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US-Vertreter nennt Netanjahu einen „Schisser“

JERUSALEM / WASHINGTON (inn) – Die USA und Israel sind engste Verbündete – doch seit Monaten liefern sich beide diplomatischen Scharmützeln. Nun hat ein einziges Wort weitere Verstimmung ausgelöst: „Chickenshit“ – wörtlich übersetzt heißt das „Hühnerkacke“, gemeint aber war „Schisser“. Die Bezeichnung galt Israels Premierminister.
Premierminister Netanjahu: "Werde angegriffen, weil ich Israel verteidige."

Aufgetaucht ist das Wort in einer Analyse des Journalisten Jeffrey Goldberg im US-Magazin „The Atlantic“. In dem Artikel geht es um die amerikanisch-israelischen Beziehungen. Goldberg hatte dort aus einem Gespräch mit einem nicht namentlich genannten hochrangigen Beamten der US-Regierung zitiert. Dieser habe über Netanjahu gesagt: „Die Sache mit Bibi (Netanjahu) ist, er ist ein Schisser.“ Der israelische Premier frustriere das Weiße Haus und das US-Außenministerium.
„Das Gute an Netanjahu ist, dass er Angst hat, einen Krieg anzufangen. Das Schlechte an ihm ist, dass er nichts unternimmt, um eine Vereinbarung mit den Palästinensern oder den sunnitischen arabischen Staaten zu erreichen“, zitiert Goldberg den Regierungsvertreter. Netanjahu sei lediglich an seinem politischen Überleben interessiert. Er habe keinen Mumm.
Goldberg schließt in seinem Artikel nicht aus, dass die USA Israel bei internationalen Gremien nicht weiter schützen. Möglich sei auch, dass die US-Regierung selbst eine UN-Resolution gegen Israels Siedlungspolitik einbringe.

Beleidigung für Juden weltweit

Netanjahus Büro ließ daraufhin verlauten: „Netanjahu wird weiterhin die Sicherheitsinteressen Israels und die historischen Rechte des jüdischen Volkes in Jerusalem vertreten. Kein noch so hoher Druck wird daran etwas ändern.“ Der Premier selbst erklärte am Mittwoch vor der Knesset: „Ich werde nur angegriffen, weil ich den Staat Israel verteidige.“
Wirtschaftsminister Naftali Bennett übte harte Kritik. Der Premierminister sei keine private Person, sondern der Führer des jüdischen Staates und der jüdischen Welt. „Solche ernsthaften beleidigenden Worte gegen den israelischen Premierminister verletzen Millionen israelischer Bürger und Juden weltweit.“
Die Vorsitzende der linksgerichteten Meretz-Partei, Sahava Gal-On, sieht trotz der Unstimmigkeiten keine ernsthafte Krise in den israelisch-amerikanischen Beziehungen. „Die eklatante Verachtung, welche die Obama-Regierung gegenüber Netanjahu zum Ausdruck bringt, zeigt lediglich, wie müde sie seiner ist.“ Netanjahu habe Israel zum tiefsten Punkt in der Beziehung mit seinem wichtigsten Verbündeten geführt, sagte Gal-On laut der Tageszeitung „Ha‘aretz“.

Versöhnliche Töne aus den USA

Der stellvertretende Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Alistair Baskey, sieht ebenfalls keine Krise. Er erklärte: „Das Verhältnis bleibt stark wie immer und die Verbindungen zwischen unseren Nationen sind unerschütterlich.“ Dennoch gebe es Zeiten, in denen die USA nicht mit Israels Vorgehen übereinstimmten. Dann „müssen wir unsere Bedenken äußern, so wie unsere Sorgen zu Israels Siedlungspolitik“.
John Boehner, Sprecher des US-Repräsentantenhauses, sprach von einer „respektlosen Rhetorik“ gegenüber Israel. Er wies darauf hin, dass US-Präsident Barack Obama den Ton für seine Regierung vorgebe. „Entweder er duldet Profanität und Respektlosigkeit gegenüber Israel, oder er tut es nicht“, schrieb Boehner auf Twitter.
US-Außenamtssprecherin Jen Psaki erklärte, weder Obama noch US-Außenminister John Kerry hielten die Aussagen über Netanjahu im Magazin „The Atlantic“ für „richtig oder angemessen“.

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