BERLIN (inn) – Seit sieben Jahren herrscht in Syrien Bürgerkrieg. Nach Angaben des Kinderhilfswerkes World Vision sind seit Beginn des Krieges mehr als 2,5 Millionen Kinder auf der Flucht, 740.000 von ihnen sind im Schulalter, können aber wegen des Krieges und seiner Folgen keinen Unterricht besuchen. Mit einer Aktion auf dem Gendarmenmarkt in Berlin hat das Hilfswerk am Donnerstag auf das Schicksal dieser Kinder aufmerksam gemacht. Dazu haben Berliner Schüler 740 Teddybären auf der Treppe des Konzerthauses am Gendarmenmarkt aufgebaut. Jeder Teddy steht jeweils für 1.000 Kinder im Schulalter auf der Flucht. Christoph Waffenschmidt, Vorstandsvorsitzender von World Vision Deutschland, erklärte zu der Aktion: „Kinder auf der Flucht wollen in die Schule gehen. Sie wollen mit ihren Freunden gemeinsam lernen und spielen, so wie alle anderen Kinder auch. Oft haben sie jedoch keine Möglichkeit dazu. Das müssen wir dringend ändern. Denn jede Kindheit zählt!“
Zur Verbesserung der Lebensumstände der betroffenen Kinder hat das Hilfswerk eine Petition im Internet angestoßen. World Vision fordert vom Auswärtigen Amt, allen syrischen Kindern auf der Flucht Bildung zu ermöglichen. Nach dem Willen von World Vision sollen Schulen, Lehrmittel und pädagogische Projekte in Flüchtlingslagern besser finanziert werden.
Gegenüber Israelnetz erklärte Waffenschmidt: „Wir wollen vor allem das Thema Bildung in den Mittelpunkt rücken. Es geht um die geflohenen Kinder aus Syrien, von denen viele in Jordanien oder im Libanon sind. Die haben nicht nur ihre Heimat verloren, sondern sind auch noch von Bildung abgeschnitten.“ Ohne Bildung sei den Kindern der Weg in die Zukunft abgeschnitten. „Wir haben die Petition an den Außenminister gerichtet, weil im Auswärtigen Amt die Maßnahmen zur humanitären Hilfe koordiniert werden.“ Deutschland habe schon viel getan für Flüchtlinge vor Ort, erklärte Waffenschmidt. Nun müsse auch die Bildung stärker in den Fokus gerückt werden.
Waffenschmidt begrüßte die Absichtserklärung im Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD, die Rechte von Kindern im Grundgesetz zu verankern. „Wir erwarten so etwas wie einen politischen Kulturwandel“, sagte der World-Vision-Chef. „Ganz konkret, dass Kinder stärker Beachtung finden.“ Bislang würden in der Politik viele Dinge ohne Berücksichtigung der Perspektive der Kinder entschieden. Damit sich das ändert, fordert Waffenschmidt einen Kinderrechtebeauftragten.
Christliches Engagement gewürdigt
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Frank Heinrich zeigte seine Solidarität mit der Aktion auf dem Gendarmenmarkt. Heinrich ist im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe des Deutschen Bundestages der Berichterstatter für „Kinderrechte“. „Hier nicht zu sein, wäre eine Aussage“, erklärte Heinrich gegenüber Israelnetz. Heinrich würdigte das Engagment von Christen, die sich um die Bildung der Flüchtlinge kümmern. „Ich freue mich über jedes einzelne Engagement und dass wir Christen uns in diesem Punkt mit Ruhm bekleckern.“ Heinrich mahnte, die Hilfe zur Bildung der Flüchtlinge bei aller Euphorie stets unter sachlichen und pädagogischen Aspekten anzugehen und in den weltanschaulichen Gesichtspunkten Umsicht walten zu lassen.
Auch eine christliche Kinderrechtsorganisation, die Kindernothilfe, hat auf das Leid von Kindern in Syrien hingewiesen. „Wir dürfen vor Tod und Leid nicht die Augen verschließen und müssen in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen auch weiterhin Druck auf die Politik ausüben, damit das Sterben und Leiden aufhört“, erklärte Katrin Weidemann, Vorstandsvorsitzende der Kindernothilfe, in einer Pressemeldung vom Mittwoch. Die verschiedenen Konfliktparteien in Syrien missachteten das Völkerrecht, das die am meisten verwundbaren Bevölkerungsgruppen schützen soll. Kinder würden als menschliche Schutzschilde eingesetzt, Schulen und Krankenhäuser gezielt angegriffen, Mädchen und Jungen seien häufig schwer traumatisiert. „Dieser grauenhafte Krieg verstößt seit nunmehr sieben Jahren gegen jede internationale Konvention“, erklärte Weidemann. Kinder, die mit Kriegserfahrungen aufgewüchsen und oft keine formale Bildungsmöglichkeiten hätten, bildeten die Zukunft des arabischen Landes. „Wir dürfen diese Generation mit ihren schrecklichen Erlebnissen nicht alleinlassen und aufgeben“, fordert Weidemann.
Von: Norbert Schäfer