ARIEL (inn) – Studenten der Universität Ariel können es sich als Studienleistung anrechnen lassen, wenn sie auf landwirtschaftlichen Betrieben im Westjordanland arbeiten und diese nachts bewachen. Eine entsprechende Regelung gilt seit Anfang März. Für das volle Programm von 50 Stunden bis Jahresende gibt es zwei Leistungspunkte. Diese Anzahl gibt es auch für manche Semesterkurse.
Das Programm bietet die Universität im Verbund mit der Organisation HaSchomer Josch („Wächter von Judäa und Samaria“) an. Die 2013 gegründete Organisation unterstützt nach eigenen Angaben Landwirte, besonders bei der Abwehr von Tierdiebstahl. Laut der Nachrichtenseite „Arutz Scheva“ sind die Tierhalter im Westjordanland davon regelmäßig betroffen. HaSchomer Josch setzt auf die Mithilfe von Freiwilligen aus dem ganzen Land. In einem Werbefilm sagen Tierhalter: „Die Freiwilligen bringen uns Seelenfrieden. Wir können tatsächlich schlafen. Wir wissen, dass jemand Wache hält.“
Der Universität geht es laut einer Stellungnahme darum, die Studenten mit der „nationalen zionistischen Aufgabe moderner Landwirtschaft“ zu verbinden. Dies geschehe im Rahmen gesetzlicher Vorgaben, ehrenamtliche Arbeit zu unterstützen. Bewaffnet sind die freiwilligen Helfer nicht, nur eine Taschenlampe gehört zur Ausrüstung. Der Zulauf hält sich bislang jedoch in Grenzen. Laut der Zeitung „Ha’aretz“ haben sich derzeit fünf der 15.000 eingeschriebenen Studenten gemeldet; sie sind in drei Betrieben tätig. Der Registrierungzeitraum ist für die meisten der 28 Betriebe bereits vorüber.
Besonderer Standort
Das Angebot stößt jedoch auch auf Kritik. Laut der siedlungskritschen Organisation Kerem Navot sind die meisten gelisteten Betriebe zwar auf Staatsland, jedoch ohne Genehmigung errichtet worden. Außerdem überprüfen derzeit der israelische Hochschulrat und die israelische Generalstaatsanwaltschaft die Legalität des Programms.
Die Universität in der Siedlung Ariel ist die einzige israelische Hochschule im Westjordanland. Die Bildungseinrichtung erhielt im Jahr 2012 Universitätsstatus. Wegen ihres umstrittenen Standorts ist sie jedoch nicht Mitglied in der israelischen Vereinigung der Universitätspräsidenten. Dieses Gremium berät in diesen Tagen zu einer möglichen Aufnahme. Das Hauptanliegen ist dabei nach eigenem Bekunden, politischem Druck und einer möglichen Gerichtsentscheidung zur Aufnahme zuvorzukommen.
Von: df