JERUSALEM (inn) – Eine Untersuchungskommission sieht den israelischen Premier Benjamin Netanjahu (Likud) als einen der Verantwortlichen für die Meron-Katastrophe Ende April 2021. Sie kommt zu dem Schluss, dass er von den Sicherheitsmängeln gewusst, aber nichts dagegen getan habe.
Die Meron-Katastrophe gilt als größtes Unglück in der israelischen Geschichte in Friedenszeiten. Als sich zehntausende Pilger am Feiertag Lag BaOmer auf dem Berg Meron versammelten, kam es zu einer Massenpanik. Dabei wurden 45 Menschen getötet und etwa 150 weitere verletzt.
„Nicht gehandelt wie ein Regierungschef“
Die Kommission wies Netanjahus Erklärung zurück, niemand habe ihm einen konkreten Warnhinweis übermittelt. Es habe über die Jahre hinweg entsprechende Berichte gegeben, die auf seinem Schreibtisch gelegen hätten. „Netanjahu hat nicht gehandelt, wie man es von einem Regierungschef erwarten würde, und sich nicht um diese Angelegenheit gekümmert.“
Im Jahr 2021 waren zudem Corona-Maßnahmen in Kraft, unter anderem waren Versammlungen von mehr als 100 Menschen untersagt. Für das Pilgerfest bedurfte es daher einer Sondergenehmigung der Regierung. Laut Medienberichten setzten Ultra-Orthodoxe in der Regierung Netanjahu unter Druck, das Fest wie gewohnt zu genehmigen.
Entlassung und Posteneinschränkung empfohlen
Der Bericht schlägt keine Sanktionen für Netanjahu vor, etwa einen Rücktritt. Neben Netanjahu benennt der Bericht weitere Schuldige, darunter den heutigen Knesset-Sprecher und damalige Sicherheitschef Amir Ohana (Likud) und Polizeichef Kobi Schabtai. Für Ohana schlägt die Kommission vor, dass er in Zukunft nicht mehr Sicherheitsminister sein dürfe.
Der Bericht empfiehlt außerdem die Entlassung Schabtais. Dieser ist aber ohnehin nur wegen des Ausbruch des Gazakrieges auf Bitten der Regierung noch im Amt geblieben. In einer Reaktion teilte die Polizei mit, Schabtai respektiere den Bericht. Er werde seinen Posten verlassen, wenn die Regierung es so entscheidet.
Lag BaOmer gilt eigentlich als Freudenfest, oft gehören Lagerfeuer dazu. Gläubige Juden pilgern traditionell zum Grab des Rabbis Schimon Bar Jochai, der im 2. Jahrhundert nach Christus lebte. Während des Festes jährt sich sein Todestag. (df)
2 Antworten
2021 passiert – und dann gerade jetzt während des Krieges geurteilt. Das hat mehr als nur ein Geschmäckle. Da wird das nächste Stuhlbein von Netanjahus Regierung angesägt. Muss das während einer so angespannten Lage im Land sein? Nein, dass hätte auch noch Zeit bis nach dem Krieg gehabt.
Erinnere mich gut.
Sicherheit wurde nicht eingehalten, wobei Gläubige nicht auf Verbote hörten in dieser Zeit.