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UNO auf Golan: Bald nur noch Österreicher und Inder?

DAMASKUS / JERUSALEM (inn) – Immer mehr Länder ziehen ihre UN-Soldaten aus der Pufferzone zwischen Israel und Syrien ab. Ohne die Vermittlerrolle dieser Truppen erhöht sich die Gefahr eines Kriegsausbruches zwischen den beiden verfeindeten Ländern.
Die Truppen der UNDOF spielen eine Vermittlerrolle zwischen Israel und Syrien. (Archivbild)

Bald könnten nur noch 372 Österreicher und Inder über den „Frieden“ zwischen Israel und Syrien wachen. Die Japaner haben sich schon zurückgezogen. Die Philippinen wollen ihre Beteiligung an der Friedenstruppe beenden, nachdem syrische Rebellen 21 ihrer Soldaten entführten und nach mehrtägiger Geiselhaft nach Jordanien ausreisen ließen. Die Kroaten haben am Dienstag beschlossen, ihre 88 Soldaten abzuziehen, weil die syrische Regierung trotz Dementis davon überzeugt ist, dass Kroatien den Rebellen in Syrien Waffen geliefert habe. So sei die Sicherheit der kroatischen Soldaten nicht mehr gewährleistet, obgleich sie UNO-Uniformen tragen und unter dem Befehl des UNO-Generalsekretärs Ban Ki-Moon stehen.
Die sogenannten UNDOF-Beobachter (United Nations Disengagement Observer Force) sitzen seit 1974 in der Entflechtungszone, einem Niemandsland zwischen Syrien und dem von Israel besetzten Golan. Sie sind nur leicht bewaffnet für ihren Selbstschutz und wachen beiderseits der „blauen“ und „roten“ Linien darüber, dass Israelis und Syrer sich an alle Abmachungen halten. Diese hatte der amerikanische Außenminister Henry Kissinger nach dem Oktober-Krieg (Jom-Kippur-Krieg) von 1973 ausgehandelt.

Hirten verjagen, Truppen zählen, Bote sein

Die UNO-Soldaten verhindern Schmuggel und verjagen Hirten, die vielleicht verkappte Spione sind und sich mit ihren Schafherden den Stacheldrahtverhauen nähern. Ebenso besuchen sie beiderseits der Grenze Militärlager der Syrer und Israelis. Sie zählen die Soldaten und Panzer in den abgesteckten „entmilitarisierten Zonen“.
Da Syrer und Israelis in keiner Weise direkt miteinander kommunizieren, dient die UNDOF auch als „Postbote“. Der ehemalige österreichische Befehlshaber der Truppe, Generalmajor Wolfgang Jilke, schilderte die fast lächerliche Methode: Die Israelis überreichen der UNDOF einen Beschwerdekatalog. Die Syrer weigern sich, den Brief anzunehmen. Daraufhin verliest ihn Jilke, während die Syrer eifrig mitschreiben. So erreicht die Botschaft doch den Adressaten.

Kommunikation im Widerstreit

Dank der UNDOF und weil Israel und Syrien seit 30 Jahren die Waffenstillstandsabkommen strikt eingehalten haben, ist fast kein Zwischenfall an dieser Grenzlinie zwischen zwei der schlimmsten Erzfeinde des Nahen Ostens registriert worden. Doch in den letzten Wochen flogen mehrere offenbar fehlgeleitete Panzer- und Mörsergranaten in Richtung Israel, die zum Glück keinen Schaden anrichteten. Ob Rebellen oder die syrische Armee sie abgeschossen hatten, konnten die israelischen Militärs nicht ermitteln.
Die UNDOF ist keine kämpfende Truppe. Im Ernstfall, falls ein Krieg ausbrechen sollte, tun diese Blauhelme gut daran, sich so schnell wie möglich zu verziehen und in Sicherheit zu bringen. Solange „Frieden“ herrscht, leisten diese internationalen Truppen auch an den Grenzen Israels mit dem Libanon und Ägypten einen unersetzlichen Dienst. Sie spielten die Rolle des „Roten Telefons“ zwischen Washington und Moskau während des Kalten Krieges oder noch heute zwischen Nord- und Südkorea.
Derartige Kommunikationskanäle können keinen Krieg verhindern, aber sie können Missverständnissen vorbeugen und einen versehentlichen Kriegsausbruch verhindern, solange beide Seiten keinen Krieg wollen. 1967 hatte Ägypten einen Abzug der UNO-Truppen entlang seiner Grenze zu Israel verfügt. Das war damals eines der untrüglichen Zeichen eines bevorstehenden ägyptischen Angriffs auf Israel.
Ein Abzug der UNO-Beobachter von der Grenze zwischen Syrien und Israel aus „Sicherheitsgründen“ bedeutet noch keinen automatischen Kriegsausbruch. Aber zweifellos würde es die Spannungen erhöhen und einen Krieg wahrscheinlicher machen.
Die UNDOF zählte nach eigenen Angaben Ende Januar 1011 Soldaten, 40 internationale Angestellte und 99 Ortskräfte. Seit ihrem Bestehen hat die Truppe 43 Soldaten und einen Zivilisten verloren, durch Unfälle und explodierte Minen.

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