Bei der staatlichen Gedenkfeier sagte der amtierende Regierungschef Ehud Olmert, Meirs Name sei in der kollektiven Erinnerung mit dem Jom-Kippur-Krieg verbunden. Ohne jegliche militärische Erfahrung habe sie mit Verstand unter den vielen Empfehlungen aus dem Verteidigungsapparat über das Vorgehen entschieden.
Laut einem Bericht der Zeitung „Jediot Aharonot“ fügte Olmert hinzu: „Aus der Retrospektive kann man immer leicht einen Einblick gewinnen. Doch nur wer sich von Experten und Ratgebern umgeben sieht, weiß, dass man letztlich mit seinen Gedanken alleingelassen wird. In solchen Zeiten kann man Fehler machen. Selbst Napoleon und Churchill haben Fehler gemacht.“ Golda Meir sei nicht nur mit dem Jom-Kippur-Krieg in Verbindung zu bringen. Beispielsweise habe sie auch fortschrittliche Gesetze auf den Weg gebracht.
Staatspräsident Schimon Peres würdigte die erste israelische Regierungschefin ebenfalls: „Als sich der furchtbare Test des Jom-Kippur-Krieges zeigte und viele von uns mit ihrer Weisheit am Ende waren, entpuppte sich die Premierministerin als furchtlose Löwin.“ Sie habe fest daran geglaubt, dass Israel die Gefahren abwehren könne, die seine Sicherheit bedrohten.
Nach dem Krieg habe sie wegen der Auseinandersetzungen über ihre Amtsführung trotz des Wahlsieges beschlossen, „mit einem gebrochenen Herzen, aber mit erhobenem Haupt nach Hause zu gehen“, so Peres. „Sie beriet weiter diejenigen, die sie um ihre Meinung baten. In den letzten Jahren ihres Lebens hatte ich das Vorrecht, ein Freund von ihr zu sein.“ Meir sei keine einfache Frau gewesen. „Aber sie mochte Faulheit oder Leichtsinn bei anderen nicht. Sie war eine tapfere und mutige Frau.“
Hintergrund
Golda Meir wurde am 3. Mai 1898 als Goldie Mabowitsch in der heutigen ukrainischen Hauptstadt Kiew geboren. Sie wuchs in den USA auf und heiratete 1917 Morris Meyerson. Die beiden wanderten 1921 nach Palästina ein. Sie bekamen die Kinder Menachem und Sarah. Ab dem Ende der 30er Jahre lebten die beiden Eheleute getrennt.
Schon früh schloss sich Golda Meir der Gewerkschaftsbewegung an. Im Jahr 1948 führte sie erfolglos Geheimverhandlungen mit König Abdallah von Transjordanien über eine friedliche Lösung des Palästina-Problems. Nach der Gründung des Staates Israel vertrat sie ab 1949 in der Knesset die „Arbeiterpartei des Landes Israel“ (Mapai), später den ebenfalls linksgerichteten Zusammenschluss verschiedener Arbeiterparteien Ma´arach („Block“).
Bis zum 19. Juni 1956 war Golda Meir Arbeitsministerin, darauf übernahm sie das Amt der Außenministerin. In ihren Lebenserinnerungen berichtet sie, der erste israelische Premierminister David Ben Gurion habe sie als „einzigen Mann im Kabinett“ bezeichnet. Sie galt wegen der Unbeugsamkeit, die ihr nachgesagt wurde, als „Eiserne Lady“. Am 17. März 1969 wurde sie Premierministerin. Nach dem Jom-Kippur-Krieg gab es Auseinandersetzungen über ihre Amtsführung, die sie am 11. April 1974 zum Rücktritt veranlassten. Ihre Autobiographie erschien unter dem Titel „Mein Leben für mein Land“. Golda Meir starb am 8. Dezember 1978 in Jerusalem.