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Umfrage: Araber zweifeln an iranischer Friedfertigkeit

Mehr als die Hälfte der Araber rechnet nicht mit einem Frieden zwischen Israelis und Palästinensern. Dies geht aus einer Umfrage der amerikanischen University of Maryland in sechs arabischen Staaten hervor. Als Führung für die Palästinenser favorisieren die meisten Teilnehmer eine Einheitsregierung aus den zerstrittenen Fraktionen Hamas und Fatah.

In seiner jährlichen Umfrage hat das Saban-Zentrum für Nahostpolitik der Universität 3.976 Menschen befragt. Sie stammen aus Ägypten, Jordanien, dem Libanon, Marokko, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Von den Teilnehmern sagten 54 Prozent, einen Frieden im israelisch-palästinensischen Konflikt werde es niemals geben. Weitere 40 Prozent meinten, er sei unvermeidlich, werde aber erst nach langer Zeit erreicht. Innerhalb der nächsten fünf Jahre rechnen lediglich 4 Prozent mit Frieden.

Von drei vorgegebenen Themen sollten die Befragten das ihrer Ansicht nach wichtigste auswählen. Dabei nannten 46 Prozent die Gründung eines völlig unabhängigen, zusammenhängenden palästinensischen Staates im Westjordanland und dem Gazastreifen. Eine arabische Herrschaft über Ostjerusalem war für 31 Prozent besonders bedeutsam. Ein Rückkehrrecht für palästinensische Flüchtlinge in ihre Heimat gab etwa ein Fünftel an.

Dass Israel grundsätzlich bereit ist, alle 1967 besetzten Gebiete einschließlich Ostjerusalems zurückzugeben, meinten 30 Prozent der Teilnehmer. Deshalb sollten arabische Regierungen mehr Nachdruck darauf legen. 56 Prozent sagten, trotz einer grundsätzlichen Bereitschaft werde Israel diese Gebiete nicht leicht aufgeben. 12 Prozent äußerten die Ansicht, auch nach einem israelischen Rückzug auf die Grenzen von 1967 sollten die Araber ihren Kampf fortsetzen.

Hamas-Führer Mascha´al besonders beliebt

Auf die Frage nach der besten palästinensischen Regierung nannten 53 Prozent der Teilnehmer eine Regierung der nationalen Einheit. Für eine Hamas-Regierung plädierte jeder Zehnte, für eine Fatah-Regierung 7 Prozent. 30 Prozent vertraten eine andere Meinung oder wollten sich nicht festlegen.

Am meisten Bewunderung unter den palästinensischen Führern erhält der Hamas-Führer in Syrien, Chaled Mascha´al, mit 17 Prozent. Ihm folgt der Palästinenserpräsident Mahmud Abbas (15). Den wegen mehrfachen Mordes in Israel inhaftierten Fatah-Führer Marwan Barghuti schätzen 13 Prozent der Befragten. Der Hamas-Premierminister im Gazastreifen, Ismail Hanije, erhielt dieselbe Quote. Chefunterhändler Saeb Erekat (Fatah) kam auf 10 Prozent. Der Regierungschef im Westjordanland, Salam Fajjad (Der Dritte Weg), bekam 6 Prozent Zustimmung.

Die Teilnehmer wurden auch gefragt, welche Gefühle eine Sendung über den jüdischen Holocaust in ihnen auslöse. Hier sagten 59 Prozent, ein solches Programm bewirke Sympathie für Israel und die Juden auf Kosten der Palästinenser und Araber. 29 Prozent haben gemischte Gefühle und 3 Prozent empfinden Mitleid mit den Juden, die unter den Nazis gelitten haben. Am größten ist diese Empathie im Libanon (21) und in Jordanien (16).

Zweifel an friedlicher Absicht des Iran

Ein weiteres Thema war das iranische Atomprogramm. 35 Prozent der Befragten vermuten dahinter friedliche Ziele. Nach Ansicht von 57 Prozent strebt der Iran hingegen nach Atomwaffen. Ein Recht auf ein eigenes Nuklearprogramm gestehen 77 Prozent den Iranern zu. Ein Fünftel sprach sich für Druck auf die Regierung in Teheran aus, damit sie das Programm beendet.

Bei der Frage nach den Ländern, welche die größte Bedrohung für den Weltfrieden darstellen, kam Israel auf 88 Prozent. Ihm folgen die USA (77), Algerien und der Iran (je 10), Großbritannien (8), China (3) und Syrien (1).

Bei den zwei Ländern mit einer besonders positiven Rolle im Nahostkonflikt wurde Frankreich mit 30 Prozent am häufigsten genannt. Die Türkei belegte mit 21 Prozent den zweiten Platz. Saudi-Arabien und Ägypten erhielten je 20 Prozent, die Vereinigten Arabischen Emirate 17 und Syrien 8. Hinzu kommen der Libanon und Deutschland (je 7) sowie die USA (6).

Unter den führenden Politikern außerhalb des eigenen Landes wird der türkische Regierungschef Recep Erdogan besonders bewundert. Ihn führten bei der entsprechenden Frage 20 Prozent der Teilnehmer an – vor einem Jahr waren es noch 4. Der venezolanische Präsident Hugo Chavez erhielt 13 Prozent (24), der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad 12 (6). Ebenfalls auf den höheren Rängen erscheinen der Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah mit 9 Prozent (6), der syrische Präsident Baschar al-Assad mit 7 Prozent (10) und der französische Präsident Nicolas Sarkozy mit 6 Prozent (6). Anerkennung erhält ferner Osama Bin Laden mit 6 Prozent (9).

Zustimmung für Obama deutlich gesunken

Der Politik von US-Präsident Barack Obama gegenüber haben 20 Prozent der Befragten eine positive Einstellung. Vor einem Jahr waren es noch 45 Prozent. Negativ bewerten fast zwei Drittel seine Handlungen, 2009 lag dieser Anteil bei 23 Prozent. Obamas Nahostpolitik stehen 16 Prozent (51) hoffnungsvoll gegenüber, 63 Prozent sind hingegen entmutigt (15). Am meisten enttäuscht von der US-Politik fühlen sich 61 Prozent beim Thema „Palästina/Israel“. 27 Prozent nannten hier den Irak und 5 Prozent Obamas Einstellung zum Islam. Weniger Prozentpunkte erhielten die Bereiche Afghanistan, Menschenrechte, Verbreitung von Demokratie und wirtschaftliche Unterstützung.

Das Zentrum hatte die Umfrage vom 29. Juni bis zum 20. Juli durchgeführt. Die Fehlerquote wurde mit 1,6 Prozent angegeben.

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