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Weltkarte für freies Heiraten

NEW YORK (inn) – „Hiddusch“ (Erneuerung), ein Verein für „Religionsfreiheit in Israel“, hat erstmals eine Weltkarte für freies Heiraten veröffentlicht. 194 Länder wurden in drei Kategorien aufgelistet. 93 Staaten, darunter 44 aus Europa, erhalten die beste Note, nämlich absolute Freiheit mit der Möglichkeit der standesamtlichen Eheschließung.
Eheschließungen werden in Israel allein von Religionsvertretern verwaltet.

In einigen dieser Länder sind inzwischen auch gleichgeschlechtliche Ehen legalisiert worden. In 56 Ländern gibt es teilweise Beschränkungen, etwa wenn „traditionelle“ Eheschließungen akzeptiert werden, aber auch freie standesamtliche Hochzeiten. In Sri Lanka zum Beispiel gibt es Standesämter. Aber die muslimischen Bürger sind gezwungen, sich der Scharia, dem islamischem Recht, zu unterwerfen.
In vielen Ländern wird Polygamie bemängelt oder ein extrem junges Alter, etwa wenn Neunjährige als heiratsfähig gelten. In Albanien gebe es zwar formal Freiheit. Aber 10 Prozent der verheirateten Frauen seien unter 18 und Kinder würden zwecks Ehe verkauft.
45 Staaten erhielten die schlechteste Note. Darunter befinden sich alle muslimischen Staaten, in denen die Eheschließung entsprechend der Scharia geschlossen wird, aber auch christliche und buddhistische Staaten, wo „traditionelle“ Ehelichungen erlaubt sind, die nicht den westlichen Vorstellungen von Freiheit und angemessenem Alter entsprechen.
In schlechtester Gesellschaft befinden sich der Vatikan und Israel. Schlechteste Noten erhält auch die Palästinensische Autonomie, weil die Moslems sich nach der Scharia richten müssen, während nur Nicht-Moslems die Wahl kirchlicher oder standesamtlicher Trauung hätten.
Dem Vatikan wird vorgeworfen, nur katholische Hochzeiten zuzulassen. Und in Israel gibt es, wie in den meisten ehemaligen Kolonien der Osmanen, keine Standesämter. Die Osmanen haben einst von der Türkei aus zwischen Bagdad und Algier die halbe Welt beherrscht. Traditionsgemäß wird allein den anerkannten Religionen zugestanden, Ehen abzusegnen. Im Libanon, in Jordanien, in Israel und anderen Ländern sind deshalb interkonfessionelle Ehen ebenso ausgeschlossen, wie Ehen von Partnern, die sich nicht „religiös“ das Ja-Wort geben wollen.
In Israel leben etwa 300.000 Menschen, hauptsächlich Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, die keiner Religion zugerechnet werden und deshalb nur im Ausland (vorzugsweise auf Zypern) standesamtlich heiraten können. Solche Ehen werden freilich behördlich anerkannt.
Die israelische Organisation Hiddusch moniert, dass ultraorthodoxe Rabbiner bei den Juden in Israel ein traditionelles Monopol hätten. Konservative oder liberale Strömungen würden nicht berücksichtigt.

Israel auf einer Stufe mit dem Iran

Die Organisation erklärte, dass Israel als einzige westliche Demokratie die schlechteste Note erhalten habe und so auf einer Ebene mit dem Iran, Saudi-Arabien, Afghanistan, Pakistan und anderen „extremistisch islamischen Länder“ stehe.
In Israel sind Staat und Kirche schärfer getrennt als sogar in Deutschland. Doch Standesangelegenheiten, darunter Ehe und Beerdigung, werden allein von Religionsvertretern verwaltet.
Israel ist zudem bekannt dafür, Homosexuelle nicht auszugrenzen. Während ihnen in den palästinensischen Gebieten Verfolgung und Tod drohen, wird in Israel sogar eine Homo-Ehe im Nachhinein implizit anerkannt. Im jüdischen Religionsgesetz gibt es den Begriff „der öffentlich bekannten“ (Frau). So genießt eine offiziell unverheiratete Frau alle Anrechte einer Ehefrau, wenn „bekannt“ ist, dass sie mit einem Mann zusammenlebt. Ihr steht nach dem Tod ihres „bekannten“ Partners die Erbschaft zu. Gleiches bestimmte ein Gericht nach dem Tod des öffentlich „bekannten“ Partners eines Homosexuellen.
Die erstmalige Weltkarte für Heiratsfreiheit hat interessante Ergebnisse hervorgebracht. Doch im Falle Israels, dem Hauptanliegen der Organisation, kann die Forderung nach Standesämtern neue und unerträgliche Konflikte mit den Religionsgemeinschaften provozieren, weswegen der Staat an den Traditionen der Osmanen festhält und sich tunlichst in diese religiös wie emotional belasteten Dinge nicht einmischt, was aber Nachteile für jene bringt, die nicht in die klassischen „Schubladen“ passen.
Die gesamte „Weltkarte für freies Heiraten“ findet sich hier: http://marriage.hiddush.org/table

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