RAMALLA (inn) – Mehr als die Hälfte der Palästinenser würde für Marwan Barghuti stimmen, wenn Jasser Arafat bei einer Präsidentschaftswahl nicht kandidieren sollte. Barghuti gilt als Anführer der „Al-Aksa-Intifada“ und sitzt derzeit in israelischer Haft.
In einer Umfrage, deren Ergebnisse die Bir Seit-Universität nahe Ramalla am Montag veröffentlichte, sprachen sich 51 Prozent der Teilnehmer für Barghuti aus. Weitere 28 Prozent würden in diesem Fall Ismail Hanaja wählen – einen Sprecher der radikal-islamischen Hamas. Der Politiker Mustafa al-Barghuti würde 11 Prozent der Stimmen erhalten.
Wenn sich hingegen PLO-Chef Arafat bei der Wahl aufstellen ließe, würden 46 Prozent der Befragten ihn wählen. Für Marwan Barghuti würden in diesem Fall noch 12 Prozent stimmen. Der Hamas-Aktivist Mohammed A-Sahar würde 9 Prozent der Stimmen erhalten. Den ehemaligen Minister Mohammed Dahlan würden 1,5 Prozent der Teilnehmer wählen. Nur 1 Prozent würde für den palästinensischen Premierminister Ahmed Qrea stimmen, sein Amtsvorgänger Mahmud Abbas würde 0,5 Prozent der Stimmen erhalten.
Bei den politischen Gruppierungen würden 34 Prozent der Befragten Arafats Fatah-Bewegung wählen. Für den Zusammenschluss der Terrorgruppen Hamas und Dschihad al-Islami, die „Islamische Strömung“, sprachen sich 32 Prozent aus.
Insgesamt hatten 1.204 Palästinenser mit Wahlrecht an der Umfrage teilgenommen.
Unterdessen stellte auch die A-Nadschah-Universität in Nablus die Ergebnisse einer Erhebung vor. Hier äußerten 67 Prozent der Befragten die Ansicht, dass diejenigen, die zu Reformen aufrufen, ein Teil der Anarchie auf den palästinensischen Straßen seien. Dass Reformen in der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) notwendig sind, meinen 89,7 Prozent. Etwa 25 Prozent der Teilnehmer gehen davon aus, dass Arafat nicht an Reformen interessiert ist.
Die Korruption umfasst nach Ansicht von 70,4 Prozent alle PA-Einrichtungen. 46 Prozent sind der Meinung, dass sie eine direkte Fortsetzung der Korruption in der PLO sei.
Ein weiteres Thema war die Beziehung zu den Israelis. 67 Prozent der Befragten befürworten eine neue zeitweilige Feuerpause („Hudna“) zwischen Palästinensern und Israelis. Wenn sich Israel aus dem Gazastreifen zurückzieht, sollte dieses Gebiet nach Ansicht von 40 Prozent kein Ausgangspunkt mehr für Anschläge sein.