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Uruguays neuer Präsident ist Israelfreund

Häufig sind Präsidenten lateinamerikanischer Länder linksgerichtet und vehemente Gegner Israels. Es gibt Ausnahmen, und eine kommt hinzu: Yamandú Orsi, der neue Präsident Uruguays, ist ein Freund des jüdischen Staates.
Von Jörn Schumacher

Yamandú Orsi gewann am 27. Oktober knapp die uruguayischen Präsidentschaftswahl. Seine Amtszeit beginnt am 1. März und dauert fünf Jahre. Der 57-jährige Orsi arbeitete in den 1990er bis in die frühen 2000er Jahre als Geschichtslehrer. Er wuchs in einer katholischen Familie auf und war als Teenager Ministrant in der Kirchengemeinde. Im Erwachsenenalter definierte er sich jedoch als Agnostiker. Er ist Mitglied der progressiven und linken politischen Koalition „Frente Amplio“ (Breite Front).

Wie viele seiner lateinamerikanischen Amtskollegen ist Uruguays neuer Präsident politisch eher links zu verordnen. Doch in seiner Haltung zu Israel unterscheidet er sich ein wenig: Während viele Israel einen „Genozid“ vorwerfen, bezeichnet sich Orsi sogar als Zionist.

Gegner in Kolumbien, Chile und Brasilien

Kolumbiens Präsident Gustavo Petro etwa hatte im Mai 2024 die diplomatischen Beziehungen zu Israel abgebrochen; im August stoppte er den Handel von Kohle nach Israel. Der Export werde erst wieder anlaufen, wenn Israel „den Genozid in Gaza beendet“, verkündete Petro auf X.

Chiles Präsident Gabriel Boric hat Israel als „Mörderstaat“ bezeichnet und seinen Kampf gegen die Hamas als ungerechtfertigt und inakzeptabel bezeichnet. Chile schloss sich, wie Kolumbien, im Juni 2024 Südafrikas Anklage gegen Israel vor dem Internationalen Gerichtshof an.

Luiz Inácio Lula da Silva, Präsident von Brasilien, wiederum hatte im Februar 2024 gesagt, Israels Vorgehen im Gazastreifen sei vergleichbar mit Adolf Hitlers Entscheidung, Juden zu töten. Israel erklärte Lula da Silva daraufhin zur „unerwünschten Person“ im Land.

José Mujica, Uruguays ehemaliger Präsident und Orsis Mentor, ist ebenfalls ein scharfer Israel-Kritiker. Er nannte Israels Umgang mit den Palästinensern bereits 2014 einen „Genozid“. Den Gazastreifen bezeichnete er als „großes Konzentrationslager“.

Freunde in Argentinien, Paraguay und Guatemala

Es gibt allerdings auch Ausnahmen: So ist das Staatsoberhaupt des westlichen Nachbarn von Uruguay, Argentinien, bekannt für seine Sympathie für das Judentum und Israel. Der rechtsgerichtete Präsident Javier Milei ist ein enger Freund Israels, der privat sogar die Tora studiert. Seine Außenpolitik gestaltet er mit dem Ziel, Argentinien näher an die USA und Israel heranzuführen.

Santiago Peña, seit August 2023 Präsident Paraguays, hat im Dezember die Botschaft seines Landes in Israel wieder nach Jerusalem verlegt. Sein Vorgänger, ein Liberaler, hatte sie nach Tel Aviv verlegt, was eine diplomatische Krise auslöste.

Auch Bernardo Arévalo, seit Januar 2024 Präsident von Guatemala, ist linksgerichtet, aber ein enger Freund Israels. Er studierte in Israel und spricht Hebräisch.

Orsi begeistert von Israels multikultureller Gesellschaft

Yamandú Orsi hatte Israel im September 2023 besucht, nur wenige Wochen vor dem Angriff der Hamas am 7. Oktober, bei dem Terroristen in Israel etwa 1.200 Menschen töteten und 251 entführten. Damals war er noch Bürgermeister der uruguayischen Region Canalones. Orsi war auf einer Reise, die vom Zentralen Israelitischen Komitee Uruguays und dem Lateinamerikanischen Jüdischen Kongress organisiert wurde. Er besuchte aber auch wichtige Touristenattraktionen und Yad Vashem, Israels Holocaust-Gedenkstätte.

Anschließend drückte er seine Bewunderung für die multikulturelle Gesellschaft Israels aus. „Auf einem Boulevard in Israel sieht man Menschen beider Glaubensrichtungen“, sagte Orsi im September 2023 in Tel Aviv in einem Interview. „Es gibt hier einen Teil der Realität, bei dem es um Koexistenz geht. Es ist also möglich.“

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Nach der Rückkehr in sein Heimatland sagte Orsi in einem Interview: „Ich bin Geschichtslehrer und habe Unterricht über den Zweiten Weltkrieg und die Auswirkungen des Holocaust gegeben. Der Reiseführer hat uns Einzelheiten gezeigt und erläutert, die ich ehrlich gesagt nicht kannte und die mich natürlich schockiert haben.“

Die pro-palästinensischen Linken innerhalb seiner Koalition „Frente Amplio“ kritisierten ihn, weil er Israel besucht hatte. Angesichts dieser Kritik sagte Orsi in einem Interview: „Meine Strategie ist Dialog. Ich kann verstehen, dass sie Vetos einlegen wollen. (…) Dialog und Frieden, Frieden und Dialog – das werde ich nicht aufgeben, ebenso wenig wie die Freiheit, seine Meinung zu äußern.“

„Keine Apartheid“ in Israel

In seinem Wahlkampf war Israel kein vordergründiges Thema, Orsi konzentrierte sich auf die Themen Umwelt und Wirtschaft. Kurz vor der Wahl war er zu Gast bei Orlando Petinatti, einem der erfolgreichsten Radiomoderatoren Uruguays, dessen Sendung seit 1991 ausgestrahlt wird. Petinatti stammt mütterlicherseits von litauischen jüdischen Einwanderern und väterlicherseits von polnischen Juden ab.

Orsi stimmte der Ansicht Petinattis zu, dass es in Israel „keine Apartheid“ gebe. Er sagte zudem, er würde sich selbst als Zionisten bezeichnen, wenn die Definition so wäre, wie Petinatti sie formulierte: „für einen Staat des jüdischen Volkes im Land Israel sein“. Orsi fügte hinzu, dass dies mit Bestimmungen einhergehen müsse, die religiösen Minderheiten gleiche Rechte einräumen. „Ich mag den Zionismus, aber ich mag auch das palästinensische Ansinnen, einen Staat zu haben“, ergänzte er. „Abgesehen davon bin ich für das Existenzrecht Israels, aber ich bin nicht immer mit den Handlungen der israelischen Regierung einverstanden.“

Uruguay hat eine Gesamtbevölkerung von 3,4 Millionen Menschen, etwa 15.000 davon sind Juden. Es war das erste südamerikanische Land, das den Staat Israel offiziell anerkannte; Uruguay ist das erste Land in Lateinamerika, das eine israelische Botschaft hatte, sie wurde 1948, im Gründungsjahr Israels, eröffnet. Uruguay gilt zudem als die stabilste Demokratie Lateinamerikas; es besteht Wahlpflicht, und 90 Prozent der Wahlberechtigten haben in jeder Runde der diesjährigen Wahl ihre Stimme abgegeben.

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8 Antworten

  1. Mit der israelischen Regierung mag man hadern, das ist legitim, aber die Existenz Israels als alte und wiedergewonnene Heimat der Juden und des Judentums ist unanfechtbarer Fakt,das ist nicht verhandelbar !
    SHALOM ALEJCHEM und frohes neues Jahr

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  2. Gott segne diesen Präsidenten. Dass Israel alles richtig macht, ist nicht möglich. Dennoch sagt Jesus , dass das Heil von den Juden kommt. Jesus hat die Sünden der Juden und die, der ganzen Welt getragen und trägt sie bis heute. Keiner muss verloren gehen. Das Angebot Gottes gilt in seinem Sohn Jesus Christus jedem Menschen. Das ist Rettung !

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  3. Ein frohes neues Jahr 2025 und danke für den Bericht. Uruguay’s neuer Präsident Orsi tut Gutes für Israel und für sein Uruguay.
    Die Gegenbeispiele Brasilien, Kolumbien und Chile sind ja auch erwähnt, es bleibt noch viel zu tun für die Israel-Freunde.
    Aber am Ende werden alle Israel-freundlichen Länder ihre Früchte bekommen…

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  4. Ich bin so sehr dankbar, dass es Einzelne gibt, die heraustreten und sich klar zu Israel bekennen. Merken wir : Ansonsten soll alles gleichgeschaltet laufen. Die UNO, die Länder, vereint im Hass, in der Anklage, in der Ablehnung, im Schuldzuspruch. Alle gegen Israel. Diese Gleichschaltung konnte man bereits bei den Impfungen feststellen. Alle Länder vereint , Menschen gefügig zu machen.

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  5. Eine erfreuliche Nachricht, dass es auch in Südamerika Freunde Israels gibt, der Rest dieses Teil-Kontinents wird auch noch klüger werden, denn die Linksparteien haben keine Zukunft und ihre Ablehnung Israels ebenfalls nicht!

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  6. So sehr mich jeder Freund Israels in Südamerika freut, so sehr beunruhigt mich eine andere Entwicklung dort, nämlich den Versuch des Islams sich in Südamerika festzusetzen und dort einen religiösen Brückenkopf zu errichten! Hier wäre es sehr zu begrüßen mit allen erdenklichen Mitteln dagegen vorzugehen um diese Entwicklung zu stoppen und rückgängig zu machen!

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