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Südisraelis berichten von Erfahrungen im Krieg

Erstmalig lädt die Nationalbibliothek zu einer Veranstaltung in ihr neues Gebäude ein. Dabei erzählen Künstler aus dem Süden des Landes, wie sie seit dem 7. Oktober versuchen, ihr Leben zu leben.
Von Israelnetz
Sänger NLI

JERUSALEM (inn) – Zehn Jahre wurde das Gebäude der Nationalbibliothek gebaut. Es sollte Ende Oktober eingeweiht werden. Lesern und Forschern steht die Bibliothek seitdem offen, doch aufgrund des Krieges mit der Hamas mussten die Feierlichkeiten verschoben werden. Vor einer Woche gab es aber die erste offizielle Veranstaltung.

Unter dem Titel „Wind des Südens“ sprach der israelische Journalist und Filmemacher Rino Zror mit Künstlern aus Südisrael darüber, wie sich ihr Leben seit dem 7. Oktober verändert hat.

Der Sänger Omer Habron stammt aus der zentralisraelischen Stadt Rechovot. Seit einigen Jahren lebt er in dem kleinen Kibbutz Or HaNer, der an der nördlichen Grenze zum Gazastreifen liegt. Normalerweise verdient Habron als Rapper unter dem Künstlernamen Jimbo J sein Geld.

„Erst im August habe ich mein Lied ‚Bumim’ herausgebracht. Darin erkläre ich meiner zweijährigen Tochter, was passiert, wenn wir uns vor den Raketen der Hamas in Sicherheit bringen müssen.“ Der Gedanke, dass er mit seiner Frau und den beiden Töchtern nach dem 7. Oktober für mehrere Wochen zu seiner Schwester nach Herzlia ziehen würde, war damals noch weit weg. Inzwischen mietet die Familie eine kleine Wohnung in Tel Aviv. Seine zweite Tochter war zum Zeitpunkt des Anschlags drei Wochen alt.

„Die Armee wird schon bald kommen.“

„Trotz der ständigen Raketen war das Leben in Or HaNer sicher und beschaulich“, erzählt Habron den Jerusalemer Zuhörern. Am Morgen des 7. Oktober, dem „Schwarzen Schabbat“, seien er, seine Frau und die beiden Töchter in den Bunker gegangen. „Ich habe gedacht, das wird schon nicht so schlimm sein und die Armee wird schnell für Ruhe sorgen.“

Erst als ein Nachbar ihm gegen 2 Uhr nachmittags erzählte, was in den vergangenen Stunden passiert war, habe er seine Familie genommen und sei mit ihnen über die Straße 232 durch den Negev zu seiner Schwester gefahren.

Auf Zrors Frage, ob er zurückkehren wolle in den Kibbutz Or HaNer, sagte Habron: „Ja, wir wollen zurück. Aber erst, wenn sich die Situation so verändert, dass uns keine Raketen mehr zwingen, in den Schutzraum zu rennen.“

Bei Raketen weiterfahren oder sich auf die Straße legen?

Auch Hadas Neuman fuhr an jenem „Schwarzen Schabbat“ auf der Straße 232. Die künstlerische Leiterin der Cinemathek in Sderot lebt im nahegelegenen Kibbutz Bror Hajil. Sie erzählte, dass sie während der Fahrt mit Freunden aus dem Kibbutz telefonierte, die gerade in Indien zum Urlaub waren.

„Es war so absurd“, erinnert sie sich kopfschüttelnd. „Während ich die Raketen fliegen sah, beriet ich mich mit ihnen. Sollte ich besser schneller fahren, um aus der Gefahrenzone zu kommen oder doch lieber anhalten und mich auf die Straße legen?“ Weil es so viele Raketen gab, entschied sie sich abwechselnd für beide Optionen.

Neuman ist auch in das Theater Otef Asa, das Gazagürtel-Theater, eingebunden, dessen Spielsaison eigentlich am 8. Oktober gestartet wäre. Doch ein großer Teil des Teams ist entweder ermordet oder entführt. „Das Theater befindet sich mitten in der Kampfzone.“

Auch der blinde Preisträger des Internationalen Bibelquiz von 2002, Avichai Scheli, erzählte von seinen Erlebnissen am 7. Oktober. Früh morgens wurde der 40-Jährige von seinen kleinen Kinder geweckt. „Ohne meine Hörgeräte bin ich fast taub. Ich verstand also nicht, warum mein Sohn an mir herumzerrte und mich in den Schutzraum zog.“ Ob er in der Wüstenstadt Netivot wohnen bleiben wolle? „Natürlich“, antwortete der Sozialaktivist mit Nachdruck. „Ich werde bleiben. Das ist mein Zuhause.“

Foto: Israelnetz/mh
Wenn bisher auch ohne pompöse Einweihung – Die Lesesäle der Nationalbibliothek werden rege genutzt

In der neuen Bibliothek befinden sich auf mehr als 40.000 Quadratmetern in elf Stockwerken vier Lesesäle mit fünf Hauptabteilungen: Judaistik, Geschichte Israels, Islam und Naher Osten, Geisteswissenschaften sowie Musikwissenschaft. Das Gebäude hat umgerechnet 210 Millionen Euro gekostet und lädt die Bevölkerung ein, es zu entdecken. (mh)

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