An dem Heiligen Fastentag wurden in biblischer Zeit alle Sünden des vorangegangenen Jahres einem Bock aufgebunden. Der wurde dann in die Wüste zu einem Ort namens Asasel geschickt, wo er mitsamt den Sünden von ganz Israel in den Abgrund gestürzt worden ist (3. Mose 16,6-11). Im heutigen Sprachgebrauch ist „Asasel“ einer der vielen hebräischen Begriffe für „Hölle“.
Der elektronische virtuelle Sündenbock wird per Twitter mit der Adresse @SinfulGoat (sündiger Ziegenbock) erreicht. Dem kann man anonym 140 Buchstaben lang seine Sünden beichten. Damit andere über die Sünden reflektieren und Ratschläge zu den Untaten geben können, geht man auf die Homepage http://www.escgoat.com/#home. Dort ist man dann „alleine“ mit einer weißen bebrillten Ziege mit großen blinkenden Augen. Zur Erklärung steht dort: „Der Sündenbock schwirrt im Internet herum und sammelt Sünden vor Jom Kippur. Wie in biblischer Zeit, nur freakiger.“
Der Online-Dienst „Times of Israel“ hat in seinem Bericht über die Erfindung auch typische Sünden gesammelt, etwa eines jungen Mannes: „Jedes Mal, wenn ich die Nummer meiner Schwiegermutter auf meinem Handy sehe, drücke ich die ‚Ignorieren‘-Taste.“
Die Geschäftsführerin von „Gottessendung“, Sarah Lefton, habe in einer Pressemitteilung erklärt, dass der Sündenbock zu den eigentümlichsten Sitten des Judentum zähle. In der Gegend von San Francisco sollen Events mit echten Ziegenböcken organisiert werden, um jüdisches Bewusstsein zu verbreiten. Das werde viel Spaß bedeuten, ungeachtet, wie “grenzwertig unsere Sünden sind”.
In diesem Jahr fällt der Fastentag auf den 14. September.