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Unangepasst: Schriftsteller Kaniuk verstorben

TEL AVIV (inn) – Der israelische Schriftsteller Yoram Kaniuk ist tot. Er erlag am Samstag im Alter von 83 Jahren in seiner Heimatstadt Tel Aviv einem Krebsleiden. In Deutschland bekannt wurde er unter anderem durch sein Buch „Adam Hundesohn“, das den Holocaust zum Thema hat.
Wollte sich nicht anpassen: Der am Samstag verstorbene israelische Schrifsteller Yoram Kaniuk

Israels Staatspräsident Schimon Peres sprach den Angehörigen des Verstorbenen sein Beileid aus. Dessen Tod sei „ein großer Verlust für die israelische Welt der Literatur, der Kultur und des Geistes. Er sah Israel auf seine einzigartige Weise“, schrieb er in seinem Kondolenzbrief nach Angaben des Präsidialamtes. Kaniuks Schreibstil sei „gleichzeitig voller Mitleid und voller Wildheit“ gewesen. „Er hatte niemals Angst, aus dem Rahmen zu fallen, und wich nicht von der inneren, ursprünglichen, mutigen und scharfsinnigen Wahrheit ab, die ihn leitete, auch wenn es nicht zum Konsens passte. Seine Bücher werden das Volk auch nach seinem Tode noch viele Jahre begleiten.“
Yoram Kaniuk wurde am 2. Mai 1930 in Tel Aviv als Sohn von Einwanderern aus Osteuropa geboren. Sein Vater arbeitete als persönlicher Sekretär für den ersten Bürgermeister der 1909 gegründeten Stadt, Meir Dizengoff. Mit 18 Jahren kämpfte Kaniuk 1948 im israelischen Unabhängigkeitskrieg und ging 1951 als Maler und Journalist für zehn Jahre nach New York. Nach seiner Rückkehr begann er zu schreiben und wurde zu einem der bedeutendsten Schriftsteller Israels. Seine Bücher wurden in 20 Sprachen übersetzt und vielfach preisgekrönt. Auf der Leipziger Buchmesse im März stellte er noch seine Autobiographie „1948“ vor.
Der Publizist verstarb im Eichilow-Krankenhaus in Tel Aviv. Seinen Körper hat er der Wissenschaft für die Forschung zur Verfügung gestellt. Eine Beisetzung wünschte er nicht, wie der Radiosender „Galei Zahal“ berichtet. „Wir alle sind eine Kette. Einer geht und einer kommt“, schrieb er vor einigen Monaten in seinem Weblog. Er hinterlässt seine Ehefrau Miranda, zwei Töchter und ein Enkelkind.

Holocaust und Nahostkonflikt

Zu Kaniuks Werken gehören „Wilde Heimkehr“, „Adam Hundesohn“, „Der letzte Jude“ und „Bekenntnisse eines guten Arabers“. Das Buch „Adam Hundesohn“ von 1971 wurde 2009 verfilmt, auch mit deutschen Stars wie Veronika Ferres und Moritz Bleibtreu (Israelnetz berichtete). Der Roman erzählt von einem jüdischen Clown, der das KZ überlebt, weil er auf Anordnung eines Aufsehers unter anderem einen Hund spielt. Nach der Befreiung trifft er in einer Nervenheilanstalt auf einen Jungen, der meint, er habe sich in einen Hund verwandelt.
Ein wichtiges Thema war für den Autor der Nahostkonflikt. Die „Bekenntnisse eines guten Arabers“ schreibt der Sohn einer israelischen Jüdin und eines Palästinensers im Pariser Exil. Er besitzt zwei Personalausweise, einen auf den Namen „Josef Rosenzweig“ und einen auf den Namen „Josef Scharara“. In der jüdischen Gesellschaft stößt er als Araber auf Ablehnung und bei den Palästinensern als Israeli. Gemeinsam mit dem 1996 verstorbenen palästinensischen Schriftsteller Emile Habibi schrieb der Israeli zudem das Buch „Das zweifach verheißene Land“.
Kaniuk strebte nie danach, sich der gesellschaftlichen Hauptströmung anzupassen. Seine Heirat mit der Nichtjüdin Miranda, die er in den USA kennenlernte, stieß in der Heimat auf Kritik. Im Oktober 2011 erwirkte er ein Gerichtsurteil, das in israelischen Pässen den Eintrag „religionslos“ ermöglicht – bis dahin hatte er seine Religion als „jüdisch“ angeben müssen (Israelnetz berichtete). Die Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“ zitierte ihn mit den Worten: „Ich bin nicht euer Schriftsteller – ich bin meiner. Ich bin nie den geraden Weg entlanggegangen, denn ich habe ihn nie gefunden.“

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