RIAD (inn) – Der Trend hin zu mehr Toleranz und Weltoffenheit in Saudi-Arabien geht weiter. Das beobachtet die israelische Organisation IMPACT-SE (Institut zur Beobachtung von Frieden und kultureller Toleranz an Schulen) bei der Untersuchung saudischer Schulbücher.
Keine Affen und Schweine mehr
Für das diesjährige Update hat IMPACT-SE mehr als 260 Schulbücher untersucht. Bei mehr als 80 davon handelt es sich um Neuerscheinungen. Die Organisation fasst ihre 200-seitige Studie in Hauptergebnissen zusammen.
Die saudische Lehrplanreform geht demnach weiter in Richtung „Mäßigung, Offenheit und friedliche Entwicklung“, und das vor allem in der religiösen Erziehung: Fast alle im Vorjahr noch vorhandenen problematischen Beispiele zu Juden und Christen wurden entfernt.
Insgesamt handelt es sich dabei um zwölf Stellen aus dem Koran, die Juden und Christen beispielsweise der Teufelsanbetung oder Veränderung ihrer Heiligen Schriften beschuldigten. Unter anderen wurde die Geschichte über die Verwandlung einiger Juden in Affen und Schweine gestrichen. Negative Darstellungen von Ungläubigen und Polytheisten wurden abgeschwächt.
Mohammed für Völkerverständigung
Die Bedeutung von Frieden und Toleranz wird insbesondere in neu eingeführten Lehrbüchern weiter hervorgehoben. Dazu gehören zwei neue Lehrbücher zum Thema „Kritisches Denken“.
Im Religionsunterricht wird der Islam als „Religion des Friedens“ dargestellt. Verträge und Vereinbarungen, die Mohammed mit Nicht-Muslimen schloss, erscheinen in positivem Licht als Beispiele für Völkerverständigung. Die Verherrlichung von Dschihad und „Märtyrertum“ hat abgenommen.
Homophobe Inhalte entfernt
Die Vielzahl der Veränderungen hängt auch mit einer strukturellen Umstellung des saudischen Schulsystems in diesem Schuljahr zusammen. Es ist nun nicht mehr in zwei Semester, sondern in drei Trimester unterteilt.
Verglichen mit der vorangegangenen Studie wurden im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit neun problematische Inhalte entfernt und einer geändert. Sechs Stellen sind geblieben. Eine erhebliche Menge homophober Inhalte wurde entfernt.
Wenige Änderungen bei Israel und Zionismus
Die Darstellung von Israel und Zionismus hat am wenigsten Veränderung erfahren. Noch immer wird die Nichtanerkennung Israels in Beschreibungen und auf Landkarten offenkundig. Die wenigen gestrichenen Falschdarstellungen weisen aber laut IMPACT-SE in die richtige Richtung. Mehrere problematische Beispiele wurden aus einem neuen Lehrbuch für Sozialkunde entfernt.
Insgesamt kann die israelische Organisation nach ihrer Untersuchung die Hoffnung formulieren: „Angesichts der führenden Position Saudi-Arabiens in der muslimischen Welt sendet die Reform der saudischen Lehrpläne ein starkes und ermutigendes Signal für die Verbesserung der Lehrpläne in anderen Ländern mit muslimischer Mehrheit.“ (cs)
3 Antworten
Wenn man sich strikt bemüht, „positiv zu denken“.
Ja, dann sehe ich Fortschritte. Es bleibt trotzdem noch sehr viel zu tun bei der Wahabiten-Diktatur. Zum Beispiel Kritiker der Diktatur nicht einfach kleinschneiden lassen (Fall Khashoggi). Und Frauen mehr, als alleine das Haus zu verlassen oder gar ein Automobil zu führen, zu gestatten.
Natürlich muss Israel auch mit Staaten wie der Wahabiten-Diktatur Ausgleich suchen. Aber nicht unbegründet Jubelorgien anstimmen. Denn dazu besteht wenig Grund.
Nun Frauen dürfen seit ein paar Jahren auch Auto fahren, es sind aber noch keine zehn Jahre.
Vielleicht hat jemand jetzt gemerkt, dass Berta Benz, die Frau von Carl Benz war und die erste „Fernfahrt“ machte.
Es wäre ja schön, wenn Saudi-Arabien in die richtige Richtung ginge. Aber leider sind da die bösen Mächte – Iran, Syrien, Libanon, die keinesfalls positive Veränderungen haben werden, solange die Mullahs regieren. Und Saudi-Arabien hat mit Iran mehr zu tun als früher, als Präsident Trump noch die Nahe-Ost-Politik mitgestaltet hat. Wenn Saudi-Arabien ein Gegenpol zum Iran bliebe, wäre ja Hoffnung da, aber diese sehe ich derzeit nicht.
Auf jeden Fall müssten endlich die deutschen Schulbücher von Israel-feindlichen Darstellungen entfernt werden.