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UN-Protest gegen antisemitisches Pamphlet in ägyptischer Bibliothek

ALEXANDRIA (inn) – Die neue Bibliothek im ägyptischen Alexandria stellt die antisemitischen „Protokolle der Weisen von Zion“ nicht mehr aus. Der Grund: Die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO) hat die Verantwortlichen kritisiert.

In einem Fax an die Nachrichtenagentur AP dementierte Bibliotheksleiter Ismail Serageldin am Samstag allerdings, daß die Handschrift der „Protokolle der Weisen von Zion“ neben der Torah plaziert gewesen sei. Dies hatten verschiedene ägyptische Zeitungen gemeldet.

Einige Tage davor hatte der Generaldirektor der UNESCO, Koichiro Matsuura, einen Protestbrief an die Bücherei angeordnet. Das berichtet die „Jerusalem Post“. Bei einer Konferenz, die am Wochenende in Venedig stattfindet, will er das antisemitische Buch öffentlich anprangern. Dabei wird er darauf hinweisen, daß dieses „weiterhin seine schreckliche Macht als Instrument des Antisemitismus ausübt“. Die Teilnehmer der Tagung werden sich rund 100 Jahre nach der Veröffentlichung mit den „Protokollen der Weisen von Zion“ befassen.

Der Leiter der Ausstellung innerhalb der Bibliothek, Jussef Sajadan, hatte die älteste arabische Handschrift der „Protokolle“ dorthin gebracht. Er begreift den Wirbel um das Pamphlet nicht: „Ich hatte nicht soviel Aufhebens erwartet“, sagte er in einem Telefonat mit der AP. „Es hat eine große Aufregung verursacht, obwohl es keinen Sachverhalt gibt. Eine solch riesige Intervention wäre nicht nötig gewesen.“ Auf die Frage, wer hinter dieser „Intervention“ stehe, entgegnete er: „jüdischer Druck“.

Seiner Ansicht nach handele es sich um ein albernes Buch. „Seine einzige Bedeutung ist die Tatsache, daß es die erste arabische Ausgabe des Buches war, das die arabische Mentalität in einem großen Ausmaß beeinflußt hat“, so Sajadan.

Die „Protokolle der Weisen von Zion“ sind ein antisemitisches Machwerk, das Ende des 19. Jahrhunderts entstanden ist. Darin wird angeblich eine jüdische Weltverschwörung zur Beherrschung der Erde aufgedeckt. Auftraggeber war der zaristische Polizeioffizier Pjotr Iwanowitsch Ratschkowskij. Der eigentliche Verfasser ist unbekannt. In der Version, in der sie weltweit bekannt wurden, erschienen die „Protokolle“ erstmals 1905 als Anhang der dritten Auflage des Buches „Das Große im Kleinen und Der Antichrist als nahe politische Möglichkeit“. Autor war der mystische Schriftsteller Sergej Nilus.

Die neue Bibliothek in Alexandria, die im vergangenen Jahr eröffnet wurde, soll an die Tradition ihrer antiken Vorgängerin anknüpfen. Diese war einst ein Zentrum für Gelehrsamkeit gewesen. „Die Biblotheca Alexandrina ist ihrer Aufgabe als Studienzentrum tief verpflichtet“, teilte Serageldin der AP mit. „Zudem ist sie ein Ort der Toleranz, des Dialoges und der Verständigung zwischen Völkern, Kulturen und Zivilisationen.“

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