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Wie das TV-Ereignis „Holocaust“ nach Deutschland kam

Die amerikanische TV-Serie „Holocaust“ ist im Deutschland der 1970er-Jahre ein Fernsehereignis. Historiker sprechen von einer erinnerungsgeschichtlichen Zäsur für die Deutschen. Eine Dokumentation erzählt 40 Jahre später von den damaligen Reaktionen in der Bevölkerung.
Der amerikanische Schauspieler Michael Moriarty spielte in der Serie „Holocaust“ die Rolle des SS-Juristen Erik Dorf

KÖLN (inn) – In den späten 1970er-Jahren wird die US-Serie „Holocaust“ zum weltweiten TV-Event. Als sie die ARD unter Federführung des WDR in den Dritten Programmen ausstrahlt, löst sie bei den Deutschen ein riesiges Echo aus. Die 45-minütige Dokumentation „Wie ‚Holocaust‘ ins Fernsehen kam“ beleuchtet am 14. Januar um 22.10 Uhr im WDR das damalige Klima und die Hintergründe der Dreharbeiten. Zum 40. Jahrestag hatte der WDR begonnen, die vierteilige Serie noch einmal auszustrahlen. Seit dem 7. Januar ist sie wieder im deutschen Fernsehen und erstmals auch nach der Ausstrahlung in der Mediathek zu sehen.

Die Serie schildert das Schicksal der fiktiven jüdischen Familie Weiss. Von der Ausgrenzung und Entrechtung bis zum Tod in der Gaskammer erlebt sie exemplarisch das, was Millionen Juden erleiden mussten. Gleichzeitig erzählt die Serie die Biografie des Deutschen Erik Dorf, der sich zum aktiven Nationalsozialisten entwickelt. Im Gegensatz zu Dokumentarprojekten wie „Schoah“ von Claude Lanzmann aus dem Jahr 1985 war „Holocaust“ als Serie auf Emotionen hin und mit dramaturgischen Bogen inszeniert.

Erinnerungsgeschlichtliche Zäsur in Deutschland

Der deutsche Historiker Frank Bösch bezeichnet die Serie „Holocaust“ als „medien- und erinnerungsgeschichtliche Zäsur“ in der Bundesrepublik Deutschland. Sie habe die kollektiven Vorstellungen über die Ermordung der Juden verändert und ein breiteres Interesse an der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus gefördert.

Die Dokumentation im WDR erzählt die Geschichte dieses Fernsehereignisses. Regisseurin Alice Agneskirchner beschreibt den Entstehungsprozess der Serie, die Dreharbeiten und die Reaktionen nach der Ausstrahlung. Ausschließlich an Originalschauplätzen in Deutschland und Österreich – selbst im Konzentrationslager Mauthausen – wurden die Szenen gedreht. Die Filmemacher und Schauspieler erinnern sich in der Dokumentation an die oft beklemmende Atmosphäre der Dreharbeiten zurück.

Auch der damalige WDR-Fernsehspielchef Günter Rohrbach, der die Serie nach Deutschland brachte, kommt zu Wort. Es habe eine „ungewöhnlich scharfe Debatte“ um die Ausstrahlung gegeben. Die Situation sei „aufgeladen“ gewesen. Es habe von linker und von rechter Seite Versuche durch Drohungen und Schmähungen gegeben, die Ausstrahlung zu verhindern. Laut Rohrbach hätten dann die Reaktionen der Zuschauer alle Erwartungen übertroffen. Fast jeder, der damals „Holocaust“ sah, könne sich heute noch daran erinnern.

Die Dokumentation „Wie ‚Holocaust‘ ins Fernsehen kam“ wird gesendet am: 14.1.2019 um 22:10 Uhr im WDR, 16.1.2019 um 23:30 Uhr im SWR, 16.1.2019 um 23:45 Uhr im NDR. Anschließend ist die Dokumentation auch in den jeweiligen Mediatheken zu finden.

Von: mm

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