährend existiert zwischen einer noch imaginären Zukunft, aber nach der „schon wieder hinter uns liegenden“ Vergangenheit, dann kann einem – je nach Glaubenslage – ganz merkwürdig zumutet werden.

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