TEL AVIV / BEIT EL (inn) – Israels früherer Premierminister Benjamin Netanyahu hat sich überraschend mit dem wegen Spionage für Israel in den Vereinigten Staaten inhaftierten Jonathan Pollard getroffen.
Das melden die Tel Aviver Tageszeitung „Yediot Ahronot“ und der Radiosender „Arutz Sheva“ (Beit El). Der Likud-Politiker Netanyahu habe Pollard in dessen Gefängnis im US-Bundesstaat North Carolina besucht. Pollards Ehefrau Esther beschrieb das Treffen als freundschaftlich.
Der 47jährige sitzt seit mehr als 16 Jahren in Haft. Der jüdisch-amerikanische Mitarbeiter des Geheimdienstes der US-Marine war 1985 unter dem Vorwurf verhaftet worden, militärische Geheimnisse an Israel weitergegeben zu haben. Er ist der einzige Spion für ein befreundetes Land, der in den Vereinigten Staaten zu einer lebenslänglichen Haftstrafe
verurteilt wurde. Tausende Israelis setzen sich für eine rasche Freilassung ein.
Pollard hatte sich zuvor beklagt, Premierminister Ariel Sharon habe sich seit seiner Amtsübernahme im Frühjahr nicht ein einziges Mal bei den US-Behörden für seine Freilassung stark gemacht. Erst 1998 hatte Israel offiziell eingeräumt, daß Pollard für den jüdischen Staat spioniert habe. Damals war Netanyahu Premierminister.
Pollard war am 21. November 1985 verhaftet worden, nachdem ihn Sicherheitsbeamte der israelischen Botschaft in Washington zum Verlassen des Geländes aufgefordert hatten. Dorthin waren Jonathan und seine damalige Frau Anne geflüchtet, nachdem sie Agenten der Bundespolizei FBI in einem Auto hinter sich bemerkt hatten.
Die damalige israelische Regierung unter Premierminister Shimon Peres hatte laut einem Bericht in „Ha´aretz“ vom November 1985 erklärt, sie wisse „nichts von Pollards Arbeit für Israel“. Die Regierung berief jedoch drei Diplomaten zurück nach Jerusalem und reichte eine offizielle Entschuldigung für den Vorfall nach.