Die Gruppe in Gaza trug Rosen und Plakate, um auf den Zustand der Gefangenen aufmerksam zu machen. „An diesem weltweiten Tag der Liebe hoffen wir, dass die Welt aufwacht und die Realität und das Leid der Häftlinge und ihrer Familien wahrnimmt“, sagte einer der Demonstranten nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur „Ma‘an“.
Navi Pillay, Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte, äußerte am Dienstag seine Sorge über den Zustand von Samer Issawi, der sich seit über 200 Tagen im Hungerstreik befindet. Das berichtet der arabische Fernsehsender „Al-Dschasira“ auf seiner Internetseite. Issawi war im Oktober 2011 im Gegenzug für den israelischen Soldaten Gilad Schalit aus der Haft entlassen worden. Im Juli 2012 wurde er ohne gerichtlichen Prozess erneut inhaftiert. Mit seinem Streik möchte er eine Verhandlung seines Falles oder eine Freilassung erreichen. Mittlerweile sei sein Zustand mehr als kritisch, berichtet „Al-Dschasira“. Außer Issawi befinden sich zwei weitere Palästinenser – Tarik Ka‘adan und Dscha‘afar Asaddin – seit über 70 Tagen im Hungerstreik (Israelnetz berichtete).
„Unmenschliche Bedingungen“
„Personen, die festgenommen werden, müssen in Übereinstimmung mit internationalen Standards angeklagt und einem Richter vorgeführt werden – oder sofort wieder entlassen werden“, forderte Pillay. Der Sonderberichterstatter der UN für Menschenrechte in den palästinensischen Gebieten, Richard Falk, forderte die umgehende Entlassung der drei Gefangenen. Er bezeichnete die Bedingungen, unter denen die drei festgehalten würden, als „unmenschlich“.
Nach Angaben der UN hätten sich der Koordinator der Vereinten Nationen für Humanität, James W Rawley, und der palästinensische Minister für Inhaftierungen, Issa Qaraqe, bereits in Ramallah zu Gesprächen getroffen. Dabei sei es besonders um den kritischen Zustand des Gefangenen Issawi gegangen.
Internationale Gemeinschaft muss eingreifen
Am Dienstag forderte der palästinensische Präsident, Mahmud Abbas, die internationale Gemeinschaft zu einem umgehenden Eingreifen auf. „Die Dinge geraten außer Kontrolle, wenn die Leben der Hungerstreikenden nicht gerettet werden“, sagte er im palästinensischen Fernsehen. Wenn die internationale Gemeinschaft nicht eingreife, würde sich die Lage in den palästinensischen Gebieten weiter verschlimmern, zitiert „Al-Dschasira“ den Präsidenten. Die Gefangenen befänden sich wegen der Inhaftierungspolitik und der Misshandlung der Besatzungsmacht im Streik, sagte Abbas und wandte sich damit an Israel.
Trotz der Äußerungen von Abbas nehme die Palästinensische Autonomiebehörde die Fälle von Hungerstreikenden stillschweigend in Kauf und versuche, die Proteste im Westjordanland gegen diese Situation zu unterbinden, berichtet „Al-Dschasira“. Im Mai vergangenen Jahres traten etwa 1.600 palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen in einen Hungerstreik. Sie erreichten ein Abkommen mit der Gefängnisbehörde, das den Inhaftierten in verschiedenen Bereichen Erleichterungen zusichert (Israelnetz berichtete).