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Tel Aviver Universität erforscht Baby-Sterben

Weil einem Produkt für den koscheren Markt ein Vitamin fehlte, starben an dem Mangel in Israel drei Babys. Dieser Fall ist mehr als zehn Jahre her. Die Universität Tel Aviv präsentiert nun die Ergebnisse einer Langzeitstudie zu dem Fall.
Einem koscheren Milchersatzprodukt fehlte ein Vitamin. Aufgrund des Mangels starben mehrere Babys in Israel.

TEL AVIV (inn) – Wissenschaftler der Universität Tel Aviv haben über neun Jahre lang die Auswirkungen einer tödlichen Tragödie von 2003 erforscht. Drei Säuglinge starben und 20 überlebten mit schweren Behinderungen. Ausgelöst wurde sie durch „Remedia Super Soya 1“, einen vegetarischen Milchersatz der deutschen Firma Humana, der eigens für den koscheren Markt in Israel hergestellt worden war. Die Firma Humana entfernte damals auf eigene Initiative den künstlichen Vitamin-Zusatz B1. Anders als auf der Verpackung angegeben, fehlte das lebenswichtige Vitamin B1 in der Soja-Milch. Wie der Anwalt der israelischen Firma Remedia, die das Produkt vertrieben hatte, Israel Leschem,einem bestürzt reagierenden Arbeits- und Sozialausschuss der Knesset mitteilte, sei Humana der Meinung gewesen, dass die natürlichen Spurenelemente des Vitamins in den Sojabohnen ausreichend seien.

Nach der Remedia-Katastrophe wurden Säuglinge mit kardialen und neurologischen Symptomen im Zusammenhang mit dem Vitaminmangel ins Krankenhaus eingeliefert. Zunächst kam es bei den kranken Kindern zu ständigem Erbrechen, später zu Krämpfen. Sie hatten Probleme beim Sehen und allgemeine Muskelausfälle. Erst eine Diskussion der Kindergroßmütter im Wartezimmer führte zum Schluss, dass alle die gleiche Nahrung erhalten hatten. Dank dieser Erkenntnis erhielten die Kleinkinder sofort Vitamin B1. Einige erholten sich schnell. Insgesamt hatten etwa 5.000 Kinder die Ersatznahrung erhalten. Viele Kinderärzte hatten glücklicherweise selbstständig Vitamin B1 gespritzt.

Richtige Inhaltsstoffe in Babynahrung überlebenswichtig

Die Forschungsarbeit von Aviva Fattal-Valevski, Direktorin der Pädiatrischen-Neurologie-Abteilung im Tel Aviver Sourasky-Krankenhaus, verglich die Leistung der geschädigten Kinder mit 30 gleichaltrigen gesunden Kindern. Die beiden Gruppen zeigten signifikante Unterschiede in der Entwicklung ihrer Fein- und Grobmotorik, sowie in der Gleichgewichtskontrolle. „Die Fähigkeit des Körpers zur Lagerung von Vitamin B1 ist begrenzt“, sagte Fattal-Valevski. „Im Gegensatz zu Vitamin B12 wird Vitamin B1 nur drei Wochen lang im Körper gespeichert. Es muss häufig aufgefüllt werden. Jeder sollte wissen, wie wichtig dieses Vitamin für die Entwicklung von Kindern ist.“

Sogar gesunde Babys könnten durch B1-Mangel gefährdet sein. Wenn ein Kind unter einem Virus leidet, muss man mit zusätzlichen Vitaminen intervenieren. Aber es ist ein negativer Kreislauf, denn eines der ersten Symptome des B1-Mangels im System ist Appetitlosigkeit. „Unsere Studie unterstreicht die Bedeutung der richtigen Säuglingsernährung und der regulatorischen Kontrolle von Muttermilch-Ersatzstoffen“, sagte Fattal-Valevski.

Zweieinhalb Jahre Haft wegen tödlicher Babynahrung

Im Februar 2013 ist der Chef-Lebensmitteltechnologe von Remedia, der israelischen Partnerfirma von Humana, zu 30 Monaten Gefängnis wegen fahrlässiger Tötung verurteilt worden. Ihm wurde zur Last gelegt, das deutsche Produkt nach der Einfuhr nicht hinreichend geprüft zu haben. Gemäß einem Bericht der „Westfälischen Nachrichten“ wurde dem Leiter der Produktentwicklung und dessen Stellvertreter sowie dem Qualitätsmanagement-Beauftragen und Leiters des Analyselabors gekündigt.

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schrieb 2003 auf dem Höhepunkt des Skandals: In Israel sind auch der Auslandsgeheimdienst Mossad und der inner-israelische Schabak eingeschaltet worden. Im Gesundheitsministerium hatte es dazu geheißen: „Der Umstand, dass es sich um eine koschere Produktion handelt, die allein für Israel hergestellt wird, erregt natürlich den Verdacht, dass da jemand absichtlich versucht hat, den Milchersatz für jüdische Säuglinge zu schädigen.“

Von: Ulrich W. Sahm

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