In der Studie wurde die "Qualität" der Webseiten nahöstlicher Politiker anhand der Besucherzahlen und Verlinkungen gemessen. Weil der iranische Ajatollah auf http://english.khamenei.ir/ sehr aktiv ist, lockt er viele Treffer der Suchmaschinen an. Dessen Homepage liegt in vielen Sprachen vor, darunter auf Deutsch, Swahili und Hausa. Die Seiten enthalten hasserfüllte Sprüche wie "Die USA sind der Großterrorist der Welt" oder "Die Feinde, insbesondere die USA und ihre Handlanger und das zionistische Regime, sollten wissen, dass … jeder Übergriff und sogar schon eine Bedrohung mit voller Macht so erwidert werden, dass die Aggressoren von innen heraus dem Zerfall anheimfallen." Gleichwohl errechnet der Algorithmus der Suchmaschine Google bei Chamenei einen "hoch qualitativen Inhalt". Dekel Scharur von "Profile-Group" erklärt, dass dort ständig gezielt neue oder abgewandelte Texte eingestellt würden, was die Trefferzahl automatisch erhöht.
Im Vergleich dazu liegt die Webseite http://en.netanyahu.org.il/ des israelischen Premiers nur auf Hebräisch, Englisch und Russisch vor und wird ausschließlich von Israelis besucht. Netanjahus Twitterseite ist veraltet. Die letzte Meldung verkündet die "bevorstehende Freilassung des Soldaten Gilad Schalit". Das ist schon vor über einem Monat passiert. Seine Fangemeinde bei Linkedin hat ganze 200 Mitglieder und sein Kanal bei Youtube wurde seit April 2010 nicht mehr aktualisiert. Bei Facebook hat Netanjahu 150.000 "Freunde", weniger als fast jeder andere nahöstliche Politiker.
Youtube, Twitter und Facebook
Der britische Premier David Cameron hat übrigens ebenso viele Anhänger, doch Bundeskanzlerin Angela Merkel kann mit 116.000 Fans nicht einmal Netanjahu das Wasser reichen, während Österreichs Kanzler Werner Faymann mit 4.909 noch weniger "Freunde" hat, als das nahöstliche Schlusslicht, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, mit 7.800 Fans. Die Webseite http://president.ps/ erhält in Nahost die schlechtesten Noten, obgleich sie ständig mit Neuigkeiten gefüttert wird.
Das Königreich Jordanien schlägt nicht nur Netanjahu mit der attraktiven Königin Rania. Bei http://www.queenrania.jo erweist sich die Gattin des Königs Abdullah als erfolgreiche Webnutzerin mit 1,7 Millionen Anhängern bei Twitter und über 800.000 Fans bei Facebook unter "Queenrani". Bei Youtube wurden ihre Videos schon 1,6 Millionen Mal angeschaut. König Abdullah hat 240.000 Freunde bei Facebook, 100.000 mehr als der israelische Premier.
Völlig abwesend ist der syrische Präsident Baschar Assad. Er hat nicht einmal eine eigene Webseite. Spärliche persönliche Daten über ihn findet man bei der syrischen Baath-Partei. Deren englische Version ist allerdings noch als "Baustelle" ausgeschildert.
Medwedew bei Internetnutzern sehr beliebt
Auf Anfrage hatte Dekel Scharur auch die Werte europäischer Politiker geprüft. Schlecht steht es um http://www.bundeskanzlerin.de von Angela Merkel. Ihre Seite wird nur von Deutschen angesteuert. Russlands Präsident Medwedew hingegen genießt bei Internetsurfern aus aller Welt höchste Popularität, mit ähnlichen Werten wie Irans Ajatollah Chamenei.
Mit großem Abstand folgen die britische Queen, Nicolas Sarkozy und David Cameron, für den sich nur Briten interessieren. Weit abgeschlagen folgt Merkel. Auch im Vergleich mit nahöstlichen Führern schneidet die deutsche Bundeskanzlerin schlecht ab, ist aber populärer als Netanjahu und Abbas. Bei Facebook hat Merkel 116.000 Fans, Sarkozy 406.000 und die britische Queen immerhin 507.000. Noch nicht einmal gemeinsam erreichen diese drei Europäer die Werte des jordanischen Königspaares.
Obama ist Spitzenreiter im Internet
Die nahöstlichen Führer müssen sich laut Dekel Scharur infolge des "arabischen Frühlings" intensiver mit den sozialen Netzwerken im Internet auseinander setzen, "um relevant zu bleiben". Die europäischen Regierungen glauben offenbar, mit traditionellen Medien wie CNN und BBC ihre Ansichten in der Welt verbreiten zu können und vernachlässigen deshalb das Internet.
Die weltweit populärste aller Politiker-Homepages heißt http://www.barackobama.com. Etwa 24 Millionen Surfern "gefällt" http://www.facebook.com/barackobama.
Scharur war Journalist und hat sich auf Internetkampagnen spezialisiert, Kunden an amerikanische und europäische Firmen zu vermitteln. Dazu gehört die Untersuchung vom Internetverkehr zu Webseiten und deren Analyse. "Zu meinem Erstaunen hat noch niemand diese Methode angewandt, um die Popularität von Politikern im weltweiten Netz zu ermitteln."