„Mir ist klar, dass wir einen Preis dafür zahlen müssen. Aber wir wollen gottesfürchtigen Frauen eine Adresse in der Knesset bieten.“ Das hat die mit großer Perücke geschmückte orthodoxe Feministin und Anwältin Ruth Colian bei der Gründung ihrer Partei „Bis‘chutan“ im Januar erklärt. Die ultraorthodoxen Parteien sind reine Männersache: Bei „Gemeinsam – Das Volk ist mit uns“ und „Vereinigtes Torah-Judentum“ haben Frauen nichts zu suchen. Einen „weiblichen Beirat“, wie es ihn bei der Schass-Partei gibt, hält Colian für ein bedeutungsloses „Gimmick“. Diese drei ultraorthodoxen Parteien richten sich an etwa 10 Prozent der Bevölkerung, rechnen aber laut Umfragen mit 17 Prozent der Stimmen. Sie sind a-politisch, können mit links wie rechts koalieren und dürften die „Königsmacher“ werden.
Colians Partei hat zu den Wahlen neun fromme Frauen als Kandidaten angemeldet. Um die Sperrklausel von 3,25 Prozent zu überwinden, müsste sie vier Mandate gewinnen. Keine einzige Umfrage prophezeit eine Erfüllung von Colians Traum.
Die Partei der 33-jährigen Mutter von vier Kindern richte sich an „alle Frauen“, vor allem an alleinerziehende und bedürftige. Ultraorthodoxe Frauen trennen zusätzlich „Mauern der Angst“ vom politischen Leben. Sie haben oft viele Kinder, leiden unter häuslicher Gewalt und doppelt so oft unter Brustkrebs. Denn ärztliche Vorsorgeuntersuchungen gelten als „unkeusch“ und sind daher tabu. Wegen ihrer geschlossenen Gesellschaft können sie sich nicht an staatliche oder andere Stellen wenden, um Hilfe zu erhalten.
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