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UNICEF-Studie: Höchste Kinderarmut in Israel

NEW YORK / JERUSALEM – Eine UNICEF-Studie hat die Chancengleichheit für Kinder in Industrieländern untersucht. Israel landet auf dem letzten Platz. Die Kinderarmutsrate ist demnach höher als in Ländern wie Mexiko oder Chile.
Die UNICEF-Studie hat die Lebenssituation ärmerer und besser situierter Kinder in Israel verglichen
Nach den vier Schlüsselfaktoren Einkommen, Bildung, Gesundheit und Zufriedenheit hat eine UNICEF-Studie die Chancengleichheit für Kinder in 41 Ländern ausgewertet. Die am Donnerstag in New York veröffentlichte Studie verglich die Werte der ärmsten Kinder mit denen von besser situierten Kindern. Die Untersuchung will aufzeigen, wie stark Länder es zulassen, dass ärmere Schichten in der Gesellschaft abgehängt werden. „Wenn wir die Unterschiede, wie weit gesellschaftlich benachteiligte Kinder zurückfallen, richtig analysieren, hilft das bei der Problemlösung“, sagte die Leiterin des UNICEF-Forschungszentrums „Innocenti“ in Florenz, Sarah Cook.

27,5 Prozent Kinderarmut in Israel

Die Kinderarmutsrate in Israel liegt laut des Berichts bei 27,5 Prozent. Das ist der höchste Wert aller untersuchten Länder. Deutschland hat zum Vergleich eine Armutsrate von 7,2 Prozent. Selbst ein industriell weniger entwickeltes Land wie Chile hat mit 26,3 Prozent noch eine etwas niedrigere Kinderarmutsrate als Israel. Beim Vergleich der Haushaltseinkommen, die den Familien in der unteren und mittleren Gesellschaftsschicht zur Verfügung stehen, landete Israel auf Platz 37 von den 41 Ländern. Norwegen, Island, Finnland und Dänemark haben die geringsten Gehaltsunterschiede zwischen armen und besser situierten Familien. Im Bezug auf die Bildung landet Israel auch auf einem der letzten Plätze. Nur die Länder Mexiko und Türkei wiesen noch schlechtere Werte auf. Die Auswertung von Bildungstests, die etwa Lese- und Mathematikfähigkeiten der Schüler überprüften, bildete hier die Grundlage. Was die ungleiche Gesundheit der Kinder betrifft, landete Israel auf dem letzten Platz. Demnach klagt in Israel ein Drittel der Kinder täglich ein- oder auch mehrmals über gesundheitliche Probleme. Gerade in den vergangenen Jahren habe sich die Ungleichheit im Gesundheitssektor drastisch verschärft.

Vorreiter Dänemark

Israel erreichte in der finalen Auswertung, bei der die vier Schlüsselfaktoren Einkommen, Bildung, Gesundheit und Zufriedenheit zusammengerechnet wurden, den letzten Platz und damit den höchsten Grad an Ungerechtigkeit bei Kindern. Alle Faktoren eingerechnet, schlug sich die dänische Gesellschaft am besten. „Umso mehr wir forschen, umso klarer wird uns, dass die Chancengleichheit unter Kindern lebenslange Konsequenzen hat, die auch weitergegeben werden“, sagte Cook. Deshalb müsse die Gesellschaft der Chancengleichheit mehr Aufmerksamkeit widmen.

Israelische Reaktionen

Die Vorsitzende des Knesset-Ausschusses für Kinderrechte, Jifat Schascha-Bitton, findet den Bericht beunruhigend. Sie verweist aber gegenüber der Tageszeitung „Jerusalem Post“ auch auf den israelischen Finanzminister Mosche Kahlon, der den Kampf gegen die Armut als oberstes Ziel der Regierung ausgegeben habe. Der Vorsitzende des Knesset-Ausschusses für Arbeit und Gesundheit, Eli Alaluf, will wegen der UNICEF-Studie ein Treffen ansetzen: „Der Bericht ist schockierend und wir müssen uns so schnell wie möglich darüber unterhalten.“ Der Abgeordnete des arabischen Parteienbündnisses „Vereinigte Liste“, Dov Henin, sieht vor allem Premier Benjamin Netanjahu in der Pflicht. „Die hohe Kinderarmutsrate resultiert aus der gegenwärtigen Politik“, sagt Henin. Wer Sozialbudgets kürze, das Bildungssystem privatisiere und das Gesundheitswesen austrockne, müsse mit den Konsequenzen leben. (mm)

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