BERLIN (inn) – Für sein Eintreten gegen Antisemitismus hat der Zentralrat der Juden am Donnerstag den grünen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir mit dem Leo-Baeck-Preis ausgezeichnet. Özdemir ist der erste Preisträger mit muslimischem Hintergrund.
In seiner Rede bezeichnete Zentralratspräsident Josef Schuster Özdemir als „Verfassungspatriot“. Der Grünen-Politiker sei ein „vehementer Streiter gegen Fanatismus, Ausgrenzung und Antisemitismus sowie für Religionsfreiheit“. Darüber hinaus sei Özdemir ein „Verteidiger Israels“. „Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist ihm zu tiefstem Dank verpflichtet.“ Schuster erwähnte Özdemirs Rede im Mai 2021 vor dem Brandenburger Tor, in der dieser den Raketenterror der Hamas gegen Israel kritisierte. Damals sagte Özdemir: „Wer Israel angreift, bekommt es mit Deutschland zu tun.“
Schuster warnte in seiner Rede zudem vor heutigem Judenhass. Gerade in Zeiten der Krise müsse man wachsam sein. Dann bekämen radikale Kräfte Zulauf. Schuster verwies auf die hohen Wahlergebnisse der AfD bei den Landtagswahlen in Niedersachsen Anfang Oktober. Dort kam die AfD auf 10,9 Prozent (ein Plus von 4,7 Prozentpunkten im Vergleich zur Wahl 2017). In Krisenzeiten würden häufig Juden zu Sündenböcken gemacht, sagte der Zentralratspräsident. „Ich habe große Sorge vor einem wachsenden Antisemitismus in diesem Winter, der nicht nur für Jüdinnen und Juden in Deutschland gefährlich werden würde, sondern für unsere Gesellschaft als Ganzes.“
Antisemitismus und illiberalen Strömungen
Vor 300 geladenen Gästen, darunter der israelische Botschafter Ron Prosor und der ehemalige Preisträger Volker Beck, sagte Laudatorin Ronya Othmann: „Cem Özdemir hat den Kampf gegen Antisemitismus zu seiner eigenen Sache gemacht, wie wir ihn alle zu unserer eigenen Sache machen sollten.“
In seiner Dankesrede wies Özdemir auf den Zusammenhang von Antisemitismus und illiberalen Strömungen hin: „Wo Antisemitismus grassiert, da wird auch unser Grundgesetz angegriffen und alles, wofür ein modernes, weltoffenes Deutschland steht. Und da, wo dieses moderne, weltoffene Deutschland angegriffen wird, da ist der Antisemitismus nicht weit.“
Daher sei der Kampf für die liberale Demokratie gleichzeitig „immer auch ein Kampf gegen Antisemitismus“ – und umgekehrt, erklärte Özdemir.
Israel als Kern außenpolitischer Identität
In seiner fast 30-minütigen Rede sprach Özdemir zudem Antisemitismus aus dem muslimischen Milieu an. Er wolle keine Debatte führen, inwiefern das Muslimische ursächlich ist, allerdings missfalle ihm der Reflex, zu betonen, dass muslimischer Antisemitismus nichts mit dem Islam zu tun habe. Religion präge Kultur, Werte und Milieus, in denen Menschen aufwachsen. Das gelte auch für die muslimische Gemeinschaft. Özdemir weiter: „Man könnte sich darauf einigen, dass es nicht nur mit dem Islam zu tun hat, aber eben auch, und das nicht in geringem Maße.“
Weiter nannte Özdemir Israels Existenz den „Kern der außenpolitischen Identität“ Deutschlands. Ein Lippenbekenntnis zu Israels Existenzrecht reiche nicht, wenn Israel umzingelt und isoliert wird. „Eine boykottierte Existenz ist keine Existenz.“ Kritik an Israel müsse möglich sein, aber nur in dem Maße, wie andere Staaten kritisiert werden. Obsessive Kritik an Israel könne eben auch antisemitisch sein, erklärte der Grünen-Politiker.
Mit dem Leo-Baeck-Preis ehrt der Zentralrat der Juden seit 1957 Persönlichkeiten, die sich für die jüdische Gemeinschaft und gegen Antisemitismus engagieren. Vor Özdemir erhielt zuletzt der Chef des Medienhauses Axel Springer die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung.
15 Antworten
Gott will unsere Stärke und Zuversicht sein! (Ps. 46,2)
Es ist klasse ein „Verfassungspatriot“ zu sein, mir persönlich wäre es lieber, Herr Özdemir wäre ein „Liebhaber“ von Gottes Wort. Auch ein „Verfassungspatriot“ kann Israel nicht helfen und kein „Verteidiger Israels“ sein. Israel, Herr Schuster und auch Herr Özdemir wissen nicht, dass ein Wächter umsonst wacht, wenn nicht der Herr die Stadt bewacht (Ps. 127). Aktuell wird Deutschland und viele Nationen immer mehr von Gottlosigkeit geprägt, von Gesetzesvorlagen, die dem lebendigen Gott ein Gräuel sind (Abtreibung, Sterbehilfe, Genderideologie u.v.m.). Auf die Hilfe Gottes wird verzichtet, vielmehr ist das Wissen darum komplett verlorengegangen, dass der allgewaltige Gott, auch heute in das Weltgeschehen eingreift. Sein Wille geschieht im Himmel und auf Erden.
So ist der Leo-Baeck-Preis eine schöne Geste, mehr jedoch leider nicht.
Lieber Gruß Martin
So ist es leider, Bruder Untertan.
„Eine boykottierte Existenz ist keine Existenz.“ Was für ein dummer Satz von Özdemir! Als wolle man mit den Wirtschaftsboykotten gegen Russland oder auch den Iran die Existenz dieser Staaten negieren.
Und Özdemirs Äußerung: „Wer Israel angreift, bekommt es mit Deutschland zu tun.“ ist nicht weniger dumm! Israel bombardiert z.B. seit Jahren regelmäßig Syrien. Sollte Syrien mal, was bislang aufgrund er inneren Situation (leider, muß man sagen!) nicht passiert ist, zurückschlagen, müßte Deutschland – so Özdemir – praktisch zugunsten Israels eingreifen. Was für ein Unsinn!
@ Bjoern
„Kritik an Israel müsse möglich sein, aber nur in dem Maße, wie andere Staaten kritisiert werden. Obsessive Kritik an Israel könne eben auch antisemitisch sein, erklärte der Grünen-Politiker.“, so Özdemir.
Auch dieser Satz sollten sich so einige, Sie eingeschlossen, zu Herzen nehmen.
„Israel bombardiert z.B. seit Jahren regelmäßig Syrien.“ – so meinen Sie. Ich korrigiere etwas: Israel bombardiert seit Jahren iranische Stellungen in Syrien, aus gutem Grund. Dieses deshalb, damit es sich die Islamic Revolutionary Guards Corps (IRGC) in Syrien nicht allzu gemütlich machen können und ihr Waffenarsenal an Israels Grenzen transportieren. Dieses zu verhindern ist Israels Pflicht, um seine Bevölkerung vor Angriffen zu schützen – soweit es geht!
JK, in meinen Augen sehr treffend formulierter Kommentar von Ihnen!
@ JK
Wenn jedes Land, dem etwas in seinem Nachbarland mißfällt, dieses bombardiert, wären wir zurück in der Steinzeit. Es ist doch nicht entscheidend, was man in seinem Nachbarland bombardiert, sondern dass man überhaupt das Nachbarland bombardiert. Haben Sie überhaupt eine Ahnung, was internationales Völkerrecht ist?! Israel läßt z.B. tagtäglich seine Kampfjets über den Libanon fliegen und verletzt damit den libanesischen Luftraum. Auch das widerspricht jeglichem Völkerrecht. Israel glaubt, ÜBER dem Recht zu stehen, und das wird diesem Staat einst das Genick brechen.
@Bjoern
„Israel glaubt, ÜBER dem Recht zu stehen, und das wird diesem Staat einst das Genick brechen.“
Sie versuchen sich wohl als ‚Hellseher’….doch die biblisch-prophetischen Aussagen der Bibel (Gottes Wort) über Israel sehen das ganz anders. Auch wenn Israel herbe Schläge einstecken werden wird, wird es aber dennoch nicht untergehen, denn Gott Yahwe wird seine Macht und Liebe gegenüber Israel erweisen, indem er die Feinde Israels vernichtend schlagen wird. Amen.
Ein Eingreifen der Bundeswehr zugunsten eines angegriffenen Israels wäre in der Tat Unsinn, Herr Luley.
Aber aus ganz anderen als den von Ihnen aufgeführten Gründen: Die Bundeswehr wurde unter Ursula, Annegret und Christine dermassen an die Wand gefahren, sie würde der IDF nur im Wege rumstehen. Und das möchte ich den Israelis wirklich nicht zumuten.
Und: Ich schätze Herrn Özdermirs Einstellung. Die von Herrn Beck sowieso.
Wart mal ein wenig Eddie. Vor ein paar Jahren noch haben die Grünen ungestraft alle Soldaten als Mörder bezeichnet. Vereidigungen von Rekruten fanden nicht mehr in der Öffentlichkeit statt.
Mittlerweile findet man aktuell im deutschen Fernsehen wieder Reklame für die Bundeswehr.
Kommt doch zum Heer, Luftwaffe und Marine….wir verteidigen was wir lieben!
Den Satz von Herrn Özdemir 2021 vorm Brandenburger Tor würde ich anders sagen.
„Wer Israel angreift, bekommt von Deutschland noch finanzielle Unterstützung. „
Dass die Grünen dem Antisemitismus energisch entgegentreten, ist eine schäbige Propagandashow und wird durch die Realität Lügen gestraft: tatsächlich bezuschussen grüne Landesregierungen mit Millionenbeträgen den Aufbau von Ditib-Moscheen, radikale Islamisten dürfen sich dank grüner Einwanderungspolitik zu tausenden ungehindert in D ansiedeln, dem Iran wird zum Jahrestag der Revolution gratuliert und grüne Mitglieder unterstützen die documenta in Kassel etc etc.
Nur die Gröbsten Ihrer Fehler kurz angemerkt:
– Der Bundespräsident (Stickwort Iran-Glückwünsche), der ist nicht Grüner, sondern Genosse.
– Die Förderung von Ditib-Moscheen wurde seitens des Bundes Juli 2018 eingestellt.
– Die wohl bekannteste Ditib-Moschee in Köln, der Streit lief unter dem damaligen MP, Herrn
Laschet von der CDU.
– Die „grüne Einwanderungspolitik“ – sie wissen schon um die 16 Jahre Merkel?
Abschliessend schlage ich vor, Sie calmieren sich etwas.
In Bundesländern wie Hamburg, Bremen, Niedersachsen gibt es Staatsverträge, in denen genau die Anerkennung von Ditib und Millionenzahlungen geregelt wurden. Im Übrigen ist doch Claudia Roth sozusagen als Urgestein der grünen eine der Gratulanten des Iran. Gerade die liberale Einwanderungspolitik, die uns den Zustrom von unzähligen radikalen Muslimen bescherrt hat, wurde von den Grünen besonders umjubelt. Die enge Freundschaft mit der Türkei und die weitere Unterstützung deren Völkermordpolitik ist ebenfalls praktizierter Teil der grünen Politik. Es gibt zahllose weitere Beispiele in diese Richtung.
Ich teile Ihre Kritik an der bundesdeutschen Einwanderungspolitik, über die klassische Einwanderungsländer wie die Staaten, Kanada oder Australien schlicht den Kopf schütteln.
Trotzdem sollten Sie bei den Tatsachen bleiben. Ich habe zwar keinerlei Absicht, die Dame Roth in Schutz zu nehmen, aber -im zweiten Anlauf- Gratulant an die Mullahs war der amtierende Bundespräsident, SPD.
Und die fehlgeleitete Einwanderungspolitik die ging -insbesondere 2015- von Frau Merkel, CDU, aus. Dies auch zum zweiten Male Ihnen mitgeteilt.
„Unterstützung türkischer Völkermordpolitik durch Grüne“ – das ist einfach krudes Zeug, kaum replizierbar.
Sie verrennen sich, aber erheblich.
Warum eigentlich die Warnung vor der AfD? In Israel sind doch die Ultrarechten die Guten und dafür die Linken die Bösen.