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Türkisches Fernsehen zeigt Holocaust-Doku

ANKARA (inn) - Als erstes islamisch geprägtes Land hat die Türkei am gestrigen Donnerstag mit der Ausstrahlung des Dokumentarfilms "Shoah" begonnen. Anlass ist der Internationale Holocaustgedenktag, der am heutigen Freitag begangen wird.

Das türkische Staatsfernsehen TRT begann am Donnerstagabend mit der Ausstrahlung des neunstündigen Films von Regisseur Claude Lanzmann. Der Franzose sprach von einem historischen Schritt. Dies sei der Beweis für Intelligenz und Mut.

Hunderte Millionen Menschen hätten "Shoah" bereits sehen können, aber noch nie habe ein muslimisches Land den Film auf einem offiziellen Sender ausgestrahlt. Er hoffe, dass noch viele weitere islamische Staaten dem türkischen Beispiel folgen, sagte Lanzman laut der Tageszeitung "The National" aus Abu Dhabi. Für ihn sei es kein Zufall, dass gerade die Türkei den Film als erstes muslimisches Land zeige: "Mit seinem demokratischen System und einem moderaten Islam wurde die Türkei – obwohl sie kein arabisches Land ist – ein Vorbild für viele islamische Staaten und Regierungen nach den jüngsten Revolutionen."

Die Ausstrahlung auf dem Sender TRT erfolgte auf Initiative des "Aladin-Projektes" der UNESCO. Dessen Direktor, Abraham Radkin, teilte gegenüber der Zeitung mit: "Über viele Jahrzehnte wurde der Holocaust in engem Zusammenhang mit der Gründung des Staates Israel und den Leiden der Palästinenser gesehen." Jahrzehntelang habe es daher Ignoranz und sogar Verleumdung gegeben.

Das "Aladin-Projekt" wurde im Jahr 2009 ins Leben gerufen. Auf der Internetseite der UNESCO heißt es: "Das Projekt wird von Israel finanziell unterstützt. Es soll zur Annäherung der Kulturen und insbesondere auch zum Dialog zwischen Juden und Muslimen beitragen." Im Rahmen der Initiative wird unter anderem Literatur zum Holocaust ins Persische, Arabische und Türkische übersetzt und ins Internet gestellt. Die Verantwortlichen wollen damit gegen die in muslimischen Ländern verbreitete Leugnung des Holocaust und gegen Vorurteile gegenüber Juden vorgehen.

Hintergrund "Shoah"

Für "Shoah" war Lanzmann durch Europa gereist und hatte mit Zeitzeugen des Holocaust – Opfern und Tätern – gesprochen. Der daraus entstandene mehrfach preisgekrönte Monumentalfilm gilt bis heute als wichtigste Auseinandersetzung mit der Judenvernichtung. Für die über neunstündige Dokumentation wurde kein einziges Archivdokument verwendet, der ganze Film – mit einem Material von 350 Stunden – wurde in der Gegenwart gedreht. Die Recherche hatte dreieinhalb Jahre gedauert und wurde in 14 Ländern durchgeführt. Benannt wurde der Film mit dem hebräischen Wort für "Katastrophe", das auch für den Holocaust verwendet wird.

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