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Treffen israelischer und palästinensischer Konfliktopfer

JERUSALEM / RAMALLAH (inn) - Israelis und Palästinenser, die im Nahostkonflikt Angehörige verloren haben, sind am Wochenende an mehreren Orten zusammengetroffen. Unter anderem besuchten sie eine israelische Witwe, deren Ehemann durch eine Mörsergranate aus dem Gazastreifen getötet worden war.

Für die Aktion verantwortlich war die Gruppe „Parents Circle“ (Elternkreis), die Angehörige von Opfern auf beiden Seiten miteinander in Kontakt bringt. Sie hat zwei Vorsitzende: den Israeli Nir Oren und den Palästinenser Ali Abu Awwad. Am Wochenende trafen sich 20 Palästinenser und zehn Israelis. Sie besuchten den Kibbutz Kfar Aza nahe Aschkelon und die palästinensische Ortschaft Ni´ilin bei Ramallah, wie die Tageszeitung „Jediot Aharonot“ berichtet.

„Jeder von uns hat als Folge des Konflikts ein Familienmitglied verloren“, sagte der israelische Vorsitzende Oren. „Jeder von uns setzt sich für Frieden ein, damit auf keiner Seite mehr trauernde Familien dazugekommen.“

Mitgefühl mit der anderen Seite

Am Samstag habe die israelisch-palästinensische Gruppe in dem Kibbutz das Haus des verstorbenen Jimmy Kdoschim besucht, so Oren. „Das Treffen war aufregend. Jeder fühlte mit dem Schmerz mit, den Jimmys Familie durchmacht, und mit der Furcht vor Raketen, die immer noch über dem Kibbutz schwebt.“

In Ni´ilin begaben sich die Hinterbliebenen zu den Häusern der Palästinenser Ahmed Mussa und Jussef Amera, die während einer Demonstration gegen den Sicherheitszaun zu Tode gekommen waren. Deren Angehörige hätten mitgeteilt, wie die Sperranlage ihr tägliches Leben beeinträchtige, sagte Oren. „Die Dorfbewohner verstehen das Sicherheitsinteresse, das zum Bau des Zaunes führt. Sie kämpfen nur darum, dass der Verlauf geändert wird. In der israelischen Gruppe war sogar ein Siedler, der Geschichten vom Zusammenleben mit den Palästinensern aus dem Dorf erzählte.“

Nach dem Treffen fand in Beit Dschala bei Bethlehem eine Zeremonie statt, in der Friedensaktivisten geehrt wurden. Einer der Ausgezeichneten war der Palästinenser Ismail Hatib, der die Organe seines Sohnes an einen Israeli gespendet hatte. Er meinte: „Das Wichtigste in der Welt ist menschliches Leben. Wenn ich meinen Sohn verloren habe und einem anderen Menschen helfen kann, Israeli oder Palästinenser, ist es das, was wichtig ist.“

Kontakte nur noch wegen Gewalt

Der palästinensische Vorsitzende Abu Awwad berichtete von den Erfahrungen der Gruppe im Kibbutz: „Wir sprachen mit den Bewohnern über Ko-Existenz und landwirtschaftliche Zusammenarbeit, die es vor dem Jahr 2000 gab – und darüber, dass der einzige Kontakt jetzt durch Gewalt besteht.“ Der Besuch bei der Witwe sei sehr bewegend gewesen. „Wir können mit ihr mitfühlen, weil wir alle uns dort befunden haben. Meine Brüder wurden von der israelischen Armee getötet. Jeder in der palästinensischen Delegation hatte Mitgefühl und gab Einblicke in seine eigenen Erfahrungen.“

Der Dialog müsse zwischen ganz gewöhnlichen Leuten stattfinden, so Abu Awwad. „Wir müssen einander verstehen, wobei das größte Problem die Abneigung gegen das Fremde ist. Sobald wir das ändern, können wir die Veränderung auf der Leiter weiter nach oben bewegen.“

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