In den vergangenen Tagen hatten die Demonstranten noch vor den Niederlassungen der UNRWA in dem Küstenstreifen protestiert. Doch am Donnerstag betraten sie das Gelände des Hauptquartiers in Gaza. Nach Angaben des Personals versuchten sie, in das Gebäude einzubrechen. Diese „dramatische und beunruhigende“ Eskalation ging der UN-Organisation zu weit. Die Verteilungszentren würden geschlossen bleiben, bis alle relevanten Gruppen garantierten, dass die Aktivitäten ungehindert fortdauern könnten. Das breit angelegte Programm für die Lebensmittelverteilung werde allerdings weitergehen, teilte die Behörde mit.
„Wir verstehen vollkommen die Auswirkungen, die die Entscheidung, die Unterstützung durch Bargeld zu verringern, auf einige unserer Leistungsempfänger hatte“, zitiert die palästinensische Nachrichtenagentur „Ma‘an“ den UNRWA-Direktor in Gaza, Robert Turner. Aber das Hilfswerk erweitere ihr Programm zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Dies werde die Auswirkungen der Entscheidung lindern, den Flüchtlingsfamilien weniger Geld zu geben.
Die UNRWA-Vertreter „respektieren das Recht der Leute auf friedliche Demonstration“, heißt es weiter. „Doch was heute passiert ist, war völlig inakzeptabel: Die Lage hätte sehr leicht zu ernsthaften Verletzungen beim UNRWA-Personal und den Demonstranten führen können. Diese Eskalation, anscheinend im Voraus geplant, war ungerechtfertigt und beispiellos.“
Turner bemängelte: „Diese Demonstrationen beeinflussen unsere Fähigkeit, dringend benötigte Dienstleistungen für die palästinensischen Flüchtlinge in Gaza zu liefern und – weil sie sich auch gegen das Hauptgebäude in Gaza gerichtet haben – unsere Aktivitäten im Westjordanland, in Jordanien, dem Libanon und Syrien.“
Die UNRWA rief „alle Gruppen, die hinter dem heutigen Vorfall stehen“, auf, „sofort damit aufzuhören, die Massen bei diesen Demonstrationen aufzuhetzen, und sich in einer verantwortungsvollen Weise zu verhalten“. Die Behörden in Gaza wiederum sollten „ihre Aufgaben erfüllen, indem sie für Sicherheit sorgen und gewährleisten, dass Demonstrationen friedlich bleiben“.
Die im Gazastreifen herrschende Hamas kritisierte am Freitag die Maßnahme des UN-Werkes als „ungerechtfertigten Schritt“. Der Sprecher Sami Abu Suhri sagte: „Palästinensische Flüchtlinge haben ein Recht auf friedlichen Protest. Wir rufen die UNRWA auf, ihre Haltung zu überdenken und angesichts des Protestes der Bewohner nicht überzureagieren.“ Das Personal der Organisation sei nie in Gefahr gewesen. Die Hamas und die Regierung sorgten dafür, dass das Hilfswerk in angemessener Weise arbeiten könne.