"Soll Palästina das 194. Vollmitglied der UN werden?", fragt Schäfer in dem Artikel. "Die USA und auch Deutschland sind skeptisch, doch in der Vollversammlung wird sich wohl eine Mehrheit für einen Palästinenserstaat – und notfalls für eine Mitgliedschaft als permanenter Beobachter, ähnlich dem Status der Schweiz finden." Dabei weist er darauf hin, dass die Palästinenser bereits 1988 einen eigenen Staat ausgerufen haben.
Der Autor beschreibt die israelischen Bemühungen, eine Aufnahme "Palästinas" in die Vereinten Nationen zu verhindern: "Ein früher Erfolg war die mit ihren EU-Partnern nicht abgestimmte Erklärung der deutschen Kanzlerin bei Netanjahus jüngstem Besuch in Berlin, Deutschland werde gegen eine Aufnahme stimmen. Auch das war keine Überraschung angesichts Merkels seit jeher einseitig an den Interessen Israels ausgerichteter Politik, für die sie von der einflussreichsten Israel-Lobbyorganisation der USA, der Aipac, vor kurzem erst ausgezeichnet wurde. Vorwand für diese Einstellung ist die Forderung, dass der Aufwertung Palästinas ein mit Israel ausgehandeltes Friedensabkommen vorangehen müsse."
Mit diesem Argument würden die Palästinenser "seit 40 Jahren hingehalten", meint Schäfer. Dies versetze Israel in die Lage, "in dem von ihm völkerrechtswidrig besetzten palästinensischen Westjordanland systematisch Fakten durch seine Siedlungspolitik zu schaffen und damit die mögliche Lebensfähigkeit eines eigenen palästinensischen Staates zu untergraben". Der Friedensprozess " wird so mehr und mehr zu einer Farce". Der ehemalige Staatsminister prangert den "massiven Einflusses israelischer Lobbygruppen sowie der evangelikalen christlichen Rechten und ihres alttestamentarisch gefärbten Weltbildes" auf die Politik der USA an.
Weiter schreibt Schäfer: "Vor wenigen Monaten haben die UN, der Internationale Währungsfonds und die Weltbank bestätigt, dass die Palästinenser die Voraussetzungen von Staatlichkeit erfüllen – soweit dies unter fortdauernder Besatzung möglich ist. Der UN-Sonderbeauftragte für den Nahostfrieden, Robert Serry, erklärte Ende Juli vor dem Sicherheitsrat, dass die palästinensische Autorität in der Lage sei, ‚die Verpflichtungen, die mit Eigenstaatlichkeit einhergehen, zu jedem Zeitpunkt in der nahen Zukunft zu übernehmen‘."
In diesem Zusammenhang verweist der Autor, der von 1987 bis 1998 Staatsminister im Auswärtigen Amt war, auf die "international gewürdigten Verbesserungen in Wirtschaft, Verwaltung, Infrastruktur und Sicherheitslage" im Westjordanland. "Das palästinensische Ostjerusalem und Gaza können von einem solchen Aufschwung erst profitieren, wenn das palästinensische Staatsvolk in einem lebensfähigen gemeinsamen Staat leben darf, wenn sein Existenzrecht genauso durchgesetzt wird wie das Existenzrecht Israels, wenn die Sicherheit beider Staaten international garantiert wird. Das wird nur durch einen für beide Seiten tragfähigen Kompromiss möglich sein. Der Aufnahmeantrag der Palästinenser weist den richtigen Weg, wird die Rechte der Palästinenser stärken und Verhandlungen auf Dauer eher erleichtern", meint Schäfer.
In dem SZ-Artikel fehlt jeder Hinweis auf innerpalästinensische Probleme wie die Spaltung. Das etwa die Hamas den geplanten UN-Antrag ablehnt, findet keine Erwähnung. Auch palästinensische Raketenangriffe und Terroranschläge auf israelische Bürger spart Schäfer in seinem Beitrag aus.