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Wettlauf der Raketen

Raketen aller Art überschatten das Geschehen im Nahen Osten. "Wer fähig ist, einen Satelliten ins All zu schießen, ist auch fähig, jeden Ort in der Welt zu treffen", sagte Israels Verteidigungsminister Ehud Barak über den angeblich gescheiterten Versuch des Iran, einen kleinen "Dummy"-Satelliten in eine niedrige Umlaufbahn in 250 Kilometern Höhe zu setzen. "Safir-e Omid" (Botschafter der Hoffnung) nannte der Iran die 22 Meter lange und 26 Tonnen schwere selbstgebaute Rakete, bei deren Start Präsident Mahmud Ahmadinedschad persönlich bis zum "lift off" zurückzählte. Nicht zufällig wurde der Geburtstag des Mahdi, des schiitischen Messias, als Abflugtermin gewählt. Vor dessen Rückkehr werde die Welt einer "großen Katastrophe" ausgesetzt werden, ähnlich der christlichen Mythen um ein "Armageddon".

Am Dienstag berichteten israelische Medien über syrische Tests mit ursprünglich in Russland konstruierten und von Nordkorea gelieferten oder gar in Syrien selbst hergestellten Scud-Raketen. Mit einer Reichweite von 700 Kilometern können diese Raketen von Syrien aus fast jeden Punkt in Israel erreichen. Da es wegen fehlender Ersatzteile für die veralteten Maschinen aus der ehemaligen Sowjetunion an einer funktionierenden Luftwaffe mangelt, könnte Syrien mit Scud-Raketen einen israelischen Angriff beantworten. Israelische Radars vom Typ „Grüne Kiefer“ und „Große Pinie“ hätten die syrischen Versuche beobachtet. Diese Radargeräte sind Teil des von Israel und den USA gemeinsam entwickelten Raketen-Abwehrsystems „Arrow“ (Pfeil), das Israel den weltweit besten und fortschrittlichsten Schirm gegen anfliegende ballistische Raketen bietet. „Arrow“ wurde geschaffen, nachdem sich die im Irak-Krieg eingesetzten Patriot-Raketen als wenig wirksam erwiesen hatten. Selbst mehrere gleichzeitig anfliegende feindliche Raketen, mit chemischen oder atomaren Sprengköpfen bestückt, könnten angeblich von „Arrow“ aus der Bahn geworden oder gar vor dem Aufschlag zerstört werden.

Wegen angeblicher amerikanischer Widerstände dagegen, israelische Kampfflugzeuge zu einem Bombardement iranischer Atomfabriken den Irak überfliegen zu lassen, und wegen der sonstigen verhängnisvollen Folgen eines israelischen Alleingangs gegen Teheran, wäre „Arrow“ die einzige Antwort des jüdischen Staates für die Aussicht, „zur Not mit der iranischen Atombombe zu leben“ – so formulierte es dieser Tage ein israelischer Experte.

Amerikaner planen Warnsystem im Negev

Am Mittwoch wurde in Warschau ein amerikanisch-polnisches Abkommen unterzeichnet, demzufolge im ehemaligen Mitglied des Warschauer Paktes Teile eines amerikanischen Raketenabwehrschilds aufgestellt werden sollen, zum Schutz Europas vor einem möglichen Raketenschlag des Iran. Nur einen Tag zuvor wurde bekannt, dass die Amerikaner in der südisraelischen Negevwüste ein neuartiges Radarsystem aufstellen wollen. Das „X-Band“-Frühwarnsystem soll an das amerikanische Satelliten-Aufklärungs-Netz angeschlossen werden. Wie ein Sprecher der „Raketen-Abwehr-Agentur“ (MDA) des Pentagons mitteilte, werde so die Reichweite für die Entdeckung und Identifizierung von Raketen verdreifacht. Die oben erwähnten „Pinien“-Radare können nur etwa 900 Kilometer weit „schauen“. Dank dem „X-Band“ werde das Blickfeld auf zwei- bis dreitausend Kilometer rund um Israel erweitert. So wäre ab 2009 auch der Iran im Blick der israelischen Abwehr.

Während des Irak-Kriegs von 1991, als Saddam Hussein Scud-Raketen verschoss, waren Israel und Saudi-Arabien von dem weltweiten amerikanischen Überwachungsnetz mit Aufklärungssatelliten abhängig. Nur so konnte etwa zehn Minuten vor Eintreffen der Raketen der Bevölkerung mit Luftschutzsirenen eine Vorwarnung gegeben werden, sich in die damals üblichen „abgedichteten Zimmer“ zu begeben, um nicht Giftgas ausgesetzt zu sein.

Amerikanischer Beistand, Israel vor Angriffen mit ballistischen Raketen zu schützen, ist nichts Neues. Sogar Deutschland hat 64 Patriot-Raketen mitsamt der Bedienung den Israelis für zwei Jahre „leihweise überlassen“, als der zweite Irak-Krieg im Frühjahr 2003 bevorstand. Neu an der Einrichtung des X-Band-Radars, der jetzt schon Japan schützt, ist vor allem die Tatsache, dass erstmals fremde Soldaten ständig in Israel stationiert werden sollten. Israel war zwar seit seiner Gründung vor 60 Jahren auf Waffenlieferungen, erst aus der Sowjetunion, dann aus Frankreich und England, und schließlich, ab den siebziger Jahren, aus den USA angewiesen. Doch niemals war der jüdische Staat wegen der Erfahrungen des Holocaust bereit, seine Selbstverteidigung dem Wohlwollen anderer Staaten und Militärs zu überlassen.

Und nachdem gerade erst die militärische Hilfe an Georgien, der Verkauf von Drohnen und Ausbildungshilfe, zu erheblicher russischer Kritik geführt hatte, hat nach Angaben des „Ha´aretz“ das indische Sicherheitskabinett ein Rüstungsgeschäft mit Israel im Wert von 1,2 Milliarden Dollar abgesegnet. Wohl nicht ganz zufällig wird dieses Rüstungsgeschäft nur einen Tag nach dem Rücktritt des pakistanischen Ministerpräsidenten Perves Muscharraf veröffentlicht.

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