HEBRON (inn) – Im Jahr 1980 war er an einem Anschlag in Hebron beteiligt, bei dem sechs Juden ums Leben kamen. Nun haben die palästinensischen Bewohner der Stadt Tajsir Abu Sneineh zu ihrem Bürgermeister gewählt. Dass ein Fatah-Politiker das Amt erlangen konnte, war in der Hochburg der Hamas nur durch den Wahlboykott der radikal-islamischen Organisation möglich.
Abu Sneineh kämpfte einst an der Seite des 2004 verstorbenen Palästinenserführers Jasser Arafat im Libanon gegen Israel. Vor Journalisten bezeugte er, dass er und seine Kameraden ihren Kampf nach dem israelischen Friedensabkommen mit Ägypten von 1979 auf Hebron konzentrieren wollten. Am 2. Mai 1980 später verübte er mit drei anderen Terroristen ein Attentat im Stadtteil Beit Hadassah, der auf Arabisch als „Al-Dabuja“ bekannt ist. Sechs Israelis starben, zwei von ihnen hatten auch die Staatsbürgerschaft der USA. Abu Sneineh wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, kam aber bei einem Gefangenenaustausch frei.
Den Anschlag hat der Palästinenser nie öffentlich bereut, er ist vielmehr stolz darauf. Auf Facebook zeigt er ein Bild der vier Attentäter, er selbst ist mit einem Kreis markiert. Nach der Gründung der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) wurde er ein Beamter im Ministerium für die heiligen Stätten. Später erhielt er die Verantwortung für die Höhle von Machpela, die Grabstätte der biblischen Erzväter Abraham, Isaak und Jakob.
Israelis kritisieren Wahlerfolg
Nach der Wahl am Sonntag schrieb der Pressesprecher für arabische Medien im Büro des israelischen Premierministers, Ofir Gendelman, auf Twitter: „Es handelt sich um eine Terrorkultur. Die Palästinenser in Hebron haben den kaltblütigen Mörder von sechs Israelis zum neuen Bürgermeister gewählt. Nur in der Palästinensischen Autonomiebehörde kann ein Mörder in ein offizielles Amt gewählt werden.“
Am Mittwoch hat sich der stellvertretende israelische Verteidigungsminister Eli Ben-Dahan in der Knesset zu dem Wahlsieg geäußert: In seinem Wahlkampf rühme sich Abu Sneineh, der heute Unterstützung von PA-Präsident Mahmud Abbas erhalte, des Mordes. „Auf der Facebook-Seite der Fatah wurde er als Held der ‚Aktion von Al-Dabuja‘ vorgestellt, und der Mord selbst wird dort als eine der mutigsten Selbstopfertaten in den besetzten Gebieten gelobt, wenn nicht gar die mutigste“, zitiert ihn die Tageszeitung „Ma’ariv“.
Ben-Dahan appellierte auch an US-Präsident Donald Trump, der am kommenden Montag in Israel erwartet wird. Unter den Opferen seien auch zwei amerikanische Staatsbürger, einer habe sogar der Marine angehört. „Das Blut an seinen Händen ist auch das Blut von Bürgern der Vereinigten Staaten von Amerika“, betonte der stellvertretende Minister.
Den israelischen Kabinettsmitgliedern sagte Ben-Dahan: „In Hebron haben sie einen Mörder zum Bürgermeister gewählt. Aber das jüdische Hebron wird aufgebaut werden. Die Regierung muss entscheiden, dass sie das Erbe des Premierministers Menachem Begin, seligen Angedenkens, fortführen wird und die jüdische Besiedlung in Hebron entwickeln wird.“ Die Regierungsbehörden und die Armee in Israel würden nicht mit einem Mörder zusammenarbeiten. „Mörder gehören ins Gefängnis oder ins Grab. Sicher nicht in irgendein öffentliches Amt“, ergänzte der Politiker der Partei „HaBeit HaJehudi“.
Von: eh