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Umkämpftes neues Schuljahr

In letzter Minute einigen sich Lehrerverbände und Ministerien auf Neuerungen im Bildungssystem. Das Schuljahr kann beginnen.
Von Israelnetz
Die am Gazastreifen lebenden israelischen Schüler wünschen sich einen normalen Schulalltag

JERUSALEM (inn) – Bis zuletzt war unklar, ob das neue Schuljahr 2023 in Israel wie geplant starten kann. Lehrergewerkschaften drohten mit umfassenden Streiks, falls ihre Lohnforderungen nicht erfüllt würden. Nun beginnt für 2,5 Millionen Schüler der Unterricht wieder – mit einem überarbeiteten Mathematik-Lehrplan und einer ultra-orthodoxen Gemeinschaft an Bord.

Tarifstreit beigelegt

Am 1. September beginnt der Unterricht nach der Sommerpause traditionell wieder. Erst am Tag zuvor verkündete die Lehrergewerkschaft das Ende ihres Streiks aufgrund einer Einigung mit dem Finanzministerium.

Bislang waren Neuankömmlinge im Lehrerberuf im Vergleich zu ihren älteren Kollegen schlechter bezahlt. Ihr Einstiegsgehalt soll nun von deutlich unter 2.000 Euro auf rund 2.700 Euro angehoben werden. Nach drei Jahren erfolgt eine standardmäßige Lohnerhöhung auf 3.000 Euro. Besonders engagierte Lehrer können mit zusätzlichen Leistungen ihr Gehalt um bis zu 300 Euro aufstocken.

Finanzminister Avigdor Lieberman (Israel Beiteinu) sprach von „tiefgreifenden, nie dagewesenen Veränderungen im israelischen Bildungssystem“. Das Schuljahr werde nun mit einem „stärkeren und qualitativ hochwertigeren“ System eröffnet, sagte er. Auch die Generalsekretärin der Lehrergewerkschaft, Jaffa Ben David, zeigte sich vorerst zufrieden. Die Einigung bezeichnete sie als „ersten Schritt“.

Lehrermangel und andere Herausforderungen

Israelische Schulen verzeichnen einen Mangel von rund 5.600 Lehrkräften. Zusätzlich zur bisherigen Unterbezahlung junger Lehrer haben die Herausforderungen der COVID-Pandemie Personal in andere Berufe abgezogen. Besonders in den Fächern Mathematik, Naturwissenschaften und Englisch gibt es Engpässe.

Dem Mangel an Lehrern steht eine sprunghaft gewachsene Schülerschaft gegenüber. Mehr als 3.000 Kinder im schulpflichtigen Alter aus ukrainischen Flüchtlingsfamilien leben inzwischen in Israel. Bislang wurden laut der Zeitung „Ha’aretz“ nur 322 von ihnen zur Schule angemeldet.

Konsequenzen aus PISA

Der Mangel an Mathematiklehrern ließ sich zwar noch nicht beheben. Dafür hat das Bildungsministerium aber an anderer Stelle nachgebessert. Zum ersten Mal seit 30 Jahren überarbeitete es den Lehrplan für das Fach grundlegend.

Anlass dafür waren die schlechten Ergebnisse israelischer Schüler bei der jüngsten PISA-Studie vor vier Jahren. Sie belegten in der Rangfolge der Industrienationen nur mittelmäßige bis unterdurchschnittliche Plätze. Arabische Schüler schnitten besonders schlecht ab. Kinder an ultra-orthodoxen Schulen nahmen an den Tests nicht teil. Sonst wären die Ergebnisse noch schlechter ausgefallen, da diese Schulen kaum nichtreligiöse Fächer unterrichten.

Der neue Lehrplan legt einen Schwerpunkt auf praxisnahe Grundlagen der Mathematik. Spezialgebiete sollen Schülern nahegebracht werden, die höhere Klassenstufen besuchen und entsprechende Bildungswege einschlagen. Bei dem neuen Lehrplan handelt es sich um ein Pilotprojekt, das bereits an 22 Schulen in Israel gestartet wurde. Am 1. September treten weitere 65 Schulen bei.

Das Bildungsministerium hofft, dass mehr Grundlagenverständnis und weniger Frust in Zukunft mehr Schüler zum Weiterlernen ermutigen werden. Das Pilotprojekt bestätigt diese Prognose. Israel mit seinem boomenden Hightech-Sektor ist auf gut ausgebildeten, motivierten Nachwuchs angewiesen.

Ultraorthodoxe nehmen Lehrplan an

Ein weiteres Novum im neuen Schuljahr: Die Belzer-Gemeinde, die zweitgrößte chassidische Gemeinschaft in Israel, hat den allgemeinen Lehrplan für sich angenommen. In ihren Schulen werden damit erstmals Mathematik, Naturwissenschaften und Fremdsprachen auf dem landesweit gültigen Niveau unterrichtet. Etwa 7.000 Kinder ultra-orthodoxer Familien werden davon profitieren. (cs)

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