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Ulpanim – Sprachschulen für Einwanderernation Israel

Sprache gilt als Schlüssel zur Integration von Flüchtlingen – auch in Deutschland. Die Einwanderernation Israel arbeitet seit der Gründung 1948 mit Ulpanim – vom Staat finanzierten Sprachschulen.
Alle Neueinwanderer in Israel haben Anspruch auf einen kostenlosen Hebräisch-Kurs

Sie kam aus Neugier und blieb aus Liebe: Mit 22 Jahren reiste die jüdische Amerikanerin Rachel Perlman nach Israel, traf ihren Traummann – und zog von New York in einen Vorort von Tel Aviv. „Es war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe“, sagt Perlman, mittlerweile 24, in einem Café in Tel Aviv. Allerdings konnte sie am Anfang zwar etwas Hebräisch lesen, aber nicht sprechen. Sie suchte sich einen englischen Marketing-Job und ging in einen Ulpan – einer vom Staat und der Stadt Tel Aviv geförderten Sprachschule für Hebräisch.

Israel mit seinen 8,5 Millionen Einwohnern ist eine Einwanderernation. Jeder vierte der heutigen Israelis wurde nach Angaben des Zentralen Statistikbüros im Ausland geboren. Rund 36.000 Einwanderer kamen allein im Jahr 2015 nach Israel. Hintergrund ist auch, dass alle Menschen mit jüdischen Wurzeln weltweit Anspruch auf die israelische Staatsbürgerschaft haben.

Staat investiert jährlich Millionen

Um die Zuwanderer schnell mit Hebräisch-Kenntnissen zu versorgen, gibt es fast 90 staatliche Ulpanim – die hebräische Mehrzahl von Ulpan. Dazu kommen ungezählte private Angebote. „Es ist nicht nur die Pflicht der Einwanderer, die Sprache zu studieren“, sagt die Verantwortliche für Erwachsenenbildung beim Bildungsministerium, Magi Koren. „Es ist auch die Rolle des Staates, ihnen dies zu ermöglichen.“

Der erste Ulpan startete in Jerusalem mit der Staatsgründung im Jahr 1948. Umgerechnet rund 17 Millionen Euro zahlt Israel mittlerweile im Jahr für die Ulpanim, was zu Deutsch „Studios“ bedeutet. In Tel Aviv investiert die Stadt zusätzlich knapp 250.000 Euro in zwei Schulen.

Einwanderer bekommen fünf Monate lang, fünf Tage die Woche kostenlos Unterricht. Wer danach noch Bedarf hat, darf zwei Monate weitermachen. Es gibt unter anderem auch Kurse mit medizinischen Fachbegriffen für Ärzte und Krankenschwestern, Kurse für ältere Menschen mit weniger Stunden und Abendkurse für Einwanderer, die schon arbeiten. Touristen können die Ulpanim ebenfalls besuchen, bezahlen aber dafür.

„Das Ulpan-System ist überall“, sagt Laurent Chocron – kurze graue Haare, Flipflops, Poloshirt. Der 48-jährige gebürtige Franzose wanderte 2008 mit seiner Familie nach Israel ein. Seine Frau besuchte gleich zu Anfang den Ulpan, seine Tochter wurde später von der Armee in eine der Sprachschulen geschickt. Ihre Hebräisch-Kenntnisse hätten nicht für ihre Aufgabe in einer Spezialeinheit ausgereicht, erzählt er. Sein jüngster Sohn bekommt zur Unterstützung Ulpan-Stunden von seiner Schule.

Nach sechs Jahren in Israel war Chocron, der als Börsenmakler arbeitet, das Familienmitglied mit den schwächsten Hebräischkenntnissen. Bei seiner Tätigkeit in einem internationalen Unternehmen spricht er Englisch, mit seiner Familie Französisch. Hebräische Worte schnappte er hier und da auf. „Ich konnte viele Dinge verstehen, aber ich konnte nicht sprechen“, sagt er.

Er besuchte ebenso wie Rachel Perlman einen Abendkurs im Ulpan „Neveh Zedek“ mitten in der Stadt. Nach drei Monaten sagt er: „Ich mochte es, weil ich das bekommen habe, was mir gefehlt hat.“ Grammatik, die Fähigkeit, Sätze zu bilden. Er zwingt sich nun, mit seinen Kollegen Hebräisch zu sprechen, wenn er kann.

Rachel Perlman fing irgendwann an, sich mit ihren Schwiegereltern in spe auf Hebräisch zu unterhalten. Der Ulpan-Kurs habe ihr eine Art 360-Grad-Sicht auf die Sprache gegeben, sagt die junge Frau mit den rötlichen Haaren und den blauen Augen. Theorie und Praxis – Lesen, Schreiben, Sprechen, Hören. „Es war mehr, als ich hätte erwarten können.“

Der letzte Schritt zur Integration

Die Leiterin des Ulpans, Michal Oppenhain, sagt über das System: „Israel ist unglaublich. Du findest so etwas nicht, wenn du nach Italien gehst.“ Natürlich könne man auch lediglich mit Englisch-Kenntnissen in Israel eine Arbeit finden. „Eine Kellnerin kannst du immer sein“, sagt die 50-Jährige. „Aber wenn du kein Hebräisch kannst, dann wird dein Job immer beschränkt sein.“

Der größte Teil der Migranten an ihrer Schule stamme aus Frankreich und der Ukraine. Die meisten besuchten den Ulpan bis zu zwei Jahre. Normalerweise hätten sie dann ein gutes Sprachniveau erreicht. Laurent Chocron sitzt bereits im nächsten Ulpan-Kurs. Die Sprache zu lernen, ist für ihn der letzte Schritt zur Integration. „Ich will nicht der Franzose sein, der aus irgendeinem Grund hierher kam“, sagt er. „Ich will als der Ex-Franzose gesehen werden, der nun Israeli ist.“ (dpa)

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