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Weltkirchenrat fordert Boykott von Siedler-Produkten

GENF (inn) – Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hat seine Mitglieder aufgefordert, Investitionen in Firmen, die von der israelischen Besatzung palästinensischer Gebiete profitieren, zurückzuziehen. Multinationalen Firmen wird vorgeworfen, von der Zerstörung palästinensischer Häuser, dem israelischen Siedlungs- und Mauerbau auf besetztem Gebiet in Verletzung internationalen Rechtes zu profitieren.

Zum Abschluss der Sitzung des ÖRK-Zentralkomittees vom 15. bis 22. Februar 2005 in Genf wurde ein „Prozess der stufenweisen, selektiven Abzugs von Investitionen in multinationale Firmen, die an der Besatzung beteiligt sind“ gelobt, den die presbyterianische Kirche in den USA initiiert hat. „Diese Aktion ist empfehlenswert“, weil sie „im Glauben verwurzelte Kriterien anwendet und die Mitglieder aufruft, zu tun, was dem Frieden dient“, sagt das ÖRK-Papier mit Berufung auf Lukas 19,42. Mit 2,5 Millionen Mitgliedern ist die Presbyterianische Kirche die neuntgrößte Kirche in den Vereinigten Staaten.

Der ÖRK unterstreicht damit nach eigener Aussage eine Boykott-Empfehlung aus dem Jahre 2001 von allen Waren, die „in illegalen Siedlungen auf besetztem Gebiet“ hergestellt wurden. Die mit dem ÖRK verbundenen APRODEV-Agenturen in Europa sollen jetzt darauf hinarbeiten, dass künftig alle Siedler-Produkte als solche gekennzeichnet werden, bevor sie nach Europa exportiert werden.

Der ÖRK macht die israelische Besatzung für die „Spirale der Gewalt in der Region“ verantwortlich, ausdrücklich auch für die palästinensischen Selbstmordattentate. Wie vor zwei Jahrzehnten das südafrikanische Apartheidssystem soll jetzt der jüdische Staat durch einen Wirtschaftsboykott gezwungen werden, seine Politik zu verändern. Der ÖRK bezeichnet dabei die Waffenstillstandslinien von 1949 als „international anerkannte Grenzen des Staates Israel“.

In der Verlautbarung des Weltkirchenrates werden keine Unternehmen namentlich genannt. Allerdings wurde in der Vergangenheit der weltgrößte Baumaschinenhersteller Caterpillar Inc. von Menschenrechtsorganisationen aufgefordert, der israelischen Armee keine Planierraupen mehr zu verkaufen, weil diese in der Westbank und im Gazastreifen dazu benützt würden, die Häuser unschuldiger Palästinenser zu zerstören. Unklar ist bislang auch, wie die 342 protestantischen und orthodoxen Mitgliedskirchen des ÖRK der Aufforderung Folge leisten werden.

Ausdrücklich muss das Dokument betonen, dass „Kritik der Politik der israelischen Regierung nicht in sich selbst anti-jüdisch ist“. Vertreter des amerikanischen Judentums haben trotzdem verärgert auf die Boykottnachrichten reagiert. Die englischsprachige israelische Tageszeitung „Jerusalem Post“ titelte: „500 Millionen Christen werden zum Boykott gedrängt“. Gegenüber der Zeitung bezeichnete der Beauftragte für interreligiöse Angelegenheiten an der israelischen Botschaft in Washington DC, Mosche Fox, die Empfehlung des ÖRK als „einseitig“ und „antijüdisch“.

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