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Verliebt in die Hightech-Industrie

Mit 13 Jahren hat der israelische Programmierer Itay Pincas sein erstes Unternehmen gegründet. Derzeit rangiert der 15-Jährige auf der Forbes-Liste der israelischen „30 Under 30“, hat 20 Apps programmiert und berät Firmen.
Pincas‘ eigene liebste App ist „Voluntree“. Sie verbindet gemeinnützige Organisationen mit Menschen, die an Freiwilligendiensten interessiert sind.
Gewitzt und fröhlich schaut der 15-jährige Itay Pincas aus Hod HaScharon beim Skype-Interview in die Kamera. Den Gesprächstermin musste der Schüler einmal verschieben, weil er spontan in die Start-Up-Metropole Tel Aviv fahren musste. Mit Freude und etwas Stolz spricht der junge Israeli über seine zwei gegründeten Unternehmen. Als seine Lippen ein herzliches Lächeln formen, blitzt seine Zahnspange aus seinem Mund.

Israelnetz: Wie hat deine Faszination für das Programmieren und für Apps begonnen?

Itay Pincas: Ich habe mit zehn Jahren mit dem Programmieren angefangen. Ich dachte, es wird eine neue Sache, mit der ich ein paar Stunden meiner Freizeit verbringe. Als ich weitermachte, neue Programmiersprachen lernte und Apps programmierte, sah ich, wie meine Ideen Realität wurden, Leute sie herunterluden und nutzten. Da habe ich verstanden, dass das etwas ist, das ich für den Rest meines Lebens tun werde. Ich habe mich quasi in die ganze Hightech-Industrie verliebt.

Wie hast du das Programmieren gelernt?

Ich war immer an Computern interessiert, aber mit zehn Jahren bin ich nach der Schule zu einem Kurs gegangen. Dort habe ich im ersten Jahr gelernt, 3D-Spiele für die Windows-Umgebung zu bauen, im zweiten Jahr Codes geschrieben, im dritten Jahr – als ich zwölf Jahre alt war – habe ich bereits meine erste App zum App-Store gesandt. Es war das Spiel „My Quick Fingers“, ein Geschicklichkeitsspiel. Das ist heute noch im App-Store zu finden. Die meisten Programmiersprachen, die ich heute für meine Projekte und Apps benutze, habe ich autodidaktisch gelernt, im Internet, auf YouTube, mit Tutorien und Kursen.

Wann hast du dein erstes Unternehmen gegründet?

Vor anderthalb Jahren. Es heißt „Joy2Day“ (d. Red.: etwa „Freude heute“), wir sind ein kleines Studio, das mobile Versuchsräume, sogenannte Labs, Webseiten und Graphikdesigns für Kunden baut. Das ganze Team besteht aus Jugendlichen, wir setzen uns aus Entwicklern, Designern und Marketingverantwortlichen zusammen.

Wie habt ihr zusammengefunden?

Ich mag Hackathons (d. Red.: kollaborative Soft- und Hardwareentwicklungsveranstaltungen). In Israel gibt es große Gemeinschaften, deren Mission es ist, Teenager in der Hightech-Industrie zu verbinden. Dort habe ich Omer Harel getroffen, der nun einer meiner besten Freunde ist. Er hat mir mit meiner ersten App geholfen. Wir haben zusammen das Geschäft aufgebaut. „Teencrew“, meine zweite Firma, die ich mit der Freundin Noa Korneev gegründet habe, ist mein aktuelles Projekt. Wir geben Unternehmen aus Sicht von Jugendlichen Rückmeldungen auf ihre digitalen Produkte. Sie sind oft große Unternehmen mit viel Geld, haben aber kein junges Köpfchen, das die kleinen Dinge sieht. Wir helfen ihnen, ihre Produkte für junge Leute zugänglicher zu machen.

Wie ist ein typischer Tag als Schuljunge und Unternehmer?

Morgens stehe ich auf, gehe bis 14.30 Uhr zur Schule. Wenn ich danach zu Hause bin, esse ich und arbeite am Computer. Ich gebe mir selbst Aufgaben, die ich an diesem Tag erledigen muss. Drei Mal in der Woche fahre ich mit dem Zug nach Tel Aviv. Noa und ich treffen uns dort mit Kunden und Vertretern von Start-Ups, mit denen wir zusammenarbeiten. Abends komme ich spät zurück, mache Hausaufgaben und versuche am nächsten Tag, pünktlich in die Schule zu kommen. Ab und zu halte ich auch Vorträge vor Jugendlichen. Ich spreche darüber, wie ich in diesen Unternehmertums-Pool gekommen bin und warum auch sie ihre eigenen Ideen entwickeln sollten.

Was sagst du Jugendlichen, warum es sich lohnt, als junge Geschäftsleute zu starten?

Das beste Gefühl für mich ist, wenn ich sehe, dass eine Idee, die ich entwickelt habe, auf den Markt kommt und ich Menschen sehe, die meine App nutzen. Ich glaube wirklich, dass nichts jemanden aufhalten kann, wenn er oder sie einen Traum hat oder eine Idee verwirklichen will. In Bezug auf Werkzeuge und Kenntnisse haben alle bei Null angefangen. Auch lernen sie den Umgang mit Geld. Zudem haben sie nichts zu verlieren und eine Familie, die sie unterstützt. Die Zukunft wird für sie einfacher sein als für diejenigen, die solche Erfahrungen nicht machen.

Leiden deine schulischen Leistungen unter deiner Geschäftsarbeit?

Ich versuche, so gut zu sein, wie es geht. Aktuell sind meine Noten in Ordnung. Es gibt Zeiten, in denen ich unternehmerisch viel zu tun habe und an mehreren Apps gleichzeitig arbeite. Dann habe ich nicht wirklich Zeit, meine Hausaufgaben zu machen und für Prüfungen zu lernen. Dann sind die Zensuren nicht so gut. Derzeit bin ich in der neunten Klasse. Ich denke, nächstes Jahr wird es komplizierter, aber für mich ist es keine Option, dass ich das Programmieren für die Schule vernachlässige.

Deine Mutter ist Sportlehrerin, dein Vater Angestellter im Öffentlichen Dienst. Wie helfen sie dir bei deinem Unternehmertum?

Meine Eltern unterstützen mich sehr. Sie haben mir die Hilfsmittel gegeben, die ich brauchte, um an meinen Projekten zu arbeiten.

Was kannst du als Geschäftsmann bieten, aber auch nicht bieten im Vergleich zu anderen?

Mir liegen die Projekte, die ich annehme, wirklich am Herzen. Ich nehme keine Projekte an, an die ich nicht glaube und deren Idee mir egal ist – auch wenn der Lohn sehr hoch wäre. Ein Nachteil ist bei mir zum Beispiel die Schule. Sie nimmt einfach Zeit in Anspruch. In den kommenden Jahren wird das noch mehr. Manchmal habe ich einfach zu viel zu tun, so dass es schwer ist, alles unter einen Hut zu bekommen.

Was machst du mit dem Geld, das du verdienst?

Derzeit spare ich nicht, ich gebe es aus. Das macht Spaß, mir fast alles zu kaufen, was ich möchte: iPhones, Computer, einen neuen Monitor, manchmal einen Server. Ich gebe das Geld vor allem für meine technische Ausstattung aus. Das genieße ich.

Hat die Nominierung auf der israelischen „30 Under 30“-Forbes-Liste etwas für dich und deine Unternehmen verändert?

Auf jeden Fall. Mit ein paar Leuten, die ich auf der Forbes-Konferenz kennengelernt habe, arbeite ich bereits, mit manchen sind wir im Gespräch, wie wir unsere Kenntnisse kombinieren können. Auch wenn sie teils in komplett anderen Industriezweigen sind, als ich es bin, haben sie etwas, was sie mir beibringen können.

Du hast dich mit dem früheren Staatspräsidenten Schimon Peres auf der globalen „30 Under 30“-Konferenz unterhalten, die dieses Jahr erstmals in Israel stattfand. Hat er dir ein paar Tipps gegeben?

Nein, aber ich hoffe, dass ich mich bald mit ihm treffen kann. Sein Sekretär hat mir seine Visitenkarte gegeben. Wir versuchen, eine Verabredung mit ihm zu bekommen. Einer meiner größten Träume war, diesen Mann zu treffen. Er ist sehr inspirierend.

Denkst du, dass das Klima der Start-Up-Nation Israel dich zur Unternehmensgründung inspiriert hat?

Total. Wenn du in einer Region bist, wo du umgeben bist von Leuten, die alle ein Start-Up haben, ist es unglaublich. Es gibt Büros, die sich viele unterschiedliche Leute teilen. Jeder kennt jeden. Es ist ziemlich einfach, jeden zu erreichen, den du in der Industrie erreichen möchtest. Die Firmen freuen sich, mir zu helfen.

Was sind deine Hobbys neben dem Programmieren?

Ich spiele gerne Tennis, bin ein großer Basketball-Fan, liebe es, Gitarre zu spielen, aber ich esse auch total gerne und höre am liebsten den ganzen Tag Musik, meist Pop. Ich verbringe gerne Zeit mit Freunden, und arbeite mit ihnen an Projekten.

Warum möchtest du in der Armee-Einheit 8200 dienen?

Alle, die aus dieser Einheit kommen, haben sehr viel Cyber-Erfahrung gesammelt. Es ist, wie in einer Region zu sein, in der du von Leuten umgeben bist, die die selben Dinge mögen wie du. Wenn ich die Armee verlasse, möchte ich eine Zeit lang im Silicon Valley leben und bei Apple, Facebook oder Google arbeiten. Dann möchte ich in weiteren Unternehmen arbeiten, um mehr Erfahrung zu sammeln.

Wo siehst du dich in zehn Jahren?

Ich denke, ich führe mein eigenes Start-Up und werde in Tel Aviv leben – ich liebe Tel Aviv.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Martina Blatt.

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