Im Höhlental bei Haifa, dem bislang einzigen bekannten Ort, wo Homo Sapiens und Neanderthaler friedlich zusammengelebt haben, und das mit 60.000 Jahren älteste, mit Steinen gekennzeichnete Grab der Menschheit gefunden worden ist, haben Archäologen jetzt Reste eines prähistorischen Totenschmauses gefunden. Neben 29 Skeletten der 13.000 Jahre alten natufischen Zivilisation waren auch Tausende Tierknochen von Vögeln, Schildkröten, Wildschweinen, Hasen, Steinmardern, Spitzmäusen und Gazellen aufgestapelt worden. Die Knochen waren mit Steinwerkzeugen bearbeitet, um an das Knochenmark heranzukommen.
Für die Archäologen Reuven Jeschurun, Guy Bar-Os und Dani Nadel ist das ein Zeichen, dass die Tiere aufgegessen und nicht als Opfer neben die Toten gelegt wurden. Die Forscher vermuten „symbolische und soziale Gründe“ für die Mahlzeiten bei den Toten. Jeschurun erklärt das mit der großen „Revolution im Lebensstil“ der Natufier. Diese Menschen hätten in der Anfangsperiode der Landwirtschaft gelebt und erstmals Tiere domestiziert. Obgleich sie wie ihre Vorfahren weiterhin Jäger waren, hätten sie erste feste Siedlungen errichtet. In solchen Dörfern hätten mehrere Hundert Menschen gelebt, die irgendwie ernährt werden mussten. Deshalb mussten sie kreativ sein und einen sozialen Gemeinschaftssinn entwickeln. Die Totenmahlzeiten hätten die sozialen Bande in der Dorfgemeinschaft gestärkt.
Alter Wein
Auf Tel Kabri im Norden Israels bei Naharija, wurde ein Weinkeller aus der kanaanäischen Periode in einem Palast aus dem Jahr 1700 vor der Zeitrechnung ausgegraben. In einem Raum fanden die Forscher 40 gut erhaltene, einen Meter hohe Weinbehälter aus Ton. Die sich gleichenden Behälter, möglicherweise vom selben Töpfer gefertigt, hätten ein Fassungsvermögen von 50 Litern. Insgesamt konnten in dem Raum 2.000 Liter Wein eingelagert werden. Nach Angaben der Archäologen handelte es sich um einen Weinkeller, aus dem offizielle und vielleicht königliche Gelage bedient wurden. „Das ist kein Weinkeller eines Mannes, der sich nach getaner Tagesarbeit ein gutes Glas gönnt“, sagte Andrew Koh von der Brandeis Universität im US-Bundesstaat Massachusetts.
Chemische Untersuchungen der Weinspuren in den Poren der Tongefäße ergaben, dass sie weißen und roten Wein enthielten. Gemäß dem Brauch vor 3.700 Jahren sei der Wein mit Gewürzen aromatisiert worden, darunter mit Honig, Minze, Zedernharz und Zimtborken.
Geschmack wie „Kräuterlikör“
Über die Bewohner und Herrscher von Tel Kabri vor 3.700 Jahren sei nur wenig bekannt. Doch im 50 Kilometer entfernten Hazor, ebenfalls im Norden Israels, habe man enge Kontakte zu Mesopotamien gepflegt, dem heutigen Irak. Die Beschreibung des Weins in Keilschrifttexten entspräche exakt den Zutaten, die jetzt in den Weingefäßen in Kabri analysiert worden seien.
Der Wein habe nicht „frisch wie ein Beaujolais“ geschmeckt, sondern eher wie ein süßlicher Kräuterlikör, den man heute nur als Medizin trinken würde. Die genaue chemische Analyse des Weins von Kabri könnte ermöglichen, den Geschmack des 3.700 Jahre alten Getränks zu rekonstruieren.
Assaf Jasur-Landau von der Universität in Haifa erklärte im israelischen Rundfunk, dass das Zedernharz offensichtlich aus dem benachbarten Libanon stammte. Es sei eine sehr kostbare Zutat gewesen.
Von Kanaan nach Griechenland, Italien und Spanien
Patrick McGovern von der Universität in Pennsylvania, ein Experte für Weinherstellung in der Antike, misst dem Fund große Bedeutung bei. Die Weinherstellung habe sich vom Land Kanaan nach Ägypten und später in den ganzen Mittelmeerraum ausgebreitet. So gehe die Kunst des Weinkelterns in Griechenland, Italien und Spanien auf die Kanaanäer zurück.
Den größten Weinkeller der Antike mit 700 Tongefäßen habe man im rund 5.000 Jahre alten Grab des ägyptischen Pharaos Skorpion I. gefunden. Da es aber in Ägypten keine wild wachsenden Reben gegeben habe, wird angenommen, dass der Wein von Kanaan nach Ägypten gebracht worden sei. Der neue Fund auf Tel Kabri liefere dafür eine Bestätigung, sagte McGovern bei der ersten Präsentation der Funde in Baltimore beim Jahrestreffen der „American Schools of Oriental Research“.