JERUSALEM (inn) – Touristen aus der ganzen Welt besuchen diesen besonderen See: das Tote Meer. Der hohe Salzgehalt lässt jeden auf der Wasseroberfläche treiben. Doch der einzigartige Salzsee verliert deutlich an Größe. Jedes Jahr sinkt der Pegel des Toten Meeres durchschnittlich um 1,1 Meter – ein Problem für Natur und Mensch. Das israelische Umweltministerium ruft die Regierung auf, alternative Wasserquellen zu suchen, um einen Mindestpegel des Sees zu garantieren.
Die Ministerialdirektorin Galit Cohen übernimmt die Leitung des neuen Vorhabens. Gegenüber der israelischen Onlinezeitung „Times of Israel“ plädiert sie für ein beherztes Handeln der Regierung: „Ein weiter so wie bisher ist keine Option!“
Absprachen mit Jordanien notwendig
Neben dem Umweltministerium sind weitere Ministerien mit der Aufgabe befasst, dem Schrumpfen des Toten Meeres entgegenzuwirken. Koordiniert wird dies vom Büro des Premiers Naftali Bennett (Jamina). Damit das Tote Meer erhalten bleibt, bedarf es einer Stabilisierung des Pegels, erklärt Cohen. Das Ministerium möchte keinen politisch gesetzt Pegelstand definieren und ihre Arbeit daran orientieren. Stattdessen sollen Wissenschaftler mit ihrer Expertise ein Vorschlag für einen realistischen Mindestpegel unterbreiten. Da der See seit etwas mehr als 40 Jahren an Fülle verliert, ist er nur noch halb so groß wie noch 1976. Aktuell liegt der Pegel bei 435 Meter unter dem Meeresspiegel.
Die Einführung eines Mindestpegels bringe laut der Ministerialdirektorin nur etwas, wenn konkrete Beschlüsse folgen. Da die Ostküste des Toten Meeres zu Jordanien gehört, wird ein Abkommen mit der jordanischen Regierung notwendig werden, erläutert Cohen. Beide Staaten müssen zusammen agieren, um eine Lösung zu finden.
Das neue politische Vorhaben wirft die Frage auf, ob weniger Wasser in den Jordan fließen soll, der unter anderem das Wasser für das Tote Meer spießt. Jordanien würde sich einer solchen Lösung wahrscheinlich verschließen, da sie dann weniger Wasser zu Verfügung haben. Einst flossen jährlich 1.200 Millionen Kubikmeter Wasser vom Jordan in das Tote Meer. Durch die Wasserentnahme von Syrien, Jordanien und Israel für Trinkwasser und die Landwirtschaft erreichen heute jährlich lediglich nur noch 50 bis 100 Millionen Kubikmeter Wasser das Tote Meer. Auch aus Zuflüssen des Jordans zwacken die Staaten Wasser für ihren Gebrauch ab.
Ein weiterer Grund für das enorme Sinken des Pegels ist das Gewinnen von Mineralwasser. Sowohl Israel, als auch Jordanien entnehmen hierfür dem Toten Meer Wasser. Allein für das Mineralwasser sinkt der Pegel jährlich um 50 Zentimeter. Hinzu kommt das natürliche Verdunsten des Wassers – jährlich rund 700 Millionen Kubikmeter Wasser.
Aus unterschiedlichen Quellen das Totes Meer auffüllen
Cohen, die sich bereits seit über 20 Jahren mit dem Sinken des Pegels beschäftigt, vermutet, dass aus einigen unterschiedlichen Quellen Wasser entnommen werden muss. Ein Anteil des Wassers könnte aus dem Roten Meer kommen. Hierzu soll Wasser durch eine Röhre fließen und in den Salzsee münden. Ebenso soll Wasser aus dem See Genezareth in das Tote Meer geleitet werden. Außerdem müsse auch über die Mineralwasser-Gewinnung gesprochen werden, sagt Cohen. Die Unternehmen könnten dazu verpflichtet werden, weniger Wasser abzupumpen.
Erst im November vergangenen Jahres unterzeichneten Israel und Jordanien ein Kooperationsabkommen. Ein Solarkraftwerk soll gebaut werden dürfen, um Strom für Israel zu produzieren. Jordanien wurden zusätzliche Wassermengen zugesichert, dass das Land von Israel abkauft.
Auf die Frage, ob das Absinken des Toten Meeres gestoppt werden kann und ein Mindestpegel umgesetzt wird, zeigt sich die Ministerialdirektorin Galit Cohen hoffnungsvoll: „Ich möchte glauben, dass dies möglich ist.“ (joh)
13 Antworten
Seit ich denken kann höre und lese ich … es muss etwas getan werden. Ephraim Kishon hatte mit seiner Satire „der Blaumilch Kanal“ eigentlich die beste Idee. Einen Kanal vom Mittelmeer zum Toten Meer. Leider nur Satire. Ich fürchte das wir in einigen Jahrzehnten trockenen Fußes nach Jordanien wandern können. Diese Kurzsichtigkeit und Geldgier die zur Ausbeutung dieses Gewässers führt ist mit Worten eigentlich nicht zu beschreiben … erst wenn alles trocken ist wird man die Fehler zugeben und das große Gejammere wird beginnen … in Israel und Jordanien
Das große Gejammer wird nicht nur in Israel und Jordanien beginnen, sondern weltweit, weil Politiker in allen Ländern dieser Welt die schlimmsten Fehler begehen, ohne das sie jemand aufhalten würde. Dabei schaue ich auch nach Deutschland, wo gewissenlose Politiker wie in Frankfurt, das beste Ackerland Deutschlands mit deren Freunde aus der Wirtschaft, dieses Ackerland für 40 Tausend Menschen zubetonieren wollen um weitere Mio Fremde ins Land zu holen. Dabei haben unsere jungen Familien, aber auch Studenten, nicht einmal ausreichend Wohnraum. Wer braucht denn noch Bauern? Kein Mensch! Wir ernähren uns dann von der Luft und dem verbliebenen wertlosen Geld, wenn uns überhaupt noch etwas bleibt?
Genau so ist es. „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ Das wussten schon die Cree-Ureinwohner Amerikas. Nun sind sie selber die Letzten – in sogenannten Reservaten.
Eine Rohrleitung vom Mittelmeer zum Toten Meer wäre die beste und günstigste Lösung. Wegen der Höhendifferenz braucht man keine Pumpe, somit keine Energie. Die Entfernung für die Rohrleitung wäre auch wirtschaftlich vertretbar.
Es ist schon einige Zeit vergangen, da las ich im Israel-Netz, dass da ein großes Projekt geplant sei, Wasser aus dem Roten Meer in einem zu bauenden Kanal von Eilat in Richtung Totes Meer zu bringen und an der Fallkante ein Energie-Kraftwerk zu bauen, um dann das gebrauchte Wasser dem Toten Meer zuzuleiten. Erwähnt war auch, dass sich bei diesem Projekt die Weltbank einschalten wolle.
Jetzt würde ich die Redakteure von Israel-Netz gerne fragen wollen, warum über dieses Projekt seither großes Schweigen herrschte. Gibts da wirklich keine Recherchen ? Wäre nett, da mal was darüber in Erfahrung zu bringen.
Genau so ist es …. Leider kann sich Israel das nicht alleine leisten … ich fürchte, Jordanien würde nur auf das Wasser warten und danach davon profitieren. All die Firmen die jetzt das TM ausbeuten (mit Genehmigung der beiden Staaten) würden alles weiter tun wie gehabt.
Allein die geographische Lage des Toten Meeres, macht eine künstlich errichtete Pegelstandsregulierung mit Salzwasser aus Mittel-od Rotem Meer ganz einfach u. kostengünstig. Auch das Süßwasser (Trinkwasser) des Jordans, wäre dann wesentlich ökologischer nutzbar.
Der Aufsatz nennt 700 Mio Kubikmeter Wasser natürliche jährliche Verdunstung. Die Fläche vom Toten Meer ist 600 qkm, also 600 Mio qm.
Das heißt, pro qm Oberfläche verdunstet 1,17 t.
Verdunstung findet nur statt an der Grenzschicht von Wasser zu Luft. Würde das Wasser anstelle von „still-ruht-See“ in Tröpfchen versprüht, würde sich die Oberfläche schlagartig vergrößern. Diese „Mechanik“ sollte angewendet werden — nicht am Toten Meer, sondern rund um Sinai. Kombiniert mit dem Besprühen der glühheißen Küstenstreifen kommt es dann zu sehr effektiver Luftbefeuchtung und im Hinterland zu Regen. — Mehr Einzelheiten verfügbar.
…was insbesondere die Kooperation mit Saudi-Arabien im Zusammenhang mit der geplanten smart city NEOM befördert.
@ Martin Michel: diese Lösung erscheint mir die beste und würde zudem auch mit einer Stromerzeugung genutzt werden können.
Theoretisch könnte man das Wasser aus dem Mittelmeer oder von dem Sinai mit Strom aus Windkraft oder Solaranlagen auch durch eine Pipeline den Berg hochpumpen und danach den Hang zum Toten Meer hinablaufen lassen .
Allerdings sollte man sich dann auch überlegen , wie das Salz aus dem Totem Meer wieder entfernt werden kann , weil ansonsten der Salzgehalt immer weiter steigen würde .
Gibt es noch Pläne für eine Leitung vom Mittelmeer zum Toten Meer? Es würde auch den gesamten Meeresanstieg etwas bremsen können.
Um wieder höhere Pegelstände zu erreichen müsste viel Geld aufgewendet werden. Die Investitionen dafür müssten sich aus ökonomischer Sicht möglichst kurzfristig rentieren. Was wiederum nur zu Lasten einer sich steigenden Bevölkerung samt deren Infrastrukturen diametral
gegen das ursprüngliche Ziel laufen würde. Würde der Mensch mit seinen vielfältigen Bedürfnissen aus dieser Region verschwinden, dann würden sich auch die sinkholes wieder auffüllen und die Pegelstände des Toten Meeres steigen.