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Tausende beim „Marsch der Lebenden“

OSWIECIM (inn) – Mehr als 10.000 Menschen haben am Donnerstag am „Marsch der Lebenden“ in Polen teilgenommen. Im Gedenken an die Opfer des Holocaust gingen sie schweigend vom früheren Konzentrationslager Auschwitz zum Vernichtungslager Birkenau.
Teilnehmer aus 45 Ländern sind zum „Marsch der Lebenden“ im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz zusammengekommen. (Archivbild)
Mehr als 45 Länder hatten Delegationen entsandt. Jede dieser Abordnungen wurde von einem Überlebenden der Scho‘ah begleitet. Angeführt wurde der Marsch, wie bereits in den vergangenen Jahren, vom früheren israelischen Oberrabbiner Meir Lau, der selbst ein Überlebender ist. Er erklärte laut der Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“: „Ich glaube, dass der Marsch eine transformierende Wirkung auf alle Teilnehmer hat. Juden sehen sich anschließend etwas mehr als israelisch und können den Staat Israel besser verstehen. Israelis hingegen entwickeln ein tieferes Bewusstsein ihres Judentums.“ Papst Franziskus erklärte anlässlich des Erinnerungsmarsches: „Ich möchte meine Verbundenheit für die Organisatoren und ihre Mission ausdrücken. Alle Mühen, für das Leben zu kämpfen, sind lobenswert und müssen ohne jegliche Diskriminierung unterstützt werden. Ich danke für all ihr Tun und bete zu Gott, dass er sie in ihrem Kampf für das Leben, die Gleichheit und Würde segnet.“ Der Vorsitzende der Organisation „Marsch der Lebenden International“, Schmuel Rosenman, erklärte in seiner Ansprache vor den Teilnehmern: „Vor 70 Jahren haben sowjetische Truppen Auschwitz befreit. Aber für die meisten Inhaftierten dieses Lagers kamen sie zu spät.“ Auschwitz-Birkenau sei weltweit die größte Stätte für einen Massenmord gewesen, sagte Rosenman laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“. Er betonte: „Auf diesem Marsch bestehen wir darauf, dass wir nie wieder schweigen werden, wenn unschuldige Menschen geschlachtet werden – ob sie unsere Brüder und Schwestern sind, oder Angehörige einer anderen Nation, Rasse oder Religion. Niemals mehr werden wir gleichgültig dem Leiden anderer gegenüber sein. Niemals mehr werden wir ‚zu spät‘ sein, wenn es darum geht, die Schreie der Unterdrückten zu hören. Und wenn wir uns in der Welt umsehen, dann sehen wir, dass unsere Arbeit noch nicht getan ist.“

„Mit den Erinnerungen nicht allein sein“

Der Marsch und das Rahmenprogramm seien ein internationales Bildungsprogramm, um Menschen aus aller Welt zusammenzubringen und etwas über die Geschichte des Holocaust und das jüdische Leben in Polen zu lernen, so Rosenman. Im Anschluss an den 3,2 Kilometer langen Marsch fanden Gedenkzeremonien mit Überlebenden des Holocaust statt. Sigmund Rolat, ein Überlebender aus Polen, erklärte laut „Jüdische Allgemeine“, warum das Erinnern so bedeutsam ist: „Wenn ich die Wahl hätte, ich würde mich lieber nicht erinnern. Nicht an das Czestochowa Ghetto, in dem ich als Kind mit meiner Familie eingesperrt war. Nicht an die Ermordung meines Vaters und meiner Mutter, meines Bruders, anderer Familienmitglieder und meiner polnischen Kinderfrau, die im Ghetto blieb, weil sie ein jüdisches Kind liebte – mich.“ Aber die Erinnerung an den Holocaust, auch wenn man nicht unter ihm gelitten habe, sei wichtig: „Aus Solidarität. Damit wir Überlebenden nicht länger mit den Erinnerungen allein sind.“ Rolat warnte davor, an die „magische Beschwörungsformel von ‚Nie wieder‘“ zu glauben. „Denn es ist wieder geschehen. In Bosnien, Sudan, Ruanda. In anderer Weise und gegen andere Völker. Die Scho‘ah ist tragischerweise einzigartig, weil beispiellos. Doch jeder Genozid ist auf seine eigene Weise eine Tragödie.“ Der Gedenkmarsch findet seit 1988 jährlich statt. Veranstaltet wird er von der Organisation „Marsch der Lebenden International“. In den vergangenen 27 Jahren haben mehr als 220.000 Menschen daran teilgenommen. Gedacht war der Marsch anfänglich für das jüdische Volk. Seit 2005 sind jedoch auch vermehrt nichtjüdische Delegationen vertreten. (dn)

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