Wenn man sein politisches Werk und seine Aussagen im Laufe der Jahre betrachtet, wäre die Feststellung „George Galloway ist gegen Israel“ wohl eine Untertreibung. Sein Sieg bei einer Nachwahl im nordenglischen Rochdale erlaubt ihm jetzt, diese Haltung im britischen Parlament zu vertreten. Es ist ein Beleg dafür, dass anti-israelische Haltungen in der westlichen Welt mehrheitsfähig geworden sind.
„Keir Starmer, das ist für Gaza“, rief George Galloway bei seiner Siegesrede am 1. März. Er kündigte an, eine Stimme für die Palästinenser zu sein. In seinen Wahlkampfreden hatte er sowohl die Regierung von Premierminister Rishi Sunak (Konservative) als auch Oppositionsführer Keir Starmer (Labour) für ihre Unterstützung Israels kritisiert.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas nahm einen Großteil seines Wahlkampfs ein. Galloway soll dabei Israels Krieg gegen die Hamas mit dem Holocaust verglichen haben. „Wenn die Nachwahl im Februar 1940 oder 41 gewesen wäre, hätte mich jemand ernsthaft dafür verurteilt, dass ich die Verbrechen des Holocaust in den Mittelpunkt meines Wahlkampfs gestellt habe?“, zitiert ihn die israelische Nachrichtenseite „Times of Israel“.
Zustimmung erhielt er vor allem von den Muslimen in Rochdale, die 30 Prozent der Bewohner im Bezirk ausmachen. Und er profitierte von einem fehlenden Gegenkandidaten der Labour-Partei. Diese hatten ihren Kandidaten Azhar Ali fallen lassen, nachdem er antisemitische Aussagen getätigt hatte. Die Wahlbeteiligung betrug lediglich 40 Prozent.
Haltung zu Israel
Seit langem spricht Galloway zum Thema „Palästina“ und verkörpert dabei eine ablehnende Haltung gegenüber Israel. Laut eigenen Worten verschrieb er sich im Jahr 1977, nach einer Reise in den Libanon, der „palästinensischen und arabischen Sache“. Er stieß daraufhin eine Städtepartnerschaft seiner Heimatstadt Dundee mit der Stadt Nablus an, die im palästinensischen Autonomiegebiet liegt.
Im Jahr 2002 traf Galloway auf den damaligen Palästinenserführer Jasser Arafat (1929–2004), den er als „Freund“ bezeichnete. Er verließ eine Debatte mit Studenten der Universität Oxford im Jahr 2013, als er herausfand, dass einer der Studenten Israeli war: „Ich erkenne Israel nicht an und ich rede nicht mit Israelis.“ Später ergänzte er auf Facebook, dass man Israel boykottieren müsse, bis dieser „Apartheid-Staat“ besiegt sei.
Seinen Wahlbezirk Bradford erklärte Galloway 2014 in einer Rede zur „israelfreien Zone“. Als Begründung nannte sein Sprecher „Massenmorde und Schlachtungen in Gaza“, welche von Israel ausgingen.
Herkunft und Karriere in der Labour-Partei
Geboren wurde George Galloway am 16. August 1954 im schottischen Dundee. Schon als Teenager engagierte er sich in der Labour-Partei und bereits im Alter von 26 wurde er Vorsitzender der Partei in Schottland. Zu diesem Zeitpunkt galt er als aufstrebender Stern des linken Parteiflügels. Im Jahr 1987 wurde er das erste Mal ins Unterhaus gewählt, indem er den Sitz für Glasgow Hillhead gewann.
Schon damals gab er kontroverse Aussagen von sich. So erzählte er, als man ihn nach einer Konferenz in Mykonos fragte, dass er in Griechenland mit vielen Frauen Sex gehabt habe. Zu diesem Zeitpunkt war er noch mit seiner ersten Frau Elaine verheiratet. Inzwischen ist der 69-jährige in seiner vierten Ehe.
Auffallend war auch immer wieder seine Positionierung zu Themen im Nahen Osten. Den früheren irakischen Staatschef Saddam Hussein (1937–2006) kritisierte er zunächst. Er änderte seine Meinung jedoch, als dieser seine Ambitionen vom Iran nach Kuwait verlegte und die USA sich gegen ihn wandten. Kuwait beschrieb er als „eindeutigen Teil des größeren irakischen Ganzen“. 1994 traf Galloway auf Hussein und sagte: „Ich bewundere Ihren Mut, Ihre Stärke, Ihre Unermüdlichkeit.“ Später behauptete er, damit das gesamte Volk des Irak und nicht Hussein gemeint zu haben.
In der Zeit von Tony Blair als Premierminister (1997–2007) geriet Galloway immer wieder mit der Parteiführung aneinander. Dies eskalierte während des Krieges im Irak, den er so stark ablehnte, dass er 2003 die britischen Soldaten zur Befehlsverweigerung aufrief. Daraufhin schloss die Labour-Partei ihn aus.
Karriere nach der Labour-Partei
Galloway ging ein Jahr später zu der linken Partei „Respect“, die sich gegen den Irakkrieg stellte. Bei den Wahlen 2005 kandidierte er im Bezirk „Bethnal Green & Bow“ im Osten Londons und gewann einen Sitz fürs Unterhaus, dabei hatte er lediglich 828 Stimmen Vorsprung vor der Labour-Abgeordneten Oona King. Diese äußerte sich damals sehr kritisch: „Das war eine der schmutzigsten Kampagnen, die wir jemals in der britischen Politik gesehen haben.“ King, deren Mutter Jüdin ist, sah Antisemitismus in der muslimischen Bevölkerung des Bezirks als Teilgrund für ihre Niederlage.
Fünf Jahre später kandidierte Galloway in einem anderen Wahlkreis Londons – und verlor. Jedoch gelangte er über eine Nachwahl 2012 in Bradford West wieder nach Westminster. Bei den folgenden Parlamentswahlen verlor er seinen Sitz allerdings.
Danach bewarb er sich erfolglos für das Bürgermeisteramt von London und trat auch bei den Parlamentswahlen 2017, 2019 und 2021 an, konnte jedoch keinen Sitz erringen. 2019 gründete er seine eigene Partei, die „Workers Party of Britain“ (Arbeiterpartei Britanniens), mit der er dieses Jahr in Rochdale antrat. Neben seiner Anti-Kriegs-Haltung setzte er sich für den Brexit ein und forderte darüber hinaus einen Rückzug aus der NATO.
Zusätzlich zu seiner Tätigkeit im Parlament hatte Galloway immer wieder Auftritte in Fernsehshows. 2014 war er in Großbritannien sogar der Politiker mit den dritthöchsten Nebeneinkünften. Das lag vor allem an seiner Tätigkeit bei den Sendern „Press TV“ und „Russia Today“. Ersterer ist der englischsprachige Staatssender des Iran, der wegen israelfeindlicher und mitunter antisemitischer Berichterstattung immer wieder kritisiert wird. Galloway betrieb dort zwei wöchentliche Talksendungen. Bei „Russia Today“ moderierte er die Sendung „Sputnik“. Zuletzt gab er etwa der NATO die Schuld am Ukrainekrieg.
Von: Tobias Köchling
9 Antworten
Galloway ist in jedem Fall schrecklich, danke für den Bericht ! Ich hoffe, er wird im Parlament mächtig Gegenwind bekommen, denn schließlich ist er ja auch eindeutig GEGEN die Ukraine.
Wir müssen alle lernen, den Israel-feindlichen und pro-russischen Schreihälsen dieser Welt MEHR Kontra zu geben, ich bin überzeugt, dass UK dieses auch tut…
Wen meinen Sie mit prorussischen Schreihälsen? Vielleicht diejenigen, die nicht wie ihre verirrten Großväter wieder Richtung Moskau marschieren wollen ?
Ich spiele mit den prorussischen Schreihälsen hier an auf den Bericht: Galloway hat ja den Westen für den Putin-Krieg gegen die Ukraine verantwortlich gemacht.
Ich bin GEGEN Putin-RUSSIA und wir müssen mehr tun für die Ukraine und genauso GEGEN die vielen Israel-Hasser dieser Welt. Gott wird uns dabei helfen, wir müssen nur alle unseren persönlichen Beitrag dafür tun, nicht jedes Detail steht in der Bibel, wir müssen erkennen, dass WIR gefordert sind, für eine gerechtere, bibeltreue Welt zu kämpfen.
George Galloway, Karriere in der Labour-Partei, wo sonst? Er verkörpert eine ablehnende Haltung gegenüber Israel. Ist er ein feiger Kerl? Ja. Für seinen pathologischen Hass suchte er sich ein kleines Land und nicht etwa Länder wie China o Russland aus.
Ein Linker, Israel Hasser, Antisemitist und Muslim Freund. Was läuft schief in GB, dass immer mehr solche in Bürgermeisterämter und ins Parlament einziehen?
Immer das gleiche Muster: links, selbstgerecht, unbelehrbar, Freund von Terroristen und Autokraten, im Namen eines vermeintlichen Rechts absolut menschenverachtend, scheinheilig, überheblich! Man hüte sich vor solchen Wölfen, die jetzt sogar zu faul sind einen Schafspelz umzulegen. Sie sind garantiert tödlich!
Es wird in allen westlichen Nationen immer mehr „Galloway´s“ geben. Menschlich ist diese Auseinandersetzung weder in Israel noch in den Nationen zu gewinnen. Wir brauchen Nachfolger Jesu, die wissen und glauben, dass der Herr, der allmächtige Gott, der Feind unserer Feinde und der Widersacher unserer Widersacher ist.
Lieber Gruß Martin
Leider ist die sogenannte Linke im Westen fast durchgängig antisemitisch inspiriert. Gerade auch in GB.
Auch hierzulande gibt es nur eine kleine, kaum hörbare Minderheit von Linken die grundsätzlich von einen projüdischen, proisraelischen Herzschlag angetrieben wird: dazu gehört das linke Magazin ‚Konkret‘.
Galloway ist ein würdiger Nachfolger von Houston Stewart Chamberlain und Oswald Mosley.